Ein beliebter Heiliger

In der Region Krefeld starten die traditionellen Martinsumzüge. Die KirchenZeitung zeigt einige Beispiele

Sie sind der Lichtblick bei jedem Martinsumzug: Die selbstgebastelten Laternen der Kinder, heute meist betrieben mit LED-Leuchten. (c) Superbass : CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)
Sie sind der Lichtblick bei jedem Martinsumzug: Die selbstgebastelten Laternen der Kinder, heute meist betrieben mit LED-Leuchten.
Datum:
29. Okt. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 44/2024 | Chrismie Fehrmann

St. Martin war der erste Heilige, der nicht als Märtyrer gestorben ist, sondern bis heute für seine fromme Lebensweise verehrt wird. Jedes Kind kennt und liebt ihn – nicht nur wegen der Tüten, die es im Anschluss an die Umzüge stets gibt. In den verschiedenen Krefelder Stadtteilen ist die Erinnerung an den hilfsbereiten Mann das herausragende Brauchtumsereignis. Die Organisatoren der Martinszüge müssen jedoch verstärkt mit städtischen Auflagen und Ehrenamtlerschwund kämpfen.

 Forstwald

Der St. Martin bleibt in Forstwald in der Familie. Mit dem Geschwisterpaar Carina und Alexander sind es junge Leute, die die Figur in den nächsten Jahren abwechselnd verkörpern wollen. Sie steigen für ihren Vater Karl Willi Severens (72) in den Sattel, der 35 Jahre den St. Martin verkörperte. Und noch eine Änderung gibt es: Günther Twietmayer tritt nach 20 Jahren von seiner Rolle als „armer Mann“ zurück. Damit auch wirklich alles in der Familie bleibt, setzt sich Alexander Severens ans Feuer, zumal er auch noch reiten lernen muss.

„Mutter Elisabeth ist natürlich auch in Sachen St. Martin dabei. Sie ist die Chef-Organisatorin des feierlichen Abends“, freut sich Rudolf Weißert, der Vorsitzende des zuständigen Bürgervereins Forstwald. „Der Martinszug ist eine Veranstaltung, die in unseren Händen liegt.“

Und nicht nur das. Weißert, von Haus aus Bäckermeister, schiebt auch noch die 1200 Weckmänner für die Martinstüten in den Backofen, die er per Hand formt und mit der traditionellen Tonpfeife versieht. „Sie muss sein, denn sie steht für den Bischofsstab“, meint er.

Die Kinder stellen sich am Samstag, 16. November, 17 Uhr, auf dem Hof der Schule am Bellenweg auf. „45 Sammler sind für die Finanzierung der Tüten unterwegs.“

 

Lehmheide

Kürzer geworden ist der Zug in Lehmheide, der ebenfalls am 16. November, 
17 Uhr, ab Kurt-Tucholsky-Gesamtschule zieht. „Es ist nur noch eine Grundschule dabei“, nennt Klaus Hess, zuständig für Brauchtumsveranstaltungen im Bürgerverein, einen Grund. „Grundsätzlich haben wir weniger Teilnehmer.“

Es gebe sowieso weniger Menschen, die sich als Sammler, Zugbegleiter oder in der Organisation überhaupt engagierten, erklärt er weiter. „Das ist ein ganz wunder Punkt.“ Der Zugweg sei auch – den kurzen Beinen der Kinder entsprechend – verkürzt worden. Was die Querung der Magistrale, der Gladbacher Straße angeht: „Da sind wir froh, gute Unterstützung von der Polizei zu bekommen, damit nichts passiert.“

 

 Uerdingen Altstadt

Eine Besonderheit in Uerdingen: Hier ziehen Gänse mit. Sie haben Martin einst verraten. (c) Gabi Repaska/unsplash
Eine Besonderheit in Uerdingen: Hier ziehen Gänse mit. Sie haben Martin einst verraten.

Auch beim St.-Martins-Verein Uerdingen Altstadt ist der Martinszug Familiensache: Anna Hermanns hat die Organisation übernommen, die schon ihr Opa Wolfgang innehatte. „Unsere Helferinnen stehen vorab zwei Mal auf dem Uerdinger Wochenmarkt, um Geld für die Tüten zu sammeln und für den Zug zu sensibilisieren“, erklärt die Vorsitzende. „Sorge, nicht genug einzunehmen, haben wir nicht, da wir spendable Unternehmen im Stadtteil haben. Auch Ehrenamtliche haben wir genug, da die Kinder von Kindertagesstätten und Schulen mitziehen, die wiederum das nötige ‚Personal‘ mitbringen.“
In Uerdingen geht es am Mittwoch, 6. November, 17.45 Uhr, auf dem historischen Marktplatz los. Dort finden auch das Feuer und die Tütenausgabe statt. Dass dieser Martinszug tierisch gut ist, hat seine Gründe: Ihn führt St. Martin auf seinem Pferd an. Am Ende schnattern traditionell Gänse in ihrem Kutschenwagen. Das Federvieh hat Martin einst verraten.

Hermanns: „Der bis dahin einsiedelnde Heilige hatte sich schließlich im Gänsestall versteckt, um nicht Bischof werden zu müssen. Doch das Schnattern des Federviehs zeigte den Leuten, wo sie ihn finden konnten. Wir erinnern auch an diese Begebenheit – nicht nur an die des Mantelteilens am Feuer.“

Wobei das Martinsfeuer reglementiert ist und bei der Stadt Krefeld angemeldet werden muss. Ein Auszug: Es darf einen Meter in Höhe und Fläche nicht überschreiten, nur trockenes Holz, Zweige und Äste dürfen verwendet werden, zwei Personen über 18 Jahre müssen die ganze Zeit aufpassen, und bei starkem Wind bleibt das Feuer dann ganz aus.