Auch bei der Katholischen ArbeitnehmerBewegung (KAB) im Bistum Aachen ist in diesem Jahr vieles ausgefallen. Bei der traditionellen Friedenswallfahrt zum Kreuz nach Rott haben die Verantwortlichen sich nun gegen eine Absage entschieden. Unter angepassten Bedingungen machten sich rund 50 Teilnehmer auf den Weg, froh, dass diese Veranstaltung, die vielen wichtig ist, möglich war.
„Die Friedenswallfahrt ist sowas wie ein Familientreffen. Das wollten wir unseren Aktiven nicht nehmen. Viele sind schon älter und gehören zur Risikogruppe. Die haben sich wegen Corona lange nicht gesehen“, sagt Ralf Linnartz, Diözesanpräses der KAB Aachen. Außerdem sei eine Veranstaltung draußen auch mit den vorgeschriebenen Schutzmaßnahmen einfacher zu organisieren gewesen. Für die Teilnehmer hieß das diesmal, sich verbindlich anzumelden und sich vor dem Start in Kontaktlisten einzutragen sowie einen Mund-Nasen-Schutz mitzubringen und zu tragen, wo Mindestabstände nicht einzuhalten waren. Was alle mit einer guten Prise Humor nahmen. Auch gute Bekannte stellten sich einander noch mal (mit einem Augenzwinkern) vor. So mit Maske sähe man ja schon irgendwie anders aus. Auch Kommentare wie „Steht dir“ machten die Runde.
„Ich bin überrascht, dass doch so viele gekommen sind, wenn auch überwiegend aus den Aachener Regionen, Düren und Heinsberg“, stellte Ralf Linnartz fest. Sie hätten das auch mit nur zehn Leuten gemacht. Verzichtet hatten vor allem die Mönchengladbacher und Krefelder, sonst immer mit dabei, denen die Anfahrt dann doch zu weit war. Denn auch das Programm fiel coronabedingt kürzer aus. Normalerweise geht es vom Treffpunkt auf einem Waldparkplatz über mehrere Stationen hinweg zur Wiese mit dem Friedenskreuz oberhalb von Rott. Diesmal zogen alle in einem gemeinsamen Schweigemarsch mit Abstand hinauf zum Kreuz. Was eine echte Herausforderung sei, Schweigen und KABler, das passe nicht gut zusammen, wie Linnartz im Vorfeld scherzte. – Tat es dann aber doch.
Die Friedenswallfahrt ist vielen wichtig, weil sie sich hier mit anderen aus dem Verband treffen, aber auch aus inhaltlichen Gründen und aus Solidarität mit der Kirchengemeinde in Rott. Seit 1953 pilgert die KAB jedes Jahr im Rahmen der dortigen Quirinusoktav hierher. In Zeiten, wo es solche lokalen Pilger-Veranstaltungen eh schon schwer haben, geht es dem Verband um die Unterstützung und Wertschätzung derer, die die Oktav vor Ort organisieren. Da trage man sich gegenseitig.
Auch in der Corona-Pandemie hatte es sich der Gemeindeausschuss um Brigitte Palm nicht nehmen lassen, die Gäste (Freunde) von der KAB willkommen zu heißen und alles für den Gottesdienst vorzubereiten. Der Bläserverein aus Rott sorgte – wie jedes Jahr – für die Musik im Gottesdienst und die Schützen hatten darauf bestanden, im Anschluss zum Mittagessen einzuladen. „Weil da mehr Platz ist, findet das diesmal im Schützenheim und nicht wie sonst im Gemeindehaus statt“, berichtet Ralf Linnartz. Ausfallen lassen sei keine Option für die Schützen gewesen, und da die Zahl überschaubar sei, werde das auch mit den Abständen machbar sein.
Ein weiterer Punkt, der Organisatoren und Teilnehmern wichtig war, ist der Friedensgedanke. Errichtet wurde das 13,5 Meter hohe Eichenholzkreuz auf dem Giersberg im September 1950 als Dank der Gemeinde dafür, dass das Dorf von der Zerstörung des Zweiten Weltkrieges verschont geblieben war. Auch heute noch ruft es die Schrecken des Krieges in Erinnerung und mahnt an den Frieden. Friede und Gerechtigkeit seien gerade jetzt, wo ein Virus die ganze Welt und das Leben der Menschen beherrsche, umso wichtiger und wertvoller. Dafür vor Gott zu bitten und auf die Sorgen der Menschen im Bistum und auch in den Partnerländern der KAB zu schauen, war ein weiterer Grund gegen eine Absage.
Traditionell greift die Friedenswallfahrt an den einzelnen Stationen Texte und Elemente der Kreuzwege der Arbeit in den Regionen Aachen, Düren und Krefeld auf. Die mussten in diesem Jahr während des Shutdowns ausfallen. Die Gedanken der Gruppen, die sie vorbereitet hatten, flossen stattdessen nun in den Gottesdienst unter dem Friedenskreuz ein. Als Thema hatten die Verantwortlichen in Aachen und Düren „Unser Kreuz mit der Kirche“ gewählt. Dabei ging es um die Aspekte „Macht – Angst – Freiheit“ im Arbeitsleben, in Kirche und Gesellschaft. Macht und Druck von oben, die Menschen ohnmächtig machen; Angst, wo Vertrauen, Solidarität und Miteinander fehlen, wo Arbeit und Existenz bedroht sind; Freiheit, da, wo Mutige ihre Stimme erheben, anderen eine Stütze sind, wo aus Ohnmacht die Freiheit wird, selbst zu gestalten, damit auch zukünftig (Kirchen-)Gemeinschaft entstehen kann.
In Krefeld war das Thema „Gute Arbeit für ein Leben in Würde“. Das sei durch die Corona-Pandemie nicht einfacher geworden, die gesellschaftliche Spaltungen noch vertiefe. Gutes Leben und Arbeit für alle schaffe eine lebendige gesunde Wirtschaft für alle, ermögliche Teilhabe, Anerkennung und soziale Kontakte und beginne vor Ort, mit jedem einzelnen.
Berührend auch die Erfahrungen, die Vertreter der Partnerorganisation Iray-Aina aus Madagaskar dem Arbeitskreis hatten zukommen lassen. Die Pandemie und der Lockdown im Frühjahr haben für die Menschen dort ihre Lebenssituation noch einmal verschärft, ihre Projekte, ihre Existenz und ihre Gesundheit in Frage gestellt. Kontakte anderer KAB-Gruppen in Länder wie Brasilien verdeutlichen zudem, wie Corona gerade Diktaturen in die Hände spielt. Auch Alt-Bischof Heinrich Mussinghoff verwies in seinem Grußwort auf die Folgen der Pandemie für Menschen weltweit. Er wünschte den Teilnehmern: „Gott erhalte Ihnen den unbedingten Willen, die fundamentalen Bitten im Vaterunser zu erfüllen und in unserer Gesellschaft stark zu machen, damit Friede in Corona-Zeiten wird.“