Ein Willkommens-Ort

Studierende aus verschiedenen Nationen gestalten in der KHG gemeinsam einen interkulturellen Patio

Jeder hilft mit und zusammen mit den Pflanzen wächst auch die Gemeinschaft zwischen den Studierenden. (c) Andrea Thomas
Jeder hilft mit und zusammen mit den Pflanzen wächst auch die Gemeinschaft zwischen den Studierenden.
Datum:
12. Mai 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 19/2022 | Andrea Thomas

So langsam wird der Innenhof zwischen den Räumen der katholischen Hochschulgemeinde (KHG) und dem „Chico Mendes“ grün und gemütlich. Rund 25 Studierende wollen hier einen Ort der Ruhe, des Friedens und Miteinanders schaffen, an dem sich alle willkommen fühlen, egal welcher Herkunft und welchen Glaubens.

Geplant und gearbeitet wird in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen, meist zu zehn Leuten. „Unsere Treffen sind offen. Wer Zeit und Lust hat schaut vorbei, so wie es ihm oder ihr gerade passt“, berichtet Hannah Hassanein aus dem Team der KHG, die das Projekt koordiniert. So seien immer mal andere da, was es immer wieder neu und interessant mache. Neben dem Ziel hier einen gemeinsamen Ort zu schaffen, ist es vor allem die Gemeinschaft selbst, die dabei entsteht, um die es bei dem Projekt „Interkultureller Patio“ geht. Studiernde, unter anderem aus Indien, Kenia, Zypern, China, Argentinien, Irak und Deutschland, haben sich so gefunden, um gemeinsam zu werkeln und zu gärtnern und einander und ihre unterschiedlichen kulturellen Wurzeln näher kennenzulernen.

„Wir lernen über das Gärtnern ganz viel voneinander“, sagt Hannah. Dem können die Mitwirkenden nur zustimmen. „Die Zusammenarbeit mit den anderen ist das Beste, was sich aus dem Projekt ergeben hat“, zieht auch Kyriakos aus Zypern positive Zwischenbilanz. Er ist über einen Aushang auf das Projekt aufmerksam geworden. „Ich mag Gärtnern. Da ist das eine tolle Möglichkeit“, sagt er. Außerdem könne Aachen mehr Blumen vertragen. Er findet, davon gäbe es hier im Vergleich zu anderen Städten noch zu wenig. Dennis kommt aus Kenia. Auch er fand die Idee, gemeinsam einen begrünten Patio zu schaffen interessant. Er möge Pflanzen, erzählt er, und habe in seiner Heimat schon Blumen, Mais und Bäume gepflanzt. Sijie aus China hat besonders das Miteinander angesprochen. „Ich studiere Materialwissenschaften. Das ist oft abstrakt und hat wenig mit Menschen zu tun. Für mein Leben brauche ich aber andere und gebraucht zu werden“, erklärt er. Sie kämen aus verschiedenen Kulturen, seien aber alle gleich. Das sei schön. Dheeraj ist aus Indien. Er hat nur ein Zimmer und findet es schön, hier nun einen Ort zu haben, wo er hin kann, der nicht die Uni ist.

Ein Teil des Teams, das den Patio gestaltet. Die jeweiligen Gruppenzusammensetzungen verändern sich von Treffen zu Treffen immer mal wieder. (c) Hannah Hassanein
Ein Teil des Teams, das den Patio gestaltet. Die jeweiligen Gruppenzusammensetzungen verändern sich von Treffen zu Treffen immer mal wieder.

Ausgangspunkt für das Projekt sei der leere und ungenutzte Innenhof gewesen, aus dem sie als KHG gemeinsam mit Studierenden etwas hatten machen wollen, das allen offenen steht, erzählt Hannah Hassanein. Bei den ersten Treffen ging es zunächst einmal ums Sammeln von Ideen und um die Planung der Umsetzung. Die hätten sie immer wieder angepasst und weiterentwickelt. Wichtig ist der Gruppe, dass der Patio ein Ort von Frieden, Gemeinschaft, Ruhe und Schönheit wird, ein Ort der verschiedenen Religionen und Kulturen. Das soll sich auch in den Pflanzen wiederspiegeln, die sie hier anpflanzen wollen.

„Wir überlegen noch, wie wir diese Idee und die Symbolik der verschiedenen Pflanzen für Besucher sichtbar machen, ob wir Schildchen in die Pflanzen stecken oder so.“ Besonders wichtig, erklärt Hannah, sei ihnen gewesen, einen Olivenbaum zu haben, wenn auch zunächst nur einen ganz kleinen. Olivenbäume sind teuer. Vielleicht machten sie, wenn alles fertig sei, mal eine Aktion, um Geld für einen größeren zu sammeln.

Ab März hat die Gruppe begonnen, ihre Ideen in die Praxis umzusetzen und zunächst Blumenkästen aus alten Paletten gebaut. Blumentöpfe und Kübel in verschiedenen Größen ergänzen das Bild. Dazu noch eine Sitzgarnitur aus Holz. An einem zweiten Aktionstag wurde dann gepflanzt und gesät. Einige haben Ableger mitgebracht und Pflanzen, die sie geschenkt bekommen haben. Nur wenige Pflanzen haben sie gekauft. So hat in Beeten und Töpfen eine Mischung aus blühenden Pflanzen (Rosen, Flieder, Rhododendron), Obstpflanzen (unter anderem Erd- und Brombeeren) sowie Gemüse und Kräutern, von Bohnen über Mais und Kohlrabi zu Kamille, Thymian und Oregano, Platz gefunden. Letztere sollen neben ihrer vielfältigen Bedeutung als Heil- oder Gewürzpflanzen dem gemeinschaftlichen Kochen dienen. Gemeinsame Mahlzeiten verbinden. Auch bei ihren Treffen sei um Mittag zusammen zu sitzen, zu essen und über alles Mögliche zu reden wichtig, berichten die Teilnehmenden. 

Fair, nachhaltig und achtsam, so wollen sie mit der Natur und einander umgehen. Jeder bringt seine Talente, Ideen und Fähigkeiten ein und lernt von den anderen. Wer gut im Handwerklichen ist, lernt zu Gärtnern und umgekehrt. Ob tatsächlich alles, was sie eingesät haben, am  Ende etwas wird – abwarten. Wenn nicht, sei das auch nicht schlimm, es gehe um den gemeinsamen Versuch, heißt es aus der Gruppe. Die wächst immer mehr zusammen und entwickelt sich – wie ihr Patio, auf dessen Fertigstellung und Nutzung sie sich schon freuen.

Nicht nur für sich sondern auch um diesen besonderen Ort mit anderen zu teilen. Wer ein ruhiges Eckchen sucht, beim Lernen im benachbarten Arbeitsraum der KHG mal sein Gehirn durchlüften muss oder die Pause einer Veranstaltung im Grünen verbringen möchte, ist willkommen. „Wir wollen auch gerne Veranstaltungen anbieten, die zum Konzept unseres Patio passen, zum Beispiel Lesungen oder Musik“, skizziert Hannah Hassanein. Mal sehen, das werde sich schon ergeben. Wie so vieles in diesem Projekt: Einfach mal wachsen lassen.