In den vergangenen Jahren hat man kaum eine so festlich-gelöste Stimmung erlebt wie bei der Weihe der neuen Scholz-Orgel in St. Lambertus Erkelenz. Sie ist nicht nur ein starkes Instrument, sondern auch ein Zeichen für einen Neuanfang nach der Zeit der vielfältigen Probleme.
Es dauert ein wenig, bis es Stefan Emanuel Knauer vom Kirchturm durch den Mittelgang bis nach vorne zu Pfarrer Werner Rombach schafft. Immer wieder bleibt er stehen, nimmt Glückwünsche entgegen, wird umarmt von glücklichen Menschen, die etwas für den Bau der neuen Orgel in St. Lambertus Erkelenz gespendet haben.
Der letzte Ton des Stücks „Carillon de Westminster“ aus den „Pièces de Fantaisie“ op. 54 von Louis Vierne ist längst verklungen, als Knauer schließlich Rombach gegenübersteht. „So, mein Lieber, herzlichen Glückwunsch“, sagt der Priester zum Kirchenmusiker. „Wir haben es geschafft.“ Dann umarmen sich die beiden Männer sichtlich glücklich. „Auch Ihnen herzlichen Glückwunsch, Herr Pastor“, sagt Knauer. „Sie sind der Grundstein, ohne den das alles nicht möglich gewesen wäre.“ Dass Rombach vor seiner Priesterlaufbahn selbst Kirchenmusik studiert hat, dürfte für das Projekt „Orgelbau“ hilfreich gewesen sein.
Doch ohne das jahrelange Engagement des Orgelbauvereins hätte auch Rombach heute keine neue Orgel weihen können. Wenn man sich so umhört, kann kaum jemand glauben, dass der Traum, der vor 14 Jahren begann, heute tatsächlich Realität geworden ist. „Es ist einfach Wahnsinn“, freut sich Josef Viethen. Er ist der zweite Vorsitzende des Orgelbauvereins. Als Architekt hat er viele Kontakte zu Handwerkern und maßgeblich dazu beigetragen, dass die Orgelempore 2015 gebaut wurde. Ein wichtiger Impuls für viele Menschen, sich nun mit einer Spende für den Neubau zu beteiligen. Knapp 1,3 Millionen Euro hat der Orgelbauverein zusammengetragen und so das neue Instrument komplett aus Spenden finanziert.
Zum Dank für ihr Engagement überreicht Rombach den Mitgliedern des Vereinsvorstands ein Stück Orgelbaugeschichte: Die Abdeckungen, die die Pfeifen während des Baus vor Staub und Farbe schützten. Weil die himmelblaue Farbe des elf Meter hohen Gehäuses nicht gleichmäßig auf allen Abdeckungen ist, sind so Unikate entstanden. Der 2017 verstorbene Künstler Horst Lerche hat das Gehäuse gestaltet.
Die Idee zu dem ungewöhnlichen Geschenk hatte der Mönchengladbacher Orgelbauer Martin Scholz, der mit seinem Team 2017 den Auftrag zum Bau erhalten hatte. Scholz stammt aus einer Musikerfamilie. Sein Vater, Viktor Scholz, war einst von 1958 bis 1998 Kantor in der Münsterbasilika Mönchengladbach. Nebenbei unterrichtete er als Dozent am St.-Gregorius-Haus in Aachen. Rombach studierte bei ihm.
„Die Orgel bringt den gesamten Kosmos zum Klingen“, sagt Rombach in seiner Predigt. „Unsere Orgel führt uns wie alle Orgeln zum Staunen. Und das Staunen führt uns zu Gott. Möge diese neue Orgel den Menschen in der Pfarrei Christkönig dabei helfen, sich auf das Lob Gottes und die Begegnung mit ihm auszurichten.“