Ein „Tak“en anders

Zum 125-jährigen Bestehen des Treffs am Kapellchen wurde die frisch sanierte Brandts-Kapelle eingeweiht

Die hohe Qualität der Arbeiten in der Kapelle lobte die ehemalige Dombaumeisterin von Köln, Barbara Schock-Werner. (c) Detlef Ilgner
Die hohe Qualität der Arbeiten in der Kapelle lobte die ehemalige Dombaumeisterin von Köln, Barbara Schock-Werner.
Datum:
6. Okt. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 40/2021 | Garnet Manecke

Nach fünf Jahren Sanierung ist die Brandts-Kapelle Mönchengladbach zu ihrem 125-jährigen Bestehen neu eingeweiht worden. Nun ist sie wieder das Herzstück für Gottesdienste und Veranstaltungen des Treffs am Kapellchen (Tak). Seit 15 Jahren bietet der einen Platz für die „kleinen Leute“ an dem Ort, der die Keimzelle für die Katholische Soziallehre ist.

Ihre Begeisterung kann Barbara Schock-Werner nicht verbergen. „Während des Gottesdienstes und der Reden habe ich Gelegenheit gehabt, mir die Decken und Wände anzusehen“, sagt sie. „Die Profi-lierungen an den Säulen sind von unglaublicher Feinheit und Qualität. Etwas Vergleichbares kenne ich nur von der Schlosskapelle Versailles.“ Dieses Lob ist eines der wertvollsten in einer ganzen Reihe von Lobesreden. Denn das Urteil über die Brandts-Kapelle kommt aus dem Mund einer erfahrenen Expertin: Barbara Schock-Werner war von 1999 bis 2012 Dombaumeisterin am Kölner Dom.

Zur Einweihung der frisch sanierten Brandts-Kapelle war Schock-Werner als Vertreterin der Stiftung NRW dabei, die die Bauarbeiten mit einer namhaften Summe unterstützt hat. „Normalerweise fördert die Stiftung NRW keine Kirchenbauten. Aber hier ist der soziale Aspekt der Kapelle als Treffpunkt für Menschen ein Grund dafür gewesen“, sagt die Vizepräsidentin der Stiftung NRW.

Wie besonders der Ort ist, zeigt sich schon an den Feiern zur Einweihung. Denn die Segnung findet nicht beim Festakt statt, zu der die Honoratioren aus Politik und Wirtschaft eingeladen sind. Gut drei Wochen zuvor hatten die Steyler Missionsschwestern, die den Tak betreuen, und Propst Peter Blättler, Leiter der GdG St. Vitus, mit jenen, die den Tak beleben, einen Gottesdienst gefeiert. In diesem Rahmen wurde die Kapelle neu gesegnet. Ein Sinnbild für das, was an diesem Ort geschieht: Die „kleinen Leute“ stehen hier im Mittelpunkt: Langzeitarbeitslose, Obdachlose und Menschen, die in Armut leben.

Zwei Apfelbäume zum Abschied: Möge  der Tak wachsen, blühen und gedeihen

Seit der Textilunternehmer Franz Brandts die kleine Kapelle an der Rudolfstraße zum Gedenken an seinen verstorbenen Sohn baute, ist sie Heimat der „kleinen Leute“. Damals waren es die Arbeiter aus den Textilfabriken, die hier Gottesdienste feierten oder sich zu Vorträgen und Weiterbildungskursen trafen. „Bei einem Vortrag über die Sanierungsarbeiten vor ein paar Tagen ist mir bewusst geworden, wie sehr ich mich mit diesem besonderen Ort verbunden habe“, sagt Architekt Eckhardt Mertens. „Und wie sehr mich dieser besondere Geist durchdrungen hat.“

Der Geist, der an diesem Ort seit 125 Jahren gelebt wird, habe auch die Beteiligten der 15 verschiedenen Gewerke, die an der Sanierung mitgearbeitet haben, im wahrsten Sinne des Wortes „begeistert“, sagt Mertens. „Es gab keinen einzigen, der nicht von diesem Geist erfasst worden wäre“, berichtet der Architekt. „Alle haben von dieser Harmonie und der Wärme berichtet.“ Zum Abschied schenkt er den Steyler Missionsschwestern zwei Apfelbäume: „Wir wünschen euch, dass diese Einrichtung wächst, blüht und gedeiht.“

125 Jahre Brandts-Kapelle, der Abschluss der fünfjährigen Sanierung von Kapelle und der Klais-Orgel und 15 Jahre Treff am Kapellchen: Es gab reichlich Anlässe zu feiern. Allerdings trübt sich die Feierlaune ein wenig durch die Nachricht vom Tode Anka Frankens. Sie hatte zusammen mit dem bereits 2015 verstorbenen Edmund Erlemann den neuen Volksverein 1983 gegründet. Der sollte in der Tradition des 1890 von Franz Brandts und dem Priester Franz Hitze gegründeten „Volksvereins für das katholische Deutschland“ stehen. Grund für die Neugründung war die stetig ansteigende Arbeitslosigkeit in den 1980er Jahren und die damit verbundenen Probleme für die Menschen.

Wie sehr die Tak-Besucherinnen und -Besucher mit ihrer Kapelle verbunden sind, zeigte sich an der Spendenbereitschaft. Neben den Zuschüssen von Stiftungen und Land NRW haben viele der Tak-Stammgäste den einen oder anderen Euro in die Spendenbox gegeben. Auch die musikalische Begleitung war für viele Teilnehmer am Einweihungsgottesdienst ein besonderes Erlebnis: Die Klais-Orgel war ebenfalls generalüberholt worden und erklang nach vielen stummen Jahren nun wieder.

In der kommenden Ausgabe 41 der KirchenZeitung lesen Sie, warum die 
Brandts-Kapelle historische Bedeutung für ganz Deutschland hat.