Ein Segen für die Liebe

Auch im Alter kann man sich verlieben: Hildegard Giers (83) und Anton Klier (74) feierten Hochzeit

Anton Klier und Hildegard Giers feierten Hochzeit in dem Garten, in dem sie sich vor gut zwei Jahren kennenlernten. (c) Caritaszentrum
Anton Klier und Hildegard Giers feierten Hochzeit in dem Garten, in dem sie sich vor gut zwei Jahren kennenlernten.
Datum:
18. Aug. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 33/2021 | Garnet Manecke

Das Altenheim – Endstation eines Lebens: Dieses Gefühl hatten auch Hildegard Giers und Anton Klier, als sie in das Seniorenzentrum Holt in Mönchengladbach einzogen. Aber der Umzug sollte für beide noch eine große Überraschung bereithalten. Sie begegneten ihrer großen Liebe. Vergangene Woche haben die beiden Senioren ihre Lebensgemeinschaft segnen lassen.

25 Gäste waren bei der Segnung der Lebensgemeinschaft dabei. (c) Caritaszentrum
25 Gäste waren bei der Segnung der Lebensgemeinschaft dabei.

Als die beiden sich küssten, bleibt kein Auge in der Gästeschar trocken. Anton Klier hält die Hand seiner Hildegard. Sie sieht ihn verliebt wie ein Backfisch an. Ein langes roséfarbenes Kleid hatte sich die 83-Jährige für diesen Moment ausgesucht. Die Sonne lässt die Paillettenapplikationen und das Diadem in ihrem Haar glitzern. Hildegard Giers’ Bräutigam trägt ein dunkelrotes Jackett, das auf die Farbe des Brautstraußes abgestimmt ist. In diesem Moment erfüllt das Glück des Paares hier im Garten des Seniorenzentrums Holt die Herzen der Anwesenden. Man kann die Schmetterlinge im Bauch förmlich sehen.

Gut zwei Jahre ist es her, dass sich Hildegard Giers (83) und Anton Klier (74) hier in diesem Garten zum ersten Mal gesehen haben. Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, sagen beide. Dabei war Anton Klier damals gar nicht in der Stimmung für die Liebe. Nach einem Schlaganfall war er gerade in das Seniorenheim eingezogen. Ein Moment, der für viele Bewohner und Bewohnerinnen schwierig ist. Sie müssen ihre gewohnte Umgebung verlassen, lassen viele Erinnerungen zurück, geben einen wesentlichen Teil ihrer Selbstständigkeit auf und müssen sich auch von den meisten Möbeln und anderen Dingen verabschieden. Gesundheitliche Beeinträchtigungen machen die Situation nicht gerade leichter. In dieser Situation also saß Anton im Garten – demselben, in dem er jetzt seine Hochzeit feiert.

Amors Pfeil hat Hildegard Giers direkt mitten ins Herz getroffen, als sie vor gut zwei Jahren in den Garten ging. Sie wollte etwas frische Luft schnappen und vielleicht ein bisschen Gesellschaft finden. Als sie den Mann da sitzen sah, wusste sie gleich: „Das ist er!“. Also setzte sie sich zu ihm und unterhielt sich mit ihm.

Hoch-Zeit im christlich-biblischen Sinn

Eine neue Rolle für Therapiehündin Elli: Der Retriever brachte die Ringe in einem Korb. (c) Caritasverband
Eine neue Rolle für Therapiehündin Elli: Der Retriever brachte die Ringe in einem Korb.

Anton Klier gefiel die Frau, die ihm da gegenüber saß, gleich. Genau wie er war sie schon einmal verheiratet. Sie ist Mutter dreier Töchter, er hat eine Tochter. Sie ist verwitwet, er ist geschieden. Die Kinder seien überrascht gewesen von ihrem Entschluss, erzählt das Paar. „Allerdings haben wir nicht groß gefragt“, sagt Anton Klier lachend. In ihrem Alter nimmt man das Glück zärtlich in den Arm, wenn es sich neben einen setzt und einen erwartungsvoll anschaut. Außerdem kam der Schritt nicht so überraschend. Immerhin teilen sich die beiden im Seniorenheim schon länger ein Wohn- und Schlafzimmer.

Ihre Hochzeit sollte im Garten stattfinden, dort, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren. Trauzeugin Verena Giesen, Altenpflegerin im Caritas-Seniorenzentrum, führt die strahlende Braut den Gang hinunter, an dessen Ende der Bräutigam auf einem Stuhl wartet. 25 Gäste teilen diesen besonderen Moment mit dem Paar: Familienangehörige, andere Bewohner und Bewohnerinnen des Altenheims sowie Mitarbeitende.
Auch für Gemeindereferent Christoph Habrich ist die Segnungsfeier ein ganz besonderes Ereignis. „Eine Hoch-Zeit ganz im christlich-biblischen Sinne“, sagt er.

Schon in der Vorbereitung seien die Gespräche mit dem Paar sehr anrührend gewesen. Ihnen sei wichtig gewesen, ihr Glück zu feiern und zu zeigen, dass das Leben schön ist. Auch wenn es keine Trauung im kirchlichen Sinne ist, dürfen einige Elemente nicht fehlen: Retriever Elli, die sonst als Therapiehund im Einsatz ist, bringt in einem Körbchen die Ringe für das Paar, die vor dem Ringtausch gesegnet werden. Und natürlich spricht Habrich am Ende der Segnung die magischen Worte: „Sie dürfen die Braut jetzt küssen“. Eine Aufforderung, der Anton Klier nur zu gerne nachkommt.

Bei einem Sektempfang stoßen die Brautleute mit ihren Gästen auf die Liebe an. Und was wünschen sie sich für die Zukunft? „Viel Gesundheit und dass wir uns immer so gut verstehen wie bisher“, sagen sie. Das wünschen ihnen alle, mit denen sie ihr Glück teilen. Wen auch immer man auf die Hochzeit anspricht: In den Stimmen derer, die dabei waren, klingt die Liebe durch.