Ein Ruhepol im Weihnachtstrubel

Die Krefelder Stadtkirche St. Dionysius als Teil des Weihnachtsmarktes

Die Kirchenstufen fungieren als Bühne - St. Dionysius ist Teil des städtischen Weihnachtsgeschehens. (c) Stadt-Krefeld/Dirk Jochmann
Die Kirchenstufen fungieren als Bühne - St. Dionysius ist Teil des städtischen Weihnachtsgeschehens.
Datum:
14. Dez. 2021
Von:
Aus der Ausgabe 50/2021 | Ann-Katrin Roscheck

Atmosphärisch strahlen die roten Lichtringe von den Bäumen auf dem Dionysiusplatz, einladend wirken die vielen kreativen Handwerksarbeiten in den Auslagen der niedlichen Holzhütten, und laut mischen sich Lachen und Stimmengewirr über dem frischen Rindenmulch zur fröhlichen Weihnachtsvorfreude. 

Pfarrer David Grüntjens. (c) Ann-Katrin Roscheck
Pfarrer David Grüntjens.

Nur wenige Schritte weiter verändert sich die Atmosphäre: Während die rote, kunstvolle Beleuchtung durch die warmen Kirchenwände abgelöst wird, ist der Weihnachtstrubel hier in der St.-Dionysius-Kirche jetzt nur noch ganz leise wahrnehmbar. Eine Mutter und ihre zwei Kinder haben den Glühwein und die Kakaotassen gegen eine Kerze und ein Streichholz getauscht. Waren sie gerade noch auf dem Weihnachtsmarkt, zünden sie nun vorsichtig den Docht an und falten die Hände zum Gebet.

Die Dionysiuskirche als Citykirche in der Krefelder Innenstadt hat an 365 Tagen im Jahr geöffnet. Ab Ende November aber verwandelt sie sich jedes Jahr aufs Neue in eine ganz besondere Kulisse. Denn dann wird sie zum außergewöhnlichen Ruhepol inmitten eines ähnlich außergewöhnlichen Weihnachtsmarktes. Seit das Krefelder Stadtmarketing im Jahr 2017 zum ersten Mal den „Made In Krefeld Special-Weihnachtsmarkt“ (Miks) veranstaltet hat, gehört die Citykirche mit zum Konzept. „Wir existieren in diesen Tagen nicht etwa nebeneinander, sondern Kirche und Weihnachtsmarkt finden hier miteinander statt“, erklärt Pfarrer David Grüntjens. „Für mich ist das ein tolles Zeichen, denn es zeigt, dass Kirche zum städtischen Leben dazugehört.“

Schon früh im Jahr, beschreibt es Grüntjens, säßen die Verantwortlichen an einem Tisch zusammen. Die Gemeinde erzähle dann von ihren Ideen für die Adventszeit und stimme diese mit dem Programm des Weihnachtsmarktes ab. Das Stadtmarketing nehme nicht nur Rücksicht auf die Wünsche der Kirche, sondern werbe auch für die Veranstaltungen in St. Dionysius im eigenen Weihnachtsmarktheft. „Vor zwei Jahren haben wir beispielsweise Orgelkonzerte aus St. Dionysius über Lautsprecher auf den Weihnachtsmarkt übertragen“, erklärt Grüntjens.

Viele neue Gesichter besuchen die Kirche 

Inmitten des Weihnachtsmarkttrubels in Krefeld halt die Dionysiuskirche ihre Türe geöffnet. (c) Stadt Krefeld/Dirk Jochmann
Inmitten des Weihnachtsmarkttrubels in Krefeld halt die Dionysiuskirche ihre Türe geöffnet.

Gab es vor Corona vom Weihnachtsmarkt selbst einen Eingang zu St. Dionysius, mussten sich die Akteure nun aufgrund der 2-G-Regel auf dem Weihnachtsmarkt auf einen Zugang zur Kirche vor dem Eingang des Marktes beschränken. Grüntjens beobachtete, dass in den ersten zwei Wochen des Marktes etwas weniger Besucher als vor der Pandemie in die Kirche kamen. Dennoch aber nimmt er in diesen Tagen viele neue Gesichter wahr. „Vor zwei Jahren sind allein in der Adventszeit bei uns 25000 Kerzen angezündet worden“, erinnert er sich. „Es ist fast so, als suchten die Menschen nach einem niederschwelligen Zugang zu Kirche.“

Auch deswegen haben sich Grüntjens, seine Kollegen und die Ehrenamtlichen der Gemeinde auch in diesem Jahr Angebote überlegt, die selbstständig und zu jeder Zeit während der täglichen Öffnung der Kirche wahrgenommen werden können. An einer Station gibt es „Bibelverse to go“. Auf kleinen Zetteln sind ermutigende Worte aus der Heiligen Schrift geschrieben. „Sie greifen zum Beispiel Themen wie Hoffnung, Vertrauen oder Licht auf“, schildert der Pfarrer. „Es sind Verse, die gut zur Adventszeit passen.“ 
Einige Schritte weiter haben die Akteure im Chorraum hohe Stühle im Halbmond aufgestellt. Wie eine kleine Kapelle in der großen Kirche wirkt die zweite Station. Oropax liegt hier bereit. „Das ist dann wirklich der Ort, an dem alle Geräusche und aller Trubel für einen Moment ausgeschaltet werden dürfen“, sagt der Pfarrer mit ruhiger Stimme. „Hier können die Besucher ganz bei sich sein.“

Und an der dritten Station haben die Ehrenamtlichen eine Krippe aufgebaut, die im Laufe des Advents immer wieder unterschiedliche Szenen der Weihnachtsgeschichte darstellt, die auf einer Tafel erklärt werden. „Es gibt außerdem viele Konzerte und auch außergewöhnliche Gottesdienste in diesen Tagen“, führt Grüntjens fort. Eine Adventsvigil bei Kerzenschein fand zum Beispiel am dritten Advent statt.

Nicht nur innerlich hat sich Dionysius für die Adventszeit verändert, sondern auch äußerlich ist für jeden Besucher erkennbar, dass die Kirche zum Konzept des Weihnachtsmarktes gehört. Bestrahlen rote Leuchten das romantische Holzbudendorf, wird auch die Kirche in dieser Zeit durch die Veranstalter des Weihnachtsmarktes angestrahlt. Die Gemeinde selbst ergänzt dieses Lichtkonzept jetzt noch durch eigene Strahler. Seit dem letzten Novemberwochenende lässt eine Lichtinstallation die Spitze des Turmes in Violett, der liturgischen Farbe des Advents, erstrahlen. Befindet sich St. Dionysius aufgrund des prominenten Standortes und der Turmgröße eh schon im Blickfeld der Krefelder, hat das Licht für Pfarrer Grüntjens nun eine noch größere Bedeutung, erklärt er: „Wir als Kirche befinden uns in diesen Tagen in der Mitte des Geschehens.“

St. Dionysius ist täglich von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
Auch in diesem Jahr erweitert St. Dionysius aufgrund der Coronapandemie die Anzahl der Weihnachtsgottesdienste. Anmeldungen über die Webseite oder über das Pfarrbüro: www.johannes23-krefeld.de; Tel. 0 21 51/60 21 90