Borromäus ist der Schutzpatron der katholischen öffentlichen Büchereien. Der Sonntag nach seinem Namensfest wird heute auch Buchsonntag genannt. Dieses Jahr fällt er auf den 6. November. Zum Aktionstag machen die katholischen öffentlichen Büchereien (KÖB) mit verschiedenen Aktionen auf ihre Arbeit aufmerksam. Ein Besuch in der KÖB St. Dionysius in Kleinenbroich.
Gleich beim Reinkommen läuft man auf das Regal mit den aktuellen Büchern zu. „Projekt Lightspeed“, die Geschichte der Entwicklung des Biontech-Impfstoffs gegen Covid 19, wartet auf Leser. Gleich daneben der Roman „Was vom Tage übrig blieb“ des Literatur-Nobelpreisträgers Kazuo Ishiguro. Im Fach darunter liegen die Bücher der Bridgerton-Reihe und in der Mitte des Raums fällt eine Biografie über die USA-Vizepräsidentin Kamala Harris ins Auge. Rund 6000 Medien kann man sich in der Katholischen öffentlichen Bücherei St. Dionysius in Kleinenbroich ausleihen. Ein Angebot, das bei Kindern wie bei Erwachsenen sehr gut ankommt. An vier Tagen ist geöffnet, und nie bleiben die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen alleine.
In der Gemeinde Korschenbroich gibt es keine städtische Bücherei. Diese wichtige Bildungsaufgabe haben öffenliche Büchereien kirchlicher Träger übernommen. Die sechs Büchereien, fünf davon katholisch und eine evangelisch, sind auf fünf Ortsteile verteilt. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat jede Bücherei für sich gearbeitet. Auch heute sind sie noch autonom, haben sich aber zu einem Büchereisystem zusammengeschlossen. „Mit dem Leseausweis können unsere Besucher in jeder Bücherei Medien ausleihen“, sagt Ulla Lindner, die die KÖB in Kleinenbroich leitet. So erweitert sich das Angebot für die Leserinnen und Leser auf 34000 Medien. Die Auswahl reicht von Romanen, Krimis, Biografien und Jugendbücher über Sachbücher und Hörbücher. Auch Zeitschriften, E-Books und andere E-Medien können ausgeliehen werden und zeitlich begrenzt für den heimischen Computer oder das eigene Tablet freigeschaltet werden.
Dazu kommt eine Auswahl an Spielen für die ganze Familie und Figuren für die sogenannten Tonie-Boxen. Die kleinen Figuren sind bei Familien sehr beliebt. Jede steht für eine Geschichte. Wenn die Kinder die Figur auf eine spezielle Abspielbox stecken, können sie die Geschichte anhören. Besonders sonntags kommen junge Familien mit kleinen Kindern in die Bibliothek gegenüber der Kirche St. Dionysius. „Deshalb haben wir auch eine große Kinderecke“, sagt Lindner. „Oft sieht man, wie die Eltern hier vorne durch die Bücher stöbern und die Kinder schon gleich zu den Kinderbüchern gehen und sich etwas aussuchen.“
So manche Dritt- und Viertklässler kommen unter der Woche auch gerne alleine, um sich mit Lesestoff zu versorgen. Abenteuergeschichten wie die Kinderkrimis der Reihe „Die drei Fragezeichen“ und Bücher wie Gregs Tagebuch, eine Mischung aus Comic und Roman, sind bei dieser Zielgruppe sehr beliebt.
Dienstags und freitagabends sind 90 Prozent der Lesehungrigen Frauen. Sie sind neben den Familien die zweite große Gruppe, die sich von dem Angebot angesprochen fühlt. Das spiegelt sich auch in Buchhandlungen und anderen Büchereien wider.
Fast zwei Drittel des Budgets trägt die Gemeinde St. Dionysius. Dazu kommt ein Zuschuss des Bistums Aachen. Dafür kann Lindner regelmäßig bei einer Vertriebsorganisation Bücher bestellen. Die Kommune hat sich bei den Renovierungskosten der Räume im Frühjahr beteiligt. „Inzwischen haben sie anerkannt, dass wir hier ein kulturelles Angebot haben“, sagt Lindner.
Die Einnahmen durch die Lesegebühren fließen ebenfalls in die Finanzierung mit ein. Aber allein dadurch wäre das Angebot nicht leistbar. Die Preise sind so gehalten, dass sich auch Menschen mit geringem Einkommen das Lesevergnügen leisten können. Zwölf Euro kostet der Büchereiausweis für einen Erwachsenen, Familien zahlen 16,– Euro im Jahr – unabhängig davon, für wie viele Kinder und Erwachsene Medien geliehen werden. Bekommt nur ein Kind den Büchereiausweis, kostet er sechs Euro im Jahr.
Weil Ulla Lindner regelmäßig bestellt, bindet das Team jeden Montag neue Bücher in Schutzfolien. 25 Frauen engagieren sich hier ehrenamtlich. Das geht nur mit Leidenschaft für das Lesen. „Manchmal muss man sich schon sehr zurückhalten“, sagt Lindner, wenn sie daran denkt, dass gerade eine sehr attraktive Neuerscheinung ins Regal gestellt wird. Ob ein Bestseller wie Harry Potter oder der neueste Roman von Rebecca Gablé: Anders als in großen städtischen Büchereien gibt es hier selbst vom begehrtesten Bestseller nur ein Exemplar. Da heißt es für Leserinnen wie Mitarbeiterinnen geduldig warten. Dass die Ehrenamtlichen an der Quelle sitzen, nützt ihnen wenig. „Unsere Besucherinnen gehen vor“, sagt Lindner.
Zum Buchsonntag am 6. November hat Dompropst Rolf-Peter Cremer seinen
Besuch angekündigt. In der Gemeinde St. Dionysius zelebriert er an dem Tag um 11.30 Uhr den Gottesdienst. Die Kollekte kommt der KÖB zugute. Ulla Lindner freut sich über die Wertschätzung, die dadurch zum Ausdruck gebracht wird. Seit 24 Jahren engagiert sie sich schon in der KÖB St. Dionysius, seit 2017 hat sie die Leitung übernommen. Ihre Mitstreiterinnen sind ebenfalls seit vielen Jahren dabei.
Standorte und Öffnungszeiten der sechs kirchlichen Büchereien in Korschenbroich sind unter www.buechereisystem.de abrufbar