Im Terminkalender eines Bischofs gibt es – wie wohl in jedem Tätigkeitsfeld – zähe Pflichttermine und solche, die Freude machen. Zur letzteren Kategorie gehörte für Aachens Bischof Helmut Dieser – ganz offensichtlich – die Einsegnung des neuen Werks der Caritas-Betriebs- und Werkstätten (CBW) in Eschweiler.
Das lag an vielen Dingen, dem herzlichen Empfang durch CBW-Geschäftsführer Michael Doersch und den Mitgliedern des Verwaltungsrats, die ihn später auch noch gemeinsam mit Caritasdirektor Stephan Jentgens auf einem Rundgang durch das neue Werk begleiteten. Oder an der unbefangenen Art, mit der Menschen mit Behinderung, die hier arbeiten, auf ihn zugingen und ihn mit Handschlag willkommen hießen. Als er im Verlauf des Gottesdienstes freiwillige Helfer suchte, um eine eigens für das Werk gestaltete Kerze zu segnen und zu entzünden, ging gleich ein gutes Dutzend Hände in die Höhe.
Es war vor allem das, was hier entstanden ist: ein Ort für Menschen, wo sie sich wohlfühlen, wo sie einen Platz im Leben und eine Arbeit und Aufgabe finden. „Das ist Ihr Platz und alles, was Sie schaffen können, hat in diesem Haus einen Platz.“ Gott um seinen Segen für ein solches Haus und die Menschen darin zu bitten, sei das Schönste, was ein Bischof tun könne. Das tat er dann auch, nicht vom Altar herab, sondern mitten unter den Menschen, die gekommen waren, die neue Werkstatt zu feiern.
Darauf hatten alle lange warten müssen. Schon länger gab es Pläne für eine Neugestaltung des Eschweiler Werks und Hauptsitz der CBW. Mit der Möglichkeit, das Nachbargrundstück zu erwerben, ergab sich schließlich die Chance für den Neubau einer großzügigen Werkstatt mit einer Nutzfläche von über 6000 Quadratmetern. Neben der Verwaltung der CBW hat hier nun auch die Schwestergesellschaft Caritas-Lebenswelten (CLW) ihre Räume. Ende 2018 war Baubeginn, Ende 2020 Umzug in die neuen Räume. Die dann wegen der Pandemie bis jetzt auf ihren offiziellen Segen warten mussten.
Ein „richtiges Schmuckstück“ sei das neue Werk geworden, sagte ein zufriedener CBW-Geschäftsführer. Für Michael Doersch war es wichtig, dass hier Räume entstanden sind, die nicht nur funktional sind, sondern in denen Menschen gerne arbeiten, seien es die Menschen mit Behinderung oder die, die sie anleiten und begleiten. „Jeder Mensch hat Anrecht auf ein positives Arbeitsumfeld“, erklärte er.
Auch von Caritasdirektor Stephan Jentgens gab es lobende Worte: „Hier ist alles hell und offen, das Gebäude und die Menschen.“ Wie gelungen das neue Haus ist, davon überzeugte er sich beim Rundgang mit dem Bischof. Ob Räume für die Fertigung, sanitäre Anlagen oder Aufenthaltsräume für Mitarbeiter und Beschäftigte – es passt. Die CBW sei die Caritas, erklärte Jentgens, weil sie für all das stehe, was Caritas ausmache, miteinander gut und achtsam umzugehen, verschieden sein zu dürfen und sich untereinander und anderen zu helfen.
Das hat man bei der CBW in den Krisen der letzten Jahre – Pandemie, Flut, Ukrainekrieg – gelebt und tut es weiter. Corona hat noch näher zusammenrücken lassen in den Werken, aber auch mit der Schwester, der CLW. Beide haben den Austausch und die Zusammenarbeit intensiviert. Zusammenzuziehen war daher fast schon folgerichtig. Von der Flut blieb das Werk an der Aachener Straße größtenteils verschont, andere nicht, wie zwei Kindertagesstätten, denen die CBW spontan einen Teil ihrer alten Räume zur Verfügung gestellt hat. So war es auch keine Frage, Flüchtlingen aus der Ukraine in der Werkstatt ein Zuhause zu geben.
Vorbildlich auch in den Augen des Bischofs, der seine Wertschätzung für die Caritasarbeit insgesamt so ausdrückte: „Caritas ist Kirche, und Kirche ist Caritas.“ Das bedeute: „Ich als Mensch versuche, so mit dir umzugehen, dass es dir gut tut.“ In diesem Sinne werbe er gerne für Kirche, denn die sei in ihrem Kern „das Beste, was uns Menschen in der Welt passieren kann“. All ihren aktuellen Problemen und negativen Auswüchsen zum Trotz. Kirche ist da für Aachens Bischof lebendig, wo Menschen im Geiste Jesu Christi miteinander lebten. Jesus sei das Licht, das in unsere Welt gekommen sei, hatte er in seiner Predigt (in weiten Teilen in leichter Sprache gehalten) betont, und ohne Licht könnten wir Menschen nicht leben.
Im „Heute bei dir“-Prozess ist viel von „Orten von Kirche“ die Rede. Die Werkstätten der Caritas für Menschen mit Behinderung gehören ohne Zweifel zu ihnen.