Ein Ort, um innere Ruhe zu finden

In Krefeld-Uerdingen bietet der Friedwald eine Alternative zur traditionellen Bestattung – ein Rundgang

Pfarrer Frank Schürkens erläutert bei einem Rundgang durch den Uerdinger Friedwald den Unterschied zu traditionellen Friedhöfen. (c) Dirk Jochmann
Pfarrer Frank Schürkens erläutert bei einem Rundgang durch den Uerdinger Friedwald den Unterschied zu traditionellen Friedhöfen.
Datum:
9. Nov. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2022 | Chrismie Fehrmann

Es ist die große Frage am Ende des Lebens: „Wie möchte ich bestattet werden?“ Zwischen dem Wunsch des Sterbenden und dem der Angehörigen existierten oftmals Diskrepanzen, erklärt Frank Schürkens, Pfarrer in der Krefelder GdG St. Christophorus. Zumal die Bestattungskultur im Wandel begriffen sei. Auch hier gelte: „Rechtzeitig miteinander sprechen.“ Beim Rundgang über den Friedwald auf dem Uerdinger Friedhof werden die Widersprüche sichtbar.

Kränze und Gestecke weisen auf kürzlich stattgefundene Bestattungen hin. (c) Dirk Jochmann
Kränze und Gestecke weisen auf kürzlich stattgefundene Bestattungen hin.

„Senioren überlegen sich, wie sie den Hinterbliebenen am wenigsten durch Geld und Arbeit zur Last fallen“, weiß der Geistliche. „Besser wäre es zu überlegen, was für wen wichtig ist, und eine gemeinsame Lösung zu finden.“ Denn die Angehörigen wünschten sich oftmals einen festen Ort, an dem sie um den Verstorbenen trauern können. Bei einer anonymen Beerdigung ist das nicht möglich. Im Übrigen beerdigen katholische Seelsorger so, dass jeder auch im Tod einen Namen hat.

Der sogenannte Friedwald bietet Bestattungen unter Bäumen als Alternative zu herkömmlichen Grabstätten. In Uerdingen liegt der ältere Teil unter Eichen, die derzeit ihr Herbstlaub tragen. Bänke an seinem Rand laden zum Verweilen ein.

„Bestattungsfläche – Betreten des Grabfeldes nicht gestattet“, steht dort auf einem kleinen Schild. Wer genauer hinsieht, erfährt, dass der grüne Bereich von Begrenzungssteinen eingefasst ist, die die Namen und Daten der Verstorbenen tragen. Schürkens: „Sie liegen stets in Richtung des dazugehörenden Urnengrabes.“ Der Blick fällt in der Nähe eines Namens auch auf einen zusätzlich hingelegten kleinen Stein mit einem aufgemalten Engel. Der himmlische Bote steht für das, was bleibt; für Nähe, Aufgehobensein und Hoffnung.

„Diese kleine Gabe ist schön, gehört dort aber nicht hin. Sie verdeutlicht jedoch, dass sich die Angehörigen den Erinnerungsort wünschen“, erklärt der Priester. „Dies widerspricht dem Auftrag des Friedwaldes. Fazit: Die Gärtner müssen die Rasenfläche, bevor sie dort mähen können, immer erst von diesen Gegenständen räumen.“

Der Engelstein liegt dort nicht alleine. An anderer Stelle befindet sich eine blühenden Pflanze mitten auf der Wiese. „Das alles macht die Pflege kompliziert.“ Kleine Kränze und Gestecke auf der Wiese weisen hingegen auf kürzlich stattgefundene Bestattungen hin. Sie bleiben einige Zeit liegen.

Dabei gibt es im Friedwald einen Bereich, der eigens für Grablichter, Blumen und kleine Gaben wie Herzen und Engel vorgesehen und gut gefüllt ist. Ein kleiner Buddha hat dort auch Platz gefunden. Gleich nebenan wird derzeit der nächste Bereich als Friedwald hergerichtet, werden neue Gehölze gepflanzt. Bänke gehören auch hier dazu.

Auf einem traditionellen Friedhof ist die Grabgestaltung natürlich eine andere. Der Stein wird behutsam ausgewählt, ebenso die Pflanzen. Viele Grabstätten sind mit Koniferen, Buchsbaum und Efeu geschmückt. Es sind symbolträchtige Pflanzen. Die immergrünen sind ein Sinnbild für das Leben nach dem Tod und für die Ewigkeit. Efeu wird deshalb anlässlich einer Geburt geschenkt, im Hochzeitskranz getragen und später auf das Grab gepflanzt. Es begleitet den Menschen vom Anfang bis zu seinem Ende und ist eine Pflanze der Region.

Aus dem Mittelmeerraum stammt der Buchs. Ebenso immergrün sind die Koniferen, ein Zeichen für immerwährendes Leben genauso wie Cotoneaster als Bodendecker.
Einige Gräber fallen beim weiteren Rundgang über die Friedhöfe durch ihre bewusst gesetzte Symbolik auf. Hier ist der bodenbedeckende Buchs wellenartig geschnitten. Schürkens: „Das Wasser ist das Leben spendende Element. Das Weihwasser steht schon bei der Taufe für ewiges Leben.“

Ein schlichtes Schiff, aus Stein geschnitten, befindet sich mitten im Buchs. „Es steht für das Schiff auf der Fahrt des Lebens und erinnert an den See Gennesaret. Jesus stillte den Sturm, die Wellen wurden flach, das Boot hörte auf zu schaukeln. Mit Jesus kann ich meine innere Ruhe finden“, erläutert der Priester.