Ein Ort der Zuversicht

Im Naherholungsgebiet des Lago Laprello in Heinsberg gibt es nun eine „Nur-Mut“-Stele

Mit einigen Gästen weihten die Bewohner des nahen Lebenshilfe-Wohnheims Kirchhoven die „Nur-Mut“-Stele direkt am See ein. (c) Garnet Manecke
Mit einigen Gästen weihten die Bewohner des nahen Lebenshilfe-Wohnheims Kirchhoven die „Nur-Mut“-Stele direkt am See ein.
Datum:
21. Sep. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 38/2022 | Garnet Manecke

Krise folgt derzeit auf Krise: Neben den großen internationalen mit ihren wirtschaftlichen und ökologischen Folgen, muss der eine oder andere auch noch private Krisen meistern. Da kann man schon mal den Mut verlieren. Damit das nicht passiert, haben Bewohner der Lebenshilfe in Heinsberg einen Nur-Mut-Platz direkt am Lago Laprello eingerichtet.

Mit kleinen Gegenständen wurden die Innenräume der Kästen gestaltet. (c) Garnet Manecke
Mit kleinen Gegenständen wurden die Innenräume der Kästen gestaltet.

Der See schimmert blau in der Sonne, der Wind formiert kleine Wellen auf der Wasseroberfläche. Von zwei weißen Bänken aus hat man den freien Blick über den See. Den Platz hätten die Bewohner der Lebenshilfe nicht besser wählen können. Hier wird schon von ganz allein der Atem ruhig. Er passt sich an den Rhythmus der Natur an diesem Ort an. In leuchtenden Farben zieht die Stele mit den vier offenen Kästen den Blick der Spaziergänger auf sich. „Nur Mut“ steht auf einem in bunten Buchstaben auf himmelblauem Grund. Wer hier hin kommt, soll Zuversicht schöpfen, um sich den Herausforderungen des Alltags stellen zu können. So wünschen es sich die Bewohner der Lebenshilfe Heinsberg.

Wolfgang hat an der gelben Sonne auf rotem Grund mitgearbeitet. Er gehört zu der Gruppe von sechs Frauen und Männern mit Behinderung, die die Stele gestaltet haben. Sechs Wochen haben sie daran gearbeitet. Die Phase der Lockdowns und die eingeschränkten Möglichkeiten, sich mit anderen Menschen zu treffen, hat auch die Gesprächsgruppe „Lebensweg“ der Lebenshilfe-Wohnstätte Kirchhoven bewegt. Sie mussten von vielen Bewohnern und Familienangehörigen Abschied nehmen und wussten oft nicht, wohin mit ihrer Trauer. „Der Bedarf an geistlicher Begleitung und Trauergesprächen war groß“, erinnert sich Diakon Peter Derichs. „Ich durfte aber nicht in die Einrichtungen rein.“ Neben Telefongesprächen waren Spaziergänge am nahe gelegenen Lago Laprello eine Alternative. „Nur, am Lago fehlte ein Ort für ein Ritual“, sagt Derichs. „So ist die Idee mit dem Nur-Mut-Ort entstanden.“

Verschiedene Symbole auf den Kästen, die alle in lebensbejahenden, fröhlichen Farben gehalten sind, fallen direkt ins Auge: Neben der Sonne sind das Hände, die ineinander liegen, eine Menschenkette, ein Lebensbaum in den Farben aller vier Jahreszeiten und eine Fußspur.

In die offenen Teile der Holzkästen haben die Bewohner kleine Gegenstände eingestellt wie zum Beispiel eine Steinreihe, die das Wort „Liebe“ bildet, oder ein kleines rotes Holzauto. Im Sinne eines interaktiven Ortes können Mutsucher hier Gegenstände entnehmen und Mutspender  kleine Gegenstände einstellen.

Der auf der „Nur-Mut“-Stele eingravierte QR-Code führt direkt zur Homepage der Aktion. Dort ist auch die Telefonnummer einer Sprachbox veröffentlicht, auf die Besucher Nachrichten für die Bewohner hinterlassen oder Gebetsanliegen aufsprechen können, die an die Schwestern in Braunsrath weitergeleitet werden. Das Stiftungsforum Kirche im Bistum Aachen finanzierte das Projekt, mit dem ein neuer Ort von Kirche geschaffen wurde.

Die Stele steht direkt am See am Horster Weg, rund 200 Meter von der Wohnstätte Kirchhoven (Stapper Straße 60) entfernt.