Für Kinder, die in Städten aufwachsen, kommt das Gemüse aus Supermärkten und das Fleisch ist fertig verpackt in der Kühltruhe. Auch von Naturkreisläufen kann man zwischen Häuserzeilen nicht wirklich viel lernen. Deshalb legt die Kindertagesstätte St. Margareta in Mönchengladbach-Hockstein einen Naschgarten an.
Je mehr Sinne am Lernprozess beteiligt sind, umso nachhaltiger ist das Lernen. Auf dieser Basis dürften die Mädchen und Jungen in Hockstein bestens auf das Leben vorbereitet sein. Denn sie sehen nicht nur, wie sich Natur entwickelt. Sie arbeiten mit, können die Erde und Früchte fühlen, dürfen Letztere naschen und können das geschäftige Treiben von Käfern, Bienen und Ameisen auch aus der Nähe beobachten.
All das macht der neue Naschgarten möglich, der in der Kindertagesstätte St.Margareta gerade entsteht. Die Ideen stammen von den Kindern, die Realisierung ist die Aufgabe der Erwachsenen. „Wir wünschen uns Erdbeeren, die bei uns im Kindergarten wachsen. Wir möchten einen Apfelbaum pflanzen und unsere eigenen Äpfel ernten. Wir wollen eigene Hühner haben, die uns jeden Tag frische Eier legen“, das waren die Wünsche der Mädchen und Jungen.
Damit hatte Julian Jacobs, Vater von Kindergartenkind Leo, einen Auftrag. Der Bildhauer hat gemeinsam mit dem Kita-Team den neuen Naschgarten entworfen und ein Konzept dazu entwickelt. Auf der Visualisierung, die den jungen Auftraggebern entsprechend an eine Kinderzeichnung erinnert, ist genau zu sehen, wo was sein soll. Sogar ein neugieriges Kaninchen ist auf dem Plan rechts unten in der Ecke zu sehen.
Ein Weidetunnel und die ersten Obstbäume stehen schon im Garten. In mehreren Etappen sollen weitere Elemente dazu kommen, unter anderem noch ein Gewächshaus, ein Komposthaufen, mehrere Beete und Sträucher sowie ein Gehege für die eigenen Hühner. Außerdem soll ein Biotop errichtet werden, das Lebens- und Rückzugsraum für Nützlinge bietet. Vielleicht wird hier sogar ein eigenes Bienenvolk angesiedelt.
Für die Kinder bedeutet das, zu entdecken, wie die Kreisläufe in der Natur funktionieren. Wo findet der Igel im Winter sein Quartier, welche Blüten steuern die Bienen im Sommer an und graben sich Käfer wirklich in die Erde ein, wie es in der Geschichte mit der Biene Maja behauptet wird? Aber die Kinder werden sich nicht nur auf die Rolle der Zaungäste beschränken. Gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern werden sie buddeln, Pflanzen einsetzen, gießen und säen, Unkraut zupfen und, wenn alles gut geht, auch etwas ernten. Zwischendurch darf genascht werden.
Das Projekt fördert die Natur, die Insektenpopulation – und die Kinder. „Sie entwickeln ein Verständnis für die Natur und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit“, sagt Leiterin Heidi Weber-Biernetzki. „Die Kinder lernen, wo ihr Obst und Gemüse herkommt, was Pflanzen zum Wachsen benötigen und wie man mit Nutztieren wie Hühnern umgeht.“ Die Hühner sind schon da, und wenn Erwachsene dabei sind, dürfen die gefiederten Freundinnen auch gestreichelt werden. So wird der Naschgarten der Kindertagesstätte St. Margareta ein Ort der Umweltbildung und des gemeinsamen Handelns für eine nachhaltige Zukunft.
Möglich wurde das Projekt durch eine Spende über 18 000 Euro aus dem PS-Zweckertrag der Stadtsparkasse Mönchengladbach für alle vom katholischen Träger Pro multis betriebenen Kindertagestätten in Mönchengladbach. Insgesamt hat Pro multis 65 Einrichtungen in den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg.