In der Stille der Nacht, konzentriert, künstlerisch, schnell und handwerklich anspruchsvoll: Der Maler Kurt Clausen-Finks aus Bremen, Schöpfer des Kreuzweges und der Chorausmalung in der Kirche St. Bartholomäus in Mützenich, hat kaum Publikum, als er 1954 mit sicherer Hand seine Entwürfe in den feuchten, mehrfarbigen Putz der Wände rechts und links der Kirchenbänke ritzt, besser in feinen Bahnen „eingräbt“ – nur ein paar Beamte der Zollstreife, die erste Bilder bewundern können, während sie sich in der markant im Westen des Monschauer Landes aufragenden Kirche aus Bruchstein aufwärmen.
2025 feiert man nicht nur 70 Jahre, in denen die außergewöhnliche Gestaltung – ein auferstandener Christus und seine Leidensgeschichte – ihre Strahlkraft bewahrt hat, sondern auch die Erweiterung des Innenraums und die neue Prägung der Kirche seit 1955. „Wenn man eintritt, kann man nur staunen“, sagt Karen Keller (59), Restauratorin aus Köln, die sich mit ihrem Team demnächst um die Restaurierung der empfindlichen Kunstwerke kümmern wird. „Der Raum der ursprünglich neugotischen Kirche in allen Details und die Ausstattung bis zu den Bänken, den Leuchten, der Kupferkanzel und den Fenstern ist komplett im Stil der 50er-Jahre erhalten.“ In der Eifel gebe es nichts Vergleichbares.
Über allem schwebt mit etwa vier Metern Höhe im Chorraum die luftige Darstellung des auferstandenen Christus in wehenden Gewändern. „Wir schauen ihn alle gern an, er nimmt mit seinem Blick zu jedem Kontakt auf und gibt Hoffnung“, freut sich Gerhard Maaßen, Vorsitzender des Mützenicher Kirchenvorstandes, der zusammen mit Reinhard Jonen vom Pfarrgemeinderat das Rettungswerk plant. Nur im Chorraum wird die Restauratorin ein Gerüst brauchen. Von unten haben die Verantwortlichen in Herzhöhe der Gestalt Christi eine relativ kleine Fehlstelle entdeckt. „Vielleicht ist etwas abgebröckelt, Feuchtigkeit schließen wir aus. Vielleicht ist es sogar eine chemische Reaktion im Bimssteinmauerwerk“, meint Maaßen.
Karen Keller ist gespannt darauf, was ihr die kunstvoll-eleganten Darstellungen in St. Bartholomäus „erzählen“ können. Sie freut sich auf die Arbeit, die Feingefühl und Erfahrung verlangt, denn Sgraffito (Plural „Sgraffiti“, abgeleitet vom italienischen Verb „sgraffiare“ = „kratzen“) ist eine Dekorationstechnik, die aus dem Italien und Böhmen des 16. Jahrhunderts stammt und heute sogar noch von versierten Stuckateuren beherrscht wird. Den Charme eines Sgraffitos, das als eine Art Flachrelief plastisch hervortritt, machen verschiedenfarbige Putzschichten aus, die je nach Motiv freigelegt („freigekratzt“) werden. In St. Bartholomäus trifft man auf zartes Grün, Braun-Grau und Beige. Immer wieder schimmert es selbst nach 70 Jahren noch golden und edel-matt – große Heiligenscheine für Christus und Maria.
Die Darstellungen sind lebensnah, die Charaktere der jeweiligen Figuren erstaunlich deutlich umgesetzt. Jede Unterstützung der Sanierungsarbeiten ist wichtig. Die Finanzierung – geschätzt wird zunächst eine Summe von 12000 Euro – übernimmt zu 60 Prozent das Bistum Aachen, ein Zuschuss kommt aus der Prälat-Dr.-Erich-Stephany-Stiftung für Kirchen, Kunst und Denkmalpflege. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man übrigens, dass es in den Motiven, den lebhaft gestalteten Gesichtern von der zarten Maria bis zum wütenden Knecht bröckelt, dass sich Setzrisse des Baus durch Christus, Jünger und Soldaten ziehen. Hilflose Reparaturversuche wird die professionelle Sanierung mildern. So nah am Menschen, auf etwa zwei Metern Höhe pro Motiv geschaffen, ist es fast ein Wunder, dass Clausen-Finks Sgraffiti nicht mehr Schäden vorweisen, denn die Gläubigen stehen quasi Auge in Auge mit den Gestalten der Leidensgeschichte. „Vielleicht liegt es an der guten Ausstrahlung des Kreuzweges“, vermutet Jonen, dem Besonderheiten auffallen, als er selbst alles fotografiert: „Die Szenen fügen sich fast ohne Abstand ineinander wie die Aufnahmen eines Films, das wirkt sehr lebendig“, sagt er. Hinzu kommt, dass der Kreuzweg nicht mit der Kreuzigungsszene endet, sondern zusätzlich eine bewegende Kreuzabnahme sowie die Grablegung zeigt.
Das künstlerisch außergewöhnlich gestaltete Gotteshaus an der Eupener Straße Richtung Monschau – dem heiligen Bartholomäus gewidmet – hat bereits rundum eine bewegte Geschichte hinter sich, als der Künstler aus Bremen seine Arbeit beginnt. Ein Blick zurück: Mühsam müssen sich die Aktiven durch die preußische Bürokratie, Geldmangel und Dispute vom Bistum bis zur Gemeinde kämpfen. Die Grundsteinlegung zum Vorgängerbau findet 1847 statt, die Einsegnung im Sommer 1850, am Gedenktag des Heiligen, dem 24. August. Am 24. August 2025 sind somit auch 175 Jahre seit der Einsegnung vergangen, ein weiteres Jubiläum.
Doch die Kirche wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu eng, bereits in den 30er Jahren ist von Erweiterungsplänen die Rede, die Gemeinde wächst. Als der Zweite Weltkrieg vorüber ist, kann der Grundstein zum Erweiterungsbau der Pfarrkirche gelegt werden. Nicht nur der Künstler der Sgraffiti kommt aus Bremen – auch der leitende Architekt Herbert Pantke. Beide kennt und schätzt der kunstsinnige Pfarrer Heinrich Scheidt (1847-1977).
Nun ist Karen Kellers Geschick gefragt. „Eine Rarität“, bestätigt sie. „Eine Form von Relief, die sehr schnelles Arbeiten vom Künstler und Handwerker verlangt, die Schichten dürfen ja nicht antrocknen.“ Sie wird die 16 Quadratmeter der Christus-Darstellung und die 45 Quadratmeter Kreuzweg minutiös sanieren. „Vermutlich brauchen wir sechs bis acht Wochen“, sagt sie. Über allem wacht die hölzerne Figur des heiligen Bartholomäus, ein Jünger im Gefolge Jesu. Es ist das älteste Element der Innenausstattung, geschaffen um 1350, und zeigt den Heiligen, der mit Messer und abgezogener Haut an sein grausiges Martyrium erinnert. Bartholomäus ist Schutzpatron der Lederarbeiter, Buchbinder, Metzger, Gerber, der Schuhmacher – und „Gipser“, wie es heißt. Sicher auch jener, die aus bis zu vier Wandputz-Schichten Sgraffiti hervorholen oder sie retten.
Warum macht Stiften Sinn?
Mispagel: Eine Spende wird direkt für ein Projekt verwendet. Im Gegensatz zu einer Spende wird bei einer Stiftung das gestiftete Kapital nicht direkt verbraucht, sondern angelegt, und aus den Vermögenserträgen werden die Zwecke einer Stiftung gefördert. Somit können insgesamt mehr gemeinnützige Projekte gefördert werden als etwa mit einer einmaligen Spende.
Wer kann überhaupt stiften?
Mispagel: Stiften oder Zustiften kann jeder Mensch. So kann man zum Beispiel auch eine kleine Summe als Zustiftung zu einer bestehenden Stiftung tätigen und somit die gemeinnützigen Stiftungszwecke auf Dauer fördern. Möchte man ganz bestimmte Zwecke fördern, die noch nicht Bestandteil einer anderen Stiftung sind, so kann man zum Beispiel eine eigene Stiftung oder Treuhandstiftungen unter dem Dach einer bestehenden Stiftung gründen. Egal, ob man eine Stiftung neu gründen möchte oder bei einer bestehenden Stiftung aktiv mitmachen möchte, braucht es zunächst einige Schritte, um das Anliegen der Stifter oder der Zustifter zu verwirklichen. Das Stiftungsbüro im Bistum Aachen ist dabei sehr gerne behilflich und berät bei allen Anliegen, die eine Kirchliche Stiftung im Bistum Aachen betrifft, sogar kostenlos.
Warum werden Menschen Stifter?
Mispagel: Eine Spenderin oder ein Spender möchte ein konkretes Projekt zeitnah fördern. Stifterin und Stifter wollen aber nicht nur fördern, sondern ihnen liegt etwas besonders am Herzen. Und dieses Anliegen möchten sie nicht nur fördern, sondern auch in die Zukunft tragen. Und dies sogar über den eigenen Tod hinaus mit der Gründung einer Stiftung oder mit einer Zustiftung. Dann kann der Geber sicher sein, dass dieses Anliegen nicht nur hier und jetzt, sondern auch in Zukunft auf ewig gefördert wird.
Was unterstützen die Stiftungen im Bistum Aachen?
Mispagel: Unter dem Dach des Stiftungsbüros im Bistum Aachen befinden sich aktuell neun rechtlich selbstständige gemeinnützige Stiftungen, aber darüber hinaus auch viele Treuhandstiftungen und Stiftungsfonds. Die Stiftungszwecke sind dabei sehr verschieden. Gemeinsam haben sie alle, dass es um Kirche und Glauben geht. Im Detail sind es Satzungszwecke, die sich auf Kunst, Kultur oder Denkmalpflege beziehen. Es geht um die Hilfe für und die Partnerschaft mit Kolumbien, Schulbildungsprojekte aber auch Aus- und Weiterbildung, pastorale Projekte. Die Liturgie und Fragen des Glaubens sind ebenfalls Themen, die gefördert werden. So vielfältig, wie der Glaube ist und wie Glaube gelebt wird, so vielfältig sind auch die Satzungszwecke der Stiftungen.
Viele Kirchliche Stiftungen haben karitative Anliegen wie zum Beispiel die Caritas-Stiftungen und auch soziale Projekte werden gefördert aus christlicher Nächstenliebe.
Kostenlose Beratung:Angela Mispagel, Geschäftsführerin Stiftungen, Telefon: 0241/ 452-879,E-Mail: Stiftungen@bistum-aachen.de