Ein Konzept der „extraKlasse“

Zukunft der Jugendhilfe-Schule des St.-Marien-Hospitals Düren ist durch neue Kooperation gesichert

Kreativer Eingangsbereich für ein kreatives Konzept. (c) Ricardo Caruso
Kreativer Eingangsbereich für ein kreatives Konzept.
Datum:
7. Nov. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 45/2023 | Dorothée Schenk und Riccardo Caruso

Der Kooperationsvertrag zwischen Sekundarschule und Jugendhilfe-Schule ist unterschrieben. Damit hat das besondere pädagogische Konzept des Dürener Marien- hospitals nach einer Durststrecke wieder eine Perspektive. Der Neustart ist verknüpft mit einem neuen Titel: Die Kinder und Jugendlichen der Schule haben bei der Namensfindung „extraKlasse“ geholfen.

Eine „Allianz der Willigen“ nennt Stefan Grothe, Chefarzt des Sozialpädiatrischen Zentrums beim Träger St.-Marien-Hospital Düren, die Vorbereitungen des Kooperationsvertrags. In allen Bereichen und Gremien habe man das Gefühl gehabt, offene Türen einzurennen. 
Und das, obwohl bis Ende des Schuljahres 2020/2021 noch nicht feststand, ob die Schule weiter besteht. „Lehrkräftemangel“ hieß das Problem, und wo keine Lehrkräfte, da kein Unterricht. Die neue Kooperation, bei der schon seit Beginn der Erarbeitung Lehrkräfte der Sekundarschule in der Praxis eingebunden wurden, soll unter anderem einen solchen Sachstand in Zukunft verhindern. Für den Erhalt der Einrichtung hatte sich damals unter anderem die Landtagsabgeordnete Patricia Peill eingesetzt.

Durch den Kooperationsvertrag werden künftig Schüler, die durch ihre Verweigerungshaltung in der Maßnahme aufgenommen werden, offiziell Schüler der Sekundarschule – anders als in der vorherigen Situation, in der sie unterschiedlichen Schulen im Kreis zugewiesen wurden. Der Unterricht findet in den Räumen der Jugendhilfe statt, im wahrsten Sinne des Wortes also einer „Extraklasse“ der Sekundarschule. Das Ziel ist immer die Rückführung in das reguläre Schulsystem.

Wenn Eltern bemerken, dass ihre Kinder starke Schwierigkeiten haben und sich deshalb weigern, zum Unterricht an der Regelschule zu erscheinen – die Gründe können dabei von Lernschwächen und traumatischen Erfahrungen über Mobbing bis hin zu gesundheitlichen Problemen reichen, kann ein Antrag beim Jugendamt gestellt werden, um die Aufnahme in Gang zu bringen. Momentan gibt es allerdings eine Warteliste, sagt die Leiterin der Tagesgruppe Judith Plum.

Ohne die Zusammenarbeit mit den Eltern geht es nicht

Schulterschluss für die Extraklasse. (c) Tatjana Opgenorth
Schulterschluss für die Extraklasse.

Die zwei Klassenzimmer der Jugendhilfe bieten Platz für jeweils fünf Kinder und Jugendliche. In einer Küche, einzelnen Werkstätten und kreativen Räumen wird nicht nur der übliche Fächerkanon der Schulen vermittelt, sondern Kreativität ausgelebt, individuell Stärken gefördert sowie an Schwächen gearbeitet.

Eltern und Erziehungsberechtigte in die Maßnahme zu involvieren, ist für die Extraklasse von großer Bedeutung. Alle paar Wochen werden sie zu Beratungsgesprächen, teilweise mit den Kindern, eingeladen. Auch an Ausflügen können die Familien gemeinsam teilnehmen, und die Eltern können auch zwischendurch auf einen Kaffee kommen. Zwei Mal im Jahr gibt es zusätzlich ein sogenanntes Elterntraining im Rahmen des Angebots „Starke Eltern – Starke Kinder“, bei dem die Erziehungsberechtigten sich auch untereinander austauschen können. „Wir erleben, dass das für Eltern ganz wichtig ist“, erzählt Judith Plum, „weil sie dann merken, dass sie nicht die einzigen sind.“

„Für die Pädagogen der Jugendhilfe-Extraklasse gilt es nun, im Unterricht den Lehrplan parallel zu den Regelschulen einzuhalten“, erklärt die Leiterin der Tagesgruppe. Um sich ganz wohlfühlen zu können, dürfen die Jugendlichen übrigens auch an der Gestaltung der Freizeiträume mitwirken. Ein Raum ist etwa lebhaft mit Farben und Bildern dekoriert. Dafür zählte beispielsweise dank Upcycling im Werkunterricht mehr die Kreativität als das finanzielle Budget. „Es zeigt: Man muss nicht immer ganz viel Geld in die Hand nehmen“, erklärt Plum.