Ein Kommen und Gehen

Welchen Beitrag Migration zur Entwicklung einer Stadt leistet, zeigt ein neues Buch zu Mönchengladbach

Die Textilindustrie prägte das Leben und die Entwicklung von Mönchengladbach. (c) Stadtarchiv Mönchengladbach
Die Textilindustrie prägte das Leben und die Entwicklung von Mönchengladbach.
Datum:
21. Aug. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 34/2018 | Garnet Manecke
Migration ist zur Zeit ein aktuelles Thema in den Nachrichten. Doch der Zuzug von Frauen und Männern aus dem Ausland ist kein Phänomen der Gegenwart.
Darüber, wie Migration die Stadt prägt, ist ein Buch erschienen (c) Klartext Verlag
Darüber, wie Migration die Stadt prägt, ist ein Buch erschienen

Wie die Migration die Geschichte der Stadt Mönchengladbach beeinflusst und geprägt hat, erzählt das Buch „Migration und Mönchengladbach“, das Karl Boland und Hans Schürings herausgegeben haben. Das Foto auf dem Cover zeigt die Ankunft türkischer „Gastarbeiter“ am Mönchengladbacher Bahnhof 1966. Am Zugfenster geben sich zwei Männer die Hand. Einer wird am Bahngleis stehen bleiben, der andere in den nächsten Minuten weiter fahren. Die Männer, die damals am Mönchengladbacher Hauptbahnhof ankamen, waren angeworben worden, weil in der Industrie Arbeiter fehlten. „Ein paar Jahre in Deutschland arbeiten, Geld für ein Haus sparen und dann in die Heimat zurückkehren: Mit dieser Vorstellung sind die meisten von ihnen nach Deutschland gekommen“, schreibt Gülistan Yüksel in ihrem Grußwort zu dem Buch „Migration und Mönchengladbach: Menschen kommen, gehen und verändern die Stadt“. Die Bundestagsabgeordnete ist selbst Kind eines „Gastarbeiters“, sie zog als Achtjährige mit ihrer Mutter und ihren Geschwistern zum Vater nach.

Migration ist keine Erscheinung der Gegenwart und auch keine Bewegung, vor der man Angst haben muss. „Migration gab es schon immer“, heißt die Überschrift des ersten Kapitels. Schon die Gründung der Abtei auf dem heutigen Abteiberg im Jahr 974 führte dazu, dass das Kloster zu einem geistlichen und wirtschaftlichen Zentrum wurde, das viele Menschen anzog. Sie suchten Arbeit und siedelten sich an – die ersten Migranten. Auch wenn das Buch mit der Gründung Mönchengladbachs startet, konzentrieren sich die zwölf Autoren auf die vergangenen 200 Jahre Migrationsgeschichte. Sie beginnt mit der Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts. Das damit verbundene Wachstum der Stadt, das Zusammenleben der verschiedenen Religionen, Zwangsarbeit und Verfolgung der Juden sind ebenso Aspekte wie die Konzepte für die Stadtentwicklung der Gegenwart. Persönliche Geschichten wie die des Filmemachers Çagdas Yüksel bringen dem Leser das Thema noch näher. Yüksel, Jahrgang 1994, berichtet davon, wie er für einen Film auf Spurensuche nach seinem Opa ging. Der kam 1966 nach Mönchengladbach und starb vor Yüksels Geburt. Mit den Menschen kamen Geschäfte mit Lebensmitteln aus ihren Heimatländern, Restaurants, Gotteshäuser. Heute leben in Mönchengladbach Menschen aus mehr als 150 Nationen mit ihren Sprachen und Kulturen.

 

Info

Migration und Mönchengladbach. Menschen kommen, gehen und verändern die Stadt von Karl Boland und Hans Schürings (Hg.), erschienen im Klartext-Verlag, 312 Seiten mit vielen historischen Fotos aus dem Stadtarchiv Mönchengladbach, 19,95 Euro.

2014 erschien von den Herausgebern das Buch „Der Erste Weltkrieg und Mönchengladbach: Kriegserfahrung und Alltagsbewältigung“. Beide Bücher sind erhältlich über den Leserservice der KirchenZeitung, Tel. 0241/1685-211