Ein Kind wird geboren – und verändert die Welt

Das Bistum Aachen erzählt die Geschichte der Geburt Jesus auf neue, ungewöhnliche Weise. Ab dem vierten Advent sind die Videos auf dem Instagram-Kanal der Diözese zu sehen.

Felix Frenken und Lara Wolf bei den Dreharbeiten zur Weihnachtsgeschichte. (c) Andreas Steindl
Felix Frenken und Lara Wolf bei den Dreharbeiten zur Weihnachtsgeschichte.
Datum:
2. Dez. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 32/2025 | Stefanie Elsner und Paul Arns

Der Tag beginnt wie jeder andere. Ein gewöhnlicher Novembermorgen. Doch am Marienhospital Aachen herrscht gespannte Unruhe. Zwei Kameras stehen bereit, Kabel schlängeln sich über den Boden, sechs Schauspieler warten auf ihren Einsatz. Drei Drehtage hat das Team. Nicht mehr. Und eine Geschichte, die seit 2000 Jahren erzählt wird – nun aber so anders wie noch nie.

Das Bistum Aachen hat sechs Instagram-Reels produziert – je 90 Sekunden. Ab dem vierten Advent sind sie auf dem Instagram-Kanal der Diözese zu sehen. Eine moderne Weihnachtsgeschichte, gefilmt aus der Perspektive eines Engels – himmlisch. Der Dreh ist für alle Beteiligten etwas Besonderes: für Schauspieler, Regisseur und das Social-Media-Team des Bistums, das die Idee dazu entwickelt hat.

Die Geschichte beginnt mit einem positiven Schwangerschaftstest. Eine junge Frau, die plötzlich ein Kind erwartet. Unerwartet. Unerklärlich. Ein Mann, der nicht der Vater ist, der zweifelt – aber bleibt. Bei ihr: seiner Verlobten. Maria und Josef sind ein junges Paar von heute. Ihre Sorgen könnten aus dem Leben jeder jungen Familie stammen: Schaffen wir das? Bleiben wir zusammen? Haben wir einen Platz in dieser Welt? Während Maria Angst hat, hadert Josef mit seiner Verantwortung. Es sind intime, fragile Momente. 

(c) Christian van t'Hoen

Lara Wolf (Maria)

„Als die Anfrage kam, war mein erster Gedanke: Wow, cool – aber schaffe ich das? Ich stand bisher noch nicht oft vor der Kamera und eine schwangere Maria zu spielen, ist schon eine Herausforderung – schließlich weiß ich nicht aus eigener Erfahrung, wie sich das anfühlt. Trotzdem wollte ich mich darauf einlassen und das so authentisch wie möglich zeigen.
Ich habe mich dann auch schnell informiert, was das Team vorher schon gemacht hat – über eine Kollegin habe ich von der Osterkampagne erfahren und war sofort begeistert. Was ich an der Rolle besonders mag: Maria ist in dieser Version keine Heilige mit Heiligenschein – sie ist einfach eine junge Frau in einer emotional extremen Situation. Und genau das wollte ich spielen: verletzlich, ehrlich, nicht pathetisch.
Spannend finde ich auch, wie die Geschichte erzählt wird — in kleinen, intensiven Momenten, mit Zeitsprüngen und einem neuen Blick auf eine alte Geschichte. Das bleibt hängen.“



(c) Christian van t'Hoen

Felix Frenken (Josef)

„Die Rolle des Josef war für mich eine besondere Herausforderung – nicht nur, weil ich mich in die emotionale Lage eines werdenden Vaters hineinversetzen musste, sondern auch, weil sie tiefere Fragen aufwirft: Wie geht man mit Verantwortung um, wenn plötzlich alles anders kommt? Besonders spannend fand ich auch den Kontrast zu meiner letzten biblischen Rolle – ich habe nämlich mal Judas gespielt. Jetzt Josef verkörpern zu dürfen, ist ein klarer Rollenaufstieg — und ein Schritt mitten hinein in die große Weihnachtsgeschichte.
Am meisten hat mich aber gereizt, wie die Geschichte filmisch umgesetzt wurde: eine riesige Erzählung, reduziert auf wenige Sekunden pro Figur — emotional verdichtet, ganz nah dran. Und dann noch in so einem tollen Team, mit Kolleginnen, die mir auch persönlich sehr am Herzen liegen.“



Weihnachten dort, wo Menschen heute sind

Digital und nahbar – Weihnachten auf Instagram: Visuell stark, theologisch fundiert und emotional nah soll die Kampagne die Weihnachtsbotschaft dorthin bringen, wo viele Menschen heute unterwegs sind: auf Social Media. Los geht es am vierten Adventssonntag, 20. Dezember, bei @bistumaachen auf Instagram. Das Finale wird am 
1. Weihnachtstag, 25. Dezember, veröffentlicht. 

Einen ähnlich modernen Ansatz wie nun zu Weihnachten setzte das Bistum Aachen in diesem Jahr mit der Erzählung der Ostergeschichte. Auch sie wurde in die heutige Zeit übersetzt und erreichte mehr als eine Millionen Menschen. 

 

 

Dann erscheint ein Engel, wie in der biblischen Geschichte. Nicht sichtbar, aber spürbar. Er begleitet und bestärkt sie für ein Leben mit einem besonderen Kind. Auf ihrem Weg begegnen sie verschiedenen Menschen. Eine Politesse wird zur Wirtin. Sie sieht die Not der beiden und versucht, eine Wohnung zu organisieren.

Ein kurzer Moment der Menschlichkeit – und ein seltener Rollentausch: Die Wirtin von heute trägt Warnweste und Notizblock. Parallel dazu zieht der Engel durch die Stadt. Der Clou dabei: Die Zuschauer sehen die Welt aus seiner Perspektive. Sein Blick fällt auf Menschen, die im Einsatz sind, weil sie auch an Feiertagen unverzichtbar sind: eine Pflegekraft im Nachtdienst, eine Lieferantin und eine Reinigungskraft. Menschen, die an Weihnachten arbeiten, weil die Welt sie braucht. Die aber oft im Hintergrund stehen, aber das Rückgrat der Gesellschaft bilden. Menschen, die hier zu modernen Hirten werden. Sie sehen das neugeborene Kind als Erste. Ein Kind, das die Welt verändert.

Die erzählte Welt verschmilzt mit der realen Stadt. Alles wirkt gleichzeitig alltäglich und von Bedeutung. Alle Szenen entstehen in und um Aachen: Gedreht wird im Marienhospital, auf Aachens Straßen und in einem Privathaus – genauer: auf dem Sofa des Ideengebers. „Das Kind, das Hoffnung bringt, liegt nicht in einem Stall, sondern in meinem Wohnzimmer. Es passt zu unserem Ansatz, die Weihnachtsgeschichte ins Hier und Jetzt holen und sie für die heutige Zeit zu erzählen“, sagt Paul Arns, der die Social-Kanäle des Bistums Aachen steuert. Von der ersten Idee bis zum Drehbuch und den Dreharbeiten hat er das Projekt federführend gestaltet.

Mit dabei sind sechs professionelle Schauspielerinnen und Schauspieler aus der Region, zwei Kameraleute, eine Drehbuchautorin und viele helfende Köpfe und Hände im Vorfeld.  Und dann ist da der türkise VW-Bulli. Ein Requisit, das fast zur zweiten Hauptrolle wird – zumindest an dem Tag, an dem es nicht anspringt. Da ist Improvisation gefragt. „Der Bulli sprang einfach nicht an. Aber auch das passte zur Geschichte: Wenn du denkst, es geht nicht weiter, kommt manchmal Hilfe von oben – oder der Hauptdarsteller mit Starterkabel“, erzählt Stefanie Elsner vom Social-Media-Team des Bistums mit einem Schmunzeln.

Die Schauspieler geben der Geschichte Tiefe. Auch weil sie viele eigene Ideen in ihre Rollen einbringen. Der mehrfach ausgezeichnete aus Krefeld stammende Schauspieler Felix Frenken, der den Josef spielt, sagt: „Ich musste mich richtig in die Situation reindenken: Was wäre, wenn ich Vater werde? Es geht um Zweifel, Überforderung, aber auch um die Entscheidung, zu bleiben.“ Die gebürtige Simmeratherin Lara Wolf, die Maria verkörpert, erlebt ihre Rolle ebenso fordernd wie bedeutungsvoll: „Ich war noch nie schwanger. Aber ich wollte zeigen, wie sich das anfühlen könnte, wenn das eigene Leben auf den Kopf gestellt wird. Ohne Pathos, aber mit viel Gefühl.“ Auch Regisseur Jonas Diener ist immer noch beeindruckt von Projekt und Dreharbeiten: "Unsere gemeinsame Leitidee war: Wir wollten eine moderne Weihnachtsgeschichte erzählen, die nahbar wirkt – so, als wäre der Zuschauer selbst im Raum. Darum haben wir komplett aus der Hand gedreht und bewusst auf überinszenierte Kamerafahrten verzichtet. Der Engel sollte als unsichtbare Begleitfigur die Perspektive übernehmen. Gleichzeitig war es mir wichtig, dieses Konzept aufzubrechen, damit es nicht zu monoton wird."

In den sechs Videos, die über die Weihnachtstage zu sehen sind, steckt viel Arbeit und jede Menge Liebe zum Detail: das Skript, geschrieben von einer professionellen Drehbuchautorin, die Organisation von Requisiten, das Finden von passenden Locations, das Einholen von Drehgenehmigungen und, und, und – ein wochenlanger Kraftakt von der Idee bis zur letzten Klappe. Alles musste gleichzeitig gedacht und organisiert werden. Doch es hat sich gelohnt: „Diese Weihnachtskampagne ist kein oberflächliches Social-Media-Projekt. Sie ist echte Arbeit am Kern der biblischen Geschichte und der Botschaft, die damit verbunden ist: ein Kind, das die Welt verändert und uns Hoffnung schenkt“, sagt Anja Klingbeil, Leiterin der Abteilung Kommunikation im Bistum Aachen. 
Was bleibt? Die Hoffnung und das Wissen, dass auch der kleinste Mensch die Welt verändern kann. Schalten Sie ein!

Maria, Josef und ein renitenter VW-Bulli als Kulisse

61 Bilder

Drei Drehtage, sechs Schauspieler und jede Menge Liebe zum Detail: Die Reels, die ab dem 4. Advent, 21. Dezember, zu sehen sind, haben eine Länge von bis zu 90 Sekunden. Entstanden sind die Videos am Marienhospital, in der Burtscheider Fußgängerzone, im Aachener Innenstadtbereich. Heimliche Hauptrequisite: ein VW-Bulli, der partout nicht mehr anspringen wollte.