Der Sommer ist da und damit die Zeit für Feste unter freiem Himmel. Oft wird damit auch eine Benefizaktion verbunden. So wie es der Verein „Wir für Ruanda“ macht: Wenn er zum Afrikafest einlädt, sammelt er Spenden für Projekte, die Kinder mit geistigen Behinderungen helfen. Konkret wird für den Aufbau von Therapie- und Schulräumen gesammelt.
Ein Leben in Ruanda ist ganz anders als ein Leben in Europa. Für Kinder ist der Schulbesuch beschwerlich – wenn er denn überhaupt möglich ist. Für Kinder mit einer geistigen Behinderung ist er oft gar nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Die Familie schämt sich dafür und sieht die Behinderung des Kindes als Strafe Gottes. Entsprechend werden Kinder oft versteckt. „Wir hatten ein Kind, das hat immer in den Himmel gesehen“, erinnert sich Bernd Bierbaum, Vorsitzender des Vereins „Wir für Ruanda“. „Von seiner Familie wurde es in eine Art Kellerraum gesperrt und schaute dann immer hoch in den Himmel.“
1994 hat der Allgemeinmediziner den Verein gegründet. Damals war Ruanda in den Schlagzeilen wegen des Genozids an der Tutsi-Minderheit. Angehörige der Hutu töteten etwa 75 Prozent der Tutsi innerhalb von etwa 100 Tagen. Der Arzt Bernd Bierbaum schloss sich freiwillig einem medizinischen Einsatz von Care Deutschland an. Schon als Student hatte er bei einem Einsatz als Missionsarzt in Südafrika Erfahrungen gesammelt. „1994 haben wir sofort gesehen, dass das eine katastrophale Planung war“, sagt Bierbaum heute. Aus dieser Erfahrung und dem Wunsch, es besser zu machen, ist der Heinsberger Verein „Wir für Ruanda“ entstanden.
In den Anfangsjahren hat sich der Verein darauf konzentriert, Kindern und Jugendlichen mit einer geistigen Behinderung den Schulbesuch zu ermöglichen. In speziellen Klassen wurden sie gefördert. Während sie im Unterricht unter sich waren, trafen sie in den Pausen auf ihre Mitschüler ohne Behinderungen. Auch die Wege zur Schule wurden gemeinsam gemacht. „Der Umgang mit den Kindern hat sich sehr schnell sehr verändert“, erinnert sich Bierbaum. Die Kinder bekamen Anerkennung und wurden zu einem Teil der Gesellschaft. Heute liegt der Schwerpunkt auf der Ausbildung der Schülerinnen und Schüler.
Vor 15 Jahren wurde das „Children’s Hope Center“ gegründet. Kinder im Alter von 6 bis 12 Jahren lernen hier Grundregeln des Alltags: Zähneputzen, Sauberkeit, Verhalten im Straßenverkehr, Grundrechenarten. Nach zwei Jahren Schulbildung können sie sich um eine Ausbildung im „Vocational Trainings Center“ bewerben. Dort werden sie in der Schneiderei, auf dem Feld und in der Hauswirtschaft fit gemacht.
Bezahlt wird die Arbeit über Spenden, die der Verein sammelt. Auch die Erlöse vom Afrikafest fließen in die Arbeit. An zwei Tagen gibt es ein buntes Live-Programm mit Musik und Tanz. Verschiedene Bands werden auftreten. Kulinarisch wird eine kleine Weltreise vorbereitet: Neben afrikanischen Spezialitäten wird auch die portugiesische, türkische und indische Küche vertreten sein. Wer möchte, kann sich an den beiden Festtagen über die Vereinsarbeit informieren.
Das Afrikafest findet am Samstag, 29., ab 15 Uhr und Sonntag, 30. Juli, statt. Der Sonntag beginnt um 10.30 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst. Gesamtschule Heinsberg, Parkstraße 19-21.