Und das nicht einmal in Deutschland, wo Computer und Maschinen einen großen Teil der Arbeit übernehmen. Ja nicht einmal in Europa lebt er, sondern in Afrika. Sein Job? Afrikamissionar, und das schon seit 50 Jahren. Sein Name? Bruder Theo Call – der Mann für alle Fälle. Geboren ist er am 31. März 1938 in Konzen bei Monschau in der Eifel. Dort besuchte er die Volksschule und begann mit 16 Jahren eine Lehre als Huf- und Wagenschmied in einer Konzener Schlosserei- und Schmiedewerkstatt. „Theo war ein ganz normaler Jugendlicher“, erzählt seine Schwester Regina. „Er ist gerne tanzen gegangen und hat mit seinen Freunden auch den einen oder anderen Streich gespielt.“ Außerdem war er im Dorfleben aktiv: im Turnverein, beim Ortsverein des Deutschen Roten Kreuzes und als zweiter Bass im Kirchenchor.
Doch in dem jungen Mann schlummerte ein Traum. Ein Traum, den er nur seiner Mutter verriet: Missionar wollte er werden und nach Afrika gehen, da war er sich schon im dritten Schuljahr sicher. Seine Mutter behielt das erst einmal für sich, vielleicht war es ja nur das Hirngespinst eines Zehnjährigen. Heute hat Theo Call seinen Traum verwirklicht und lebt 7600 Kilometer von Monschau entfernt in Tansania, genauer: in Kigoma, der westlichsten Region des Landes, in der Nähe des Tanjanjika-Sees. Die Diözese ist so groß wie die Niederlande und zählt über zwei Millionen Einwohner. Hier hat Bruder Theo seine neue Heimat gefunden: in einer Missionsstation im Dorf Kabanga, 40 Kilometer von der Grenze zu Burundi entfernt. „Im afrikanischen Busch“, wie er beschreibt. Er baut Kirchen, saniert Gebäude, legt Brunnen an und installiert Pumpen und Solaranlagen. Und das in der ganzen Diözese. Alles, was gebaut wird, läuft über ihn ab. Von den Zeichnungen über die Berechnungen bis hin zur Ausführung: In Kigoma macht das alles das staatlich anerkannte „Ein-Mann-Unternehmen“ Bruder Theo.
Auch in seiner alten Heimat vergisst den Missionar niemand. Im Gegenteil. Seit ein paar Jahren liegt in der Eifel ein richtiges „Theo-Fieber“ in der Luft. 2008 besuchte das Ehepaar Elke und Martin Krings aus Konzen Bruder Theo in Kabanga und war so begeistert von seiner Arbeit, dass es den Förderverein „Bruder Theo Call, Weißer Vater der Afrika-Missionare“ zu seiner Unterstützung gründete. Seitdem rühren Elke und Martin Krings kräftig die Werbetrommel und sammeln Spenden. Außerdem besuchen sie Call einmal im Jahr. Das letzte Mal liegt noch gar nicht lange zurück. Es gab sogar einen besonderen Anlass: Bruder Theos 50. Ordensjubiläum, zu dem er auch seine Unterstützer aus Deutschland eingeladen hatte. Zusammen mit acht Vereinsmitgliedern trafen sich die Eheleute Krings am 3. Dezember 2017 um 2.30 Uhr nachts in Konzen, um gemeinsam mit einem Taxi zum Düsseldorfer Flughafen zu fahren. Von dort aus flogen sie um 6.10 Uhr nach Amsterdam und nach einem kurzen Umstieg weiter nach Dar es Salam ganz im Osten von Tansania am Indischen Ozean, wo sie abends um 22.45 Uhr landeten. Dann stand die erste große Hürde bevor: Man musste eine Einreisegebühr von 50 Dollar pro Person zahlen und sich durch einen Wust von englischen Anträgen für ein Visum kämpfen. „Man sieht seine Koffer dabei die ganze Zeit, aber wenn man sie endlich hat, fängt Afrika erst richtig an“, berichtet Martin Krings über seine Erfahrungen am afrikanischen Flughafen.
Wenn man dann das erste Mal nach draußen käme, wäre es zuerst wie ein Schlag vor den Kopf, weil die Luftfeuchtigkeit so hoch sei. Nach einer kurzen Taxifahrt erreichte die Gruppe das Atiman-House. In dem ganz einfachen Priesterhaus der Weißen Väter übernachteten sie, bevor es mittags mit dem Flugzeug weiterging nach Kigoma im äußersten Westen. Nach einer knapp dreistündigen Autofahrt über holprige Straßen und insgesamt 36 anstrengenden Reisestunden erreichten alle endlich die Missionsstation in Kabanga. „Wir haben uns dort im Eiltempo angesehen, was Theo in den letzten Jahrzehnten gebaut hat: ein Krankenhaus mit Unterkunft für die Schwestern, eine Schule, ein Heim für die verfolgten Albinos und die erste Turbine, die Theo gebaut hat“, erzählt Martin Krings. Dieser „Schnelldurchgang“ war nötig, da es bereits am nächsten Tag ins etwa 70 Kilometer entfernte Iterambogo ging, wo Bruder Theo und seine Arbeiter derzeit ein Wasserkraftwerk mit Turbine am Bischöflichen Knabenseminar St. Josef bauen, um es mit Strom zu versorgen. Ein Projekt, das schon seit mehreren Jahren läuft. Hier sollte auch die große Jubiläumsfeier zu Ehren Bruder Theos zelebriert werden.
„So etwas habe ich noch nicht erlebt“, sagt Krings, der die Schule schon einige Male mit Call besucht hat. „Es war alles in Bewegung. Überall waren kleine Gruppen von Schülern unterwegs, die das Fest vorbereitet haben. Die ganze Nacht hörte man sie herumschwirren.“ Eigentlich hatten die Jungen schon Weihnachtsferien, aber für die Feier zu Calls 50. Ordensjubiläum sind sie extra ein paar Tage länger im Seminar geblieben. Sie bauten ein Zelt und eine Bühne aus Bambusstangen, putzten jeden Winkel, schlachteten Tiere für das Festmahl und kochten Reis, Kartoffeln und Gemüse für die 500 erwarteten Gäste. „Es ist unvorstellbar, wie sie eine so große Feier mit einfachsten Mitteln auf die Beine gestellt haben“, war Krings vom unermüdlichen Einsatz aller Beteiligten begeistert.
Am nächsten Tag war es dann soweit: Am Morgen rollten Autos an, in denen zwei Bischöfe zur Feier gebracht wurden. Die Begeisterung über den hohen Besuch war enorm: „Sie wurden gefeiert wie der Papst oder die Queen. Und Theo war sehr gerührt über ihren Besuch“, beschreibt Krings die auch für ihn neue Situation. Neben den Bischöfen, Lehrern und Schülern von St. Josef waren auch 50 Priester aus der Region angereist sowie viele Menschen aus Kabanga, die Bruder Theo ehren wollten. Nach einer rund zweieinhalbstündigen Messe wurde das Festessen in großen Töpfen aufgetragen und das Büffet eröffnet. Anschließend folgte ein buntes Programm aus Tänzen und Geschenkübergaben, bevor die Feierlichkeiten am frühen Abend ausklangen. Am nächsten Tag war wieder das gesamte Knabenseminar auf den Beinen, um aufzuräumen und Zelt sowie Bühne abzubauen. Anschließend wurden die Schüler in ihre wohlverdienten Ferien entlassen.
Auskunft per E-Mail unter info@foerderverein-bruder-theo-call.de oder im Internet unter www.afrikamissionare.de.