Ein Blick in die Welt

„Weltweit am Dom“ zeigt Krippenkunst aus Afrika, Asien und Ozeanien

(c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Datum:
2. Dez. 2025
Von:
Aus der Kirchenzeitung, Ausgabe 32/2025 | Sabine Rother

Maria und Josef haben nicht nur herrlich langes, schwarzes Haar, das ihnen auf die Schultern fällt. Sie und die Könige aus dem Morgenland sind zudem mit auffallend langen Hälsen ausgestattet. Die aus Blech geformten Kleider bauschen sich bunt und blumig, nur das Kind in der Krippe hat einen goldenen Heiligenschein: Aus Peru stammt diese Krippe, die – wie viele Objekte im „weltweit“-Laden am Dom – für Staunen sorgt.

 „Im Herkunftsland schätzt und liebt man die Lamas mit ihren langen Hälse als kostbarstes Gut“, sagt Thomas Bürgerhausen, „weltweit“-Geschäftsführer und Organisator einer Ausstellung, die zum inzwischen 31. Mal für Aufsehen sorgt.  

Unter dem Motto „Pilger der Hoffnung“ schließt sich diese alljährliche Schau noch bis zum 6. Januar dem Leitgedanken des Heiligen Jahres 2025 an. So sind bei der Eröffnung neben vielen prominenten Gästen auch Generalvikar Jan Nienkerke und Dompropst Rolf-Peter Cremer dabei. „Die Krippen mahnen uns, aktuell auf Menschen zu achten, die fliehen müssen und häufig ein Obdach suchen“, betont Cremer.

Die Ausstellung ist auch Auftakt zum 26. Aachener Krippenweg. (c) Bistum Aachen/Andreas Steindl
Die Ausstellung ist auch Auftakt zum 26. Aachener Krippenweg.

Mit über 100 Krippen und Darstellungen der Heiligen Familie aus rund 30 Ländern ist die Ausstellung „Pilger der Hoffnung“ ein bewegender Spiegel der Herkunftsländer, deren Nöten und Ängsten.So wird nahezu alles genutzt, was sich formen und stabilisieren lässt –darunter Glas, Ton, Maisstärke und Kartoffelmehl. Es gibt Krippenkunst aus Afrika, Asien und Ozeanien. Aus Ghana etwa stammen zahlreiche Stein-Skulpturen, mal zart hell, dann wieder schwarz, voluminös, perfekt poliert, in kunstvollen Rundungen – häufig aus Speckstein, beeindruckende Beispiele von den Fähigkeiten dortiger Bildhauer.

Aus Simbabwe stammt ein kugeliges Objekt, das bei näherem Hinsehen das Gesicht einer Maria zeigt, die sich eng behütend über ihr Kind beugt und es mit edlen schlanken Händen umgreift. Eine Reliefkrippe aus glänzendem Ebenholz hat man in Tansania gefertigt. Schnitzereien zeigen feine ernste Gesichter, dunkle Charakterstudien eines Künstlers über rötlich gemasertem Holz für kostbare Gewänder. Das sind meditative Anbetungsszenen von großer Schönheit.

Dann wieder darf es knallig werden, gibt man der Freude über die Geburt des Erlösers durch opulente Muster Ausdruck. Alle Krippen, darunter welche aus aus Ecuador, Panama, Kolumbien, Brasilien und Peru werden im Geschäft verkauft, wobei der Erlös nach Fairtrade-Regeln wiederum Projekten in den hilfsbedürftigen Herkunftsländern zukommt. 
„Diese Krippen bieten uns einen Blick in die Welt“, fasst es Missio-Diözesanreferentin Anke Reermann zusammen, die unter den Anwesenden auch den Aachener Bürgermeister Ralf Otten sowie Ingo Jungen, den stellvertretenden Vorsitzenden der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde im Rheinland und Westfalen, begrüßt.

Das 30-köpfige Team aus ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen bei „weltweit“ lernt täglich dazu, um Kunden etwa die kleinste ausgestellte Krippe zu erklären – untergebracht in einem Wachtel-Ei, oder strahlend bunt bemalte Streichholzschachteln, in denen nicht nur die heilige Familie steckt, sondern auch Ochs und Esel. Kraftvoll wirkt eine Figurengruppe, die komplett aus dem Schilf des Titicaca-Sees geflochten ist. Bunte Darstellungen aus Glas kann man sich ins Fenster hängen, modern gestaltete Schrift-Objekte, die Worte wie „Love“ oder „Hope“ zeigen, sind auf Haiti aus dem Metall von Ölfässern geschnitten und kunstvoll gehämmert worden.

Die Krippenausstellung ist gleichzeitig Auftakt zum 26. Aachener Krippenweg, der bis zum 6. Januar unter dem Motto „Folget dem Stern“ die Menschen in Bewegung bringen will. Auch diesmal hat die Krefelder Künstlerin Regine Weber für ein Plakatmotiv gesorgt, in dem sie das weitere Schicksal der Heiligen Familie bedenkt, denn ihr Bild zeigt die Flucht nach Ägypten. 50 Stationen in Aachen, der Städteregion sind vorbereitet, sogar bei der Bahnhofsmission im Hauptbahnhof, Gleis 1, die „Weltweit am Dom“ unterstützt.

Mitwirkende gibt es im belgischen Hauset, wo die Pfarrei St. Rochus etwas Modernes zeigt, sowie im niederländischen Vaals mit einer historischen Station in der Sint Paulus-Kirche. 
Der Krippenweg ist einen Initiative von Missio, Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ und „weltweit“ am Dom. Neu in der Euregio ist das Kloster Wittem (NL) mit einer kompletten Krippenausstellung. Start  des Weges: die Aachener „Stadtkrippe“ mit ihren großen Figuren auf dem Podium in der Elisengalerie. Ausstellungsstücke findet man in der Pax-Bank (Löhergraben 24) und im Rathaus. Im Dom kann die Krippe des süddeutschen Bildhauers Otto Zehentbauer (1880-1961)  besucht werden. Winzig wird es dann im Internationalen Zeitungsmuseum (Pontstraße 13) mit „Krippenschätzen in Miniatur“. 

Ausstellung

Informationen gibt es unter www.aachener-krippenweg.de und www.weltweit-am-dom.de, telefonisch unter 0241 41211691. Die Krippenausstellung „weltweit“ am Dom ist montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet, in der Adventzeit auch sonntags von 11 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ein Blick in die Krippenausstellung

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