Ein Bällchenbad?

Ein Standpunkt von Garnet Manecke

Garnet Manecke
Garnet Manecke
Datum:
30. Aug. 2016
Von:
Garnet Manecke
Die Gesellschaft hat sich gewandelt und mit ihr die Rolle der Frau. Das geht auch an der Kirche nicht spurlos vorüber.

In der WDR-Sendung „Ich stelle mich" hat Gloria Fürstin von Thurn und Taxis sich im Streitgespräch mit der Journalistin Bascha Mika gegen das Diakonat der Frau ausgesprochen. Ihre Begründung: „Die katholische Kirche ist ein Schutzraum für Männer." Den sollten die Frauen ihnen doch lassen. Das klingt so, als ob sie die Kirche für das Bällchenbad der Gesellschaft hielte. Ein Aufbewahrungsort für jene, die sich in der rauen Welt nicht wohlfühlen und vor Frauen beschützt werden müssen – es sei denn, sie werden von den Frauen umsorgt. Kann man das wirklich so sehen? Nein, denn die katholische Kirche schließt Frauen nicht grundsätzlich aus, sondern „nur" von einigen Funktionen. Geht es zum Beispiel um die Einnahme von Kirchensteuer, sind die Zahlungen von Frauen jeder Führungsebene willkommen. Bisher hat noch keiner in der Amtskirche gefordert, dass Frauen die nicht zahlen dürfen, weil das nirgends in der Bibel steht. Ob das Diakonat der Frau zugelassen wird, ist keine Frage des Glaubens oder der Kirchenhistorie, sondern der Wertschätzung, der Glaubwürdigkeit und der Bereitschaft, Macht abzugeben. Wenn die Kirche zukunftsfähig bleiben will, wird sie den Weg gehen müssen und Frauen, die die Weihe empfangen wollen, diese auch gewähren. Kirche ist Gemeinschaft und die funktioniert nur im Miteinander. Wenn aufgrund zufälliger Attribute Mitglieder der Gemeinschaft teilweise ausgeschlossen werden, bricht auf Dauer die Gemeinschaft auseinander. Die Gesellschaft hat sich gewandelt und mit ihr die Rolle der Frau. Das geht auch an der Kirche nicht spurlos vorüber.