Ein Ankerplatz für Familien

Das erste „Familiengrundschulzentrum“ im Mühlenfeld in Willich ist mit Unterstützung des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen gestartet

Üben für die Fahrradprüfung:  Das Radtraining gehörte zum Programm der Ferienakademie, die das neue Familiengrundschulzentrum im Mühlenfeld jetzt veranstaltete. (c) Caritas
Üben für die Fahrradprüfung: Das Radtraining gehörte zum Programm der Ferienakademie, die das neue Familiengrundschulzentrum im Mühlenfeld jetzt veranstaltete.
Datum:
5. Mai 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 18/2021 | Georg Maria Balsen

Stadt und Caritas wollen die erfolgreiche Arbeit der Kita-Familienzentren fortführen und haben das erfolgreiche Modell für die Grundschule im Mühlenfeld ausgebaut. Zum Start gab es jetzt eine Ferienakademie.

 „Wir fahren hier keine Fahrrad-Rallye auf Zeit, sondern es geht darum, die einzelnen Stationen ruhig zu meistern“, erinnert Marlene Brocker die sechs Viertkläss- ler der Städtischen Gemeinschaftsgrundschule im Mühlenfeld, die sich mit ihren Fahrrädern um die junge Frau eingefunden haben. Die Kinder nehmen an der Ferienakademie teil, die das neue Familiengrundschulzentrum in den Osterferien als erste größere Aktion angeboten hat.

Beim Fahrradtraining bewältigen die Mädchen und Jungen einen Parcours, der auf dem Schulhof entstanden ist. Sie sollen mit ihren Rädern beispielsweise Hindernisse umkurven, das Schrägbrett meistern, sich im Slalom vorwärtsbewegen oder eine Acht fahren. Als erster geht Fabian mit seinem Rad an den Start. Die Hindernisse umfährt er super, auch die Acht klappt prima, aber das Schrägbrett erweist sich als ganz schön schwierig. Maria, die als nächste dran ist, bewältigt das Schrägbrett mit Bravour, hat dafür aber Probleme, das Schmalbrett entlangzufahren. Ferienpraktikantin Marlene Brocker, selbst Oberstufenschülerin des Berufskollegs, beobachtet und gibt Tipps.

Schreiben, Kopfrechnen, englische Bilderbücher, kleines Einmaleins – all das stand auf dem Programm der Ferienakademie. „Das wurde sehr gut angenommen, wir hatten insgesamt 80 Teilnehmer“, berichtet Elke Husmann-Zich, Leiterin der Schule im Mühlenfeld. Mit anderen Worten: Knapp die Hälfte der Grundschüler nutzte das Angebot. „Sie konnten so Lernlücken schließen und mit ihren Freunden zusammen sein, was wichtig ist. Wir haben stufenweise gearbeitet und uns strikt an die vorgegebenen Corona-Hygienemaßnahmen gehalten“, erläutert Husmann-Zich.


Zügig geplant und umgesetzt 

Die in kürzester Zeit geplante und umgesetzte Ferienakademie weist den Weg, den die Mühlenfeld-Schule als neues Familiengrundschulzentrum gehen will: „Hier entstehen Angebote für Kinder und Familien, die über das normale schulische Programm hinausgehen“, sagt Petra Juntermanns-Leusch, die sich als Mitarbeiterin des Caritasverbandes für die Region Kempen-Viersen um die Koordination der Familienzentren in Willich kümmert.

Auch in der Schule sollen Eltern künftig Sprechstunden der Erziehungsberatungsstelle nutzen können oder beim gemeinsamen Kochen und Backen untereinander Kontakte knüpfen. Interkulturelle Aktivitäten sind ebenso geplant wie etwa ein Selbstbehauptungs-Kurs für Kinder. Für den Mai steht ein Theaterstück zum Thema Selbstbewusstsein auf dem Programm: „Die große Nein-Tonne.“ Als enge Kooperationspartner im Familiengrundschulzentrum wirken die Offene Ganztagsschule (OGS) der Mühlenfeld-Schule und der Kinderschutzbund (Ortsverband Willich) mit.   

„Die Schule soll ein niederschwelliger Ankerplatz für Familien werden“, erklärt Juntermanns-Leusch, „Sie öffnet sich und schafft für alle Familien im Sozialraum zusätzliche Möglichkeiten rund um Bildung, Gesundheit, Beratung und Begegnung.“ Das Ziel lautet: gleiche Chancen auf Bildung und Gesundheit für alle Kinder, unabhängig von Herkunft und Elternhaus. Das betont auch Michael Süßbeck vom Jugendamt der Stadt Willich: „Mit dem Familiengrundschulzentrum führen wir die erfolgreiche Präventionskette weiter, die bisher schon aus den ‚Frühen Chancen Willich‘ und den Familienzentren besteht“, sagt Süßbeck. Während sich diese Angebote an Familien mit kleineren Kindern richten, nehme das Familiengrundschulzentrum nun die nächste Altersgruppe in den Blick. Die Eltern seien bei dem neuen Projekt von Beginn an eingebunden gewesen, es habe eine Online-Auftaktveranstaltung gegeben. „Wir freuen uns als Stadt, dass die Idee auf so fruchtbaren Boden gefallen ist“, erklärt Michael Süßbeck.

Die Premiere jedenfalls glückte, die Kinder fanden die Ferienakademie toll. „Wir hatten so wenig Unterricht in der Schule, und mir macht Lernen mit meinen Klassenkameraden viel mehr Spaß als alleine zu Hause“, sagt Fabian. Auch Emma findet, dass die Ferienakademie eine schöne Abwechslung war und sie sich dadurch verbessern kann. Bald haben die Viertklässler ihre Fahrradprüfung. Maurice ist zuversichtlich, dass er sie schafft: „Durch das Training bin ich viel sicherer geworden.“