Als Anita Jepkens vor 43 Jahren nach Herrenshoff zog, fand sie schnell Anschluss im Dorf. „Eine Nachbarin hatte mich angesprochen, ob ich nicht in die kfd kommen wollte“, erinnert sich die 70-Jährige.
Jepkens wollte. Sie nahm an Versammlungen und Ausflügen teil, besuchte die kfd-Gottesdienste. Sie engagierte sich aktiv, seit 27 Jahren ist sie Mitglied im Vorstand. Jepkens‘ Geschichte zeigt, was die kfd Herrenshoff seit 75 Jahren ausmacht: Neben Freizeitaktivitäten und spirituellen Angeboten ist das vor allem der Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung unter Frauen sowie die Stärkung der Dorfgemeinschaft.
1950 kreiste die Welt verheirateter Frauen vor allem um das Wohlergehen ihres Mannes und ihrer Kinder. Sie selbst kamen mit ihren Wünschen oft erst ganz zum Schluss an die Reihe – wenn überhaupt. Zumal sie auf dem Land zusätzlich zu ihrem Haushalt oft auch in der Landwirtschaft oder in Handwerksbetrieben mitgearbeitet haben. Aber die Frauen von Herrenshoff wollten sich damit nicht abfinden. Die Herren hatten ihre Schützenvereine, die Damen wollten ebenfalls hin und wieder etwas ohne Familie unternehmen. So gründete eine Gruppe Frauen am 28. April 1950 die kfd in Herrenshoff.
„Damals hieß das noch Frauen- oder Mütterverein“, sagt Maria Lonnendonker, die ebenfalls im Vorstand aktiv ist. Lonnendonker ist seit 50 Jahren dabei. Sie hat das Engagement von ihrer Mutter vorgelebt bekommen, die Gründungmitglied der Herrenshoffer Gruppe war. Mit der Satzungsänderung 1978 wurde in dem Dorf aus dem Mütterverein die kfd Herz Jesu, die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands.
150 Frauen sind derzeit Mitglied im Herrenshoffer Verein. Wie viele es im Gründungsjahr waren, wissen Jepkens und Lonnendonker nicht. Aber dafür erzählen sie einiges aus der Geschichte, ohne die die heutige kfd nicht denkbar wäre. „Damals wurde einmal im Jahr ein Mütterkaffee organisiert, zu dem die anderen Frauen im Ort eingeladen waren“, berichtet Lonnendonker. „Die Bauern haben Mehl, Butter und Eier gespendet, gebacken wurde der Kuchen in der Bäckerei.“
Irgendwann begannen Schulkinder bei diesen Nachmittagen, die Damen mit kleinen Sketchen zu unterhalten. „Daraus sind die Karnevalsveranstaltungen entstanden“, sagt Lonnendonker. Die sind heute Kult. Jedes Jahr stellen die Frauen mit eigenen Kräften ein abendfüllendes Programm auf. An drei Abenden versammeln sich die Jecken in der Session im Saal des Restaurants Kolossos im Haus Schellen. Wenn die kfd-Frauen das Dorfgeschehen und die Politik durch den Kakao ziehen, ist der Saal ausverkauft.
Karneval und Ausflüge, Wallfahrten und Gottesdienste sind zwar die Basis, das Engagement der kfd geht aber darüber hinaus. Da sind zum einen die persönlichen Freundschaften, die zwischen den Frauen im Alter von 35 bis 92 Jahren entstehen. Wer Hilfe braucht, findet sie – egal, um welches Problem es sich handelt.
Den Frauen ist es wichtig, an gesellschaftlichen Entwicklungen mitzuarbeiten. „Die kfd engagiert sich politisch für die Frauen“, sagt Jepkens und verweist auf einige Erfolge des Bundesverbandes: die Anerkennung von Erziehungsleistungen bei der Rente, die Einführung von Mutterschutz und Erziehungsurlaub oder die Kampagne Maria 2.0, deren Ziel die Gleichberechtigung der Frauen in der katholischen Kirche ist. „Wir sind ein Ort von Kirche, ein Teil der Gemeinde“, sagt Jepkens. „Unser Aushängeschild ist zwar der Karneval. Auf der anderen Seite feiern wir ein Mal im Monat einen Gottesdienst, der sehr gut besucht ist“, sagt Lonnendonker. Dass der eine Eucharistiefeier sei, sei nicht selbstverständlich, findet Jepkens. Auch das Jubiläum wird am Sonntag, 28. September, um 10 Uhr mit einem Gottesdienst gefeiert. „Gemeinsam unterwegs“ ist das Leitwort der Feier – genauso halten es die kfd-Frauen seit 75 Jahren.