Druck im Kessel wächst

Immer mehr Menschen aus der Städteregion wenden sich um Hilfe an die Beratungsstelle Arbeit in Aachen

Erika Lieber und Alois Heinrichs geben ihr Bestes, den von Arbeitslosigkeit und Ausbeutung bedrohten Menschen mit Beratung und Begleitung zur Seite zu stehen. (c) Thomas Hohenschue
Erika Lieber und Alois Heinrichs geben ihr Bestes, den von Arbeitslosigkeit und Ausbeutung bedrohten Menschen mit Beratung und Begleitung zur Seite zu stehen.
Datum:
21. Apr. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 16/2021 | Thomas Hohenschue

Wie wirkt sich Corona auf arbeitslose Menschen in der Städteregion Aachen aus? Erika Lieber und Alois Heinrichs können auf diese Frage eine konkrete Antwort geben. Sie sind Fachkräfte in der Beratungsstelle Arbeit in Aachen. Ihre Antwort lautet: Es brennt. Tagtäglich laufen bei ihnen Not- und Hilferufe von Menschen auf, die ihre Arbeit verloren haben, die keine finden, mit ihrem Geld nicht über die Runden kommen.

Die Pandemie hat die schlechte Lage der betroffenen Frauen und Männer sowie ihrer Familien noch verschlimmert. Wer vor Corona Schwierigkeiten hatte, eine reguläre Arbeit zu finden, hat gerade keine Chance. Hinzu kommen neue Hilfesuchende,

Soloselbstständige zum Beispiel, denen die Einkünfte weggebrochen sind und die jetzt vor dem Ruin ihrer oftmals finanziell und rechtlich ungesicherten Existenz stehen. Das ist ein Aufgabengebiet, das sich für Erika Lieber und Alois Heinrichs neu auftut.
Sie schärfen gerade fachlich ihren Blick auf Beschäftigungsverhältnisse, die prekär sind. Ganz offiziell dürfen sie von ausbeuterischer Arbeit sprechen, mit ungeregelten Arbeitszeiten, mit mangelhafter Entlohnung und keiner sozialen Absicherung. Das gibt es vielfach in der Pflege, Hotellerie und Gastronomie, Logistik und Fleischindustrie, auch bei uns.

Mit Menschen, die zwar arbeiten, aber zu wenig zum Leben verdienen, hatten die beiden Aachener Fachkräfte schon immer zu tun. So türmt sich nun ein Berg von Anfragen vor ihnen auf. Hinter jedem Vorgang verbirgt sich ein Schicksal. Betroffene wissen nicht, wovon sie leben sollen, haben Stromschulden, Mietschulden mit allen schlimmen Konsequenzen. 


Ohne professionelle Unterstützung schwer

Erika Lieber und Alois Heinrichs geben ihr Bestes, ihnen zu ihrem Recht zu verhelfen. Doch der Weg dahin ist steinig: Die Anträge sind für viele Laien zu kompliziert und ohne professionelle Unterstützung schwer zu bewältigen. Dass wegen Corona die Türen der Behörden überwiegend zu sind und das Meiste per Internet und Telefon läuft, streut nochmal kräftig Sand ins Getriebe. Besonders verloren sind da Menschen mit sprachlichen Schwierigkeiten. Dank der guten Kontakte von Erika Lieber und Alois Heinrichs zum Jobcenter lassen sich Hürden trotzdem auf kurzem Wege beseitigen.

Das Leid der Betroffenen wächst, haben Erika Lieber und Alois Heinrichs beobachtet. Viele Menschen sind verzweifelt, ihre Not ist groß, sie sehen keine Perspektive. Existenzängste plagen Jung und Alt. Berufsbiografien brechen oder finden gar keinen Anfang. Die beiden Fachkräfte hatten schon junge Menschen in ihrer Beratung, die zurzeit keine Chance auf einen Ausbildungsplatz haben. So halten sich viele mit prekären, teilweise sogar ausbeuterischen Jobs über Wasser.

Wie hoch der Druck im Kessel inzwischen ist, merken Erika Lieber und Alois Heinrichs täglich. Auch sie müssen Abstand halten, beraten per Telefon, Messenger, Videokonferenz und E-Mail. Aber oft hilft nur der direkte menschliche Kontakt, um Verständnis- und Sprachbarrieren zu überwinden. Dafür gibt es noch einen Weg: ein offenes Fenster, durch das Worte und Papiere gewechselt werden.

 

Info

Am kommenden Sonntag, 2. Mai, findet die diesjährige Solidaritätskollekte für Menschen ohne Arbeit im Bistum Aachen statt. Auch die Beratungsstelle Arbeit am Aachener 
St.-Josefs-Platz wird über den Solidaritäts-Fonds des Bistums gefördert und unterstützt. Informationen unter: www.arbeitslos-in-aachen.de sowie www.solidaritaetskollekte.de.