Statt „Hefte aufschlagen“ heißt es im Unterricht immer öfter „Tablet oder Laptop öffnen“. Die elektronischen Medien sind – noch verstärkt durch den Distanzunterricht in der Pandemie – zum Lernwerkzeug geworden. Dem trägt das Heilig-Geist-Gymnasium (HGG) in Würselen mit seinem Medienkonzept Rechnung.
Schon seit vielen Jahren ist die Vermittlung von Medienkompetenz ein Schwerpunkt des Gymnasiums in Trägerschaft der Spiritaner. „Junge Menschen müssen lernen, wie sie Computer als Lern- und Arbeitswerkzeug nutzen können. Das ist die vierte Kulturtechnik“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Heinz-Georg Soquat. Ziel ist es daher, von der fünften Klasse an Grundlagen aufzubauen und diese Kompetenzen unter anderem durch die Nutzung digitaler Medien im Fachunterricht zu vertiefen. In den Klassen fünf bis sieben steht dazu als eigenes Fach „Digitale Medienbildung“ auf dem Stundenplan.
Das sieht dann zum Beispiel so aus: Die 7d hat über die Herbstferien eine schriftliche Aufgabe zu erledigen gehabt. Nun wird geschaut, ob jeder sie erledigt, seinen Text hochgeladen und an der richtigen Stelle abgelegt hat. Gearbeitet wird mit dem Programm „Teams“. Die Schülerinnen und Schüler sollen lernen, wie sie diese gemeinsame Plattform nutzen, um zusammenzuarbeiten. Aufgabe in der Stunde: Wie bereite ich einen Text so auf, dass ihn alle gut lesen und damit arbeiten können?
Das ist eine Herausforderung, denn die Klasse arbeitet nicht mit einheitlichen Geräten und Betriebssystemen. Seit dem zweiten Halbjahr 2021/22 bringt die Mittelstufe ihre eigenen Tablets und Laptops mit. „Bring your own device“, wie das Projekt heißt, ist ein Baustein der Schule, eine Vollausstattung für ihre Schülerinnen und Schüler zu erreichen. Die ist Grundlage des pädagogischen und didaktischen Medienkonzepts des HGG. Man kann nur Routinen entwickeln, wenn man etwas auch regelmäßig nutzt. Das soll aber nicht zu Lasten der Eltern gehen.
Weil das Ministerium zunächst vor allem die versorgt, die zu Hause gar keinen Laptop zur Verfügung haben, setzt das HGG nun auf eine Mischlösung. In den ersten beiden Jahrgängen arbeiten die Kinder mit schuleigenen Tablets mit Tastatur. In den Klassen sieben bis zehn werden einmalig die Eltern um Ausrüstung ihrer Kinder gebeten, und in der Oberstufe wird entweder mit schuleigenen oder eigenen Geräten gearbeitet.
Mit dem eigenen Gerät in der Schule zu arbeiten, hat sich auch aus dem Distanzunterricht in der Pandemie ergeben. Danach hätten viele diese ganz selbstverständlich mitgebracht, berichtet Heinz-Georg Soquat. Sie nun im Unterricht nutzen zu können, sei motivierend, weil sie mit dem Werkzeug arbeiten könnten, das für sie passt. Das finden auch Mara und Lea gut. Die beiden Achtklässlerinnen sind Schülermentoren. Sie helfen ihren Mitschülern, wenn diese ein Problem haben, Mara Apple-Nutzern, Lea Android-Nutzern. „Das macht Spaß und hat Vorteile. Ich kann mit dem mir vertrauten System arbeiten, kann nichts mehr zu Hause vergessen, wenn ich das online mache“, sagt Mara. Außerdem sei das Arbeiten mit digitalen Medien in der Schule eine gute Vorbereitung auf später.
„Es ist total spannend zu beobachten, wie Schülerarbeitsweisen sich verändern. Da müssen sich auch Lehrerarbeitsweisen verändern“, sagt Heinz-Georg Soquat. Sie hätten Verhaltensregeln und gemeinsame digitale Arbeitsweisen festgelegt und ihr Kollegium entsprechend fortgebildet. Verschiedene WLAN-Kreise für Internetzugang, freies Arbeiten und Unterricht sorgten für Sicherheit. Alle Klassen sind mit Lehrer-PC, elektronischem Pult und Beamer ausgestattet. Für den Informatikunterricht und Prüfungen stehen weiterhin zwei Multimediaräume zur Verfügung.