Jetzt ist ein Leitungsteam installiert worden, das Aufgaben des bald 80-jährigen Priesters übernimmt. Bewusst ausgewählt hat Pfarrer Bergrath die Lesung für die Messfeier, in der er die drei bekannten Gesichter der Gemeinde als neues Leitungsteam präsentiert: Römer 12,3. In diesem Brief beschäftigt sich der Apostel Paulus mit der Gemeindeführung. Er spricht von den unterschiedlichen Gaben, die den Menschen gegeben sind – Rede und Trost, Lehre und Ermahnung –, und diese sollen in der Gemeindeleitung in den Dienst der Gläubigen gestellt werden. „Keiner ist würdiger, keiner hat mehr zu sagen“, erläutert Pfarrer Bergrath in seiner Predigt. „Der Vorsteher ist Diener, übt Dienst an der Gemeinde aus, einen Dienst, der nicht über den anderen steht.“
Genau so ist auch die Aufgabe des neuen Leitungsteams zu verstehen, das nach Entscheidung der Aldenhovener Gremien mit Kirchenvorstand Klaus Schmandt sowie Hermann Josef Meurer und Thomas Uerlichs aus dem Pfarreirat besetzt ist. Künftig werden sie fünf Bereiche mit betreuen: Sie sollen Ansprechpartner für aktuell anliegende Fragen der Gemeindemitglieder sein und Kommunikation herstellen – „die Fäden zusammenführen“. Bei dringlichen Problemen, die nicht Zeit bis zur nächsten Sitzung von Pfarreirat oder Kirchenvorstand haben, sollen sie aktiv werden und „kleine operative Entscheidungen“ fällen. Ein großer Punkt wird auch die Außenvertretung sein: Sie sollen für den Pfarrer Einladungen etwa der Schützen oder anderer Gruppierungen, der Zivilgemeinde und zu Festen wahrnehmen. „Ich bin dankbar für diesen Dienst“, sagt Pfarrer Bergrath, „dass dieses Leitungsteam wirklich Verantwortung von mir abnimmt und versucht, die Gemeinde auch im Sinne Jesu Christi und des Apostels Paulus zu leiten.“
Schon seit einigen Jahren hat Pfarrer Bergrath versucht, ein Leitungsteam einzusetzen. Jetzt drängte die Zeit, denn mit dem 80. Lebensjahr wird keine neue Beauftragung als Pfarradministrator kommen, erklärt er. Warum die Männer – Frauen hätten sich für den Dienst nicht gefunden, wurde betont – jetzt ihre Bereitschaft erklärt haben, hat auch noch einen tieferen Sinn, wie Thomas Uerlichs und Hermann-Josef Meurer übereinstimmend erklären: „Wir machen uns große Sorgen um das Weiterleben, den Fortbestand unserer Sankt-Martin-Gemeinde: Viele – seit langen Jahren – ehrenamtlich Tätige sind ermüdet und ausgelaugt durch die Dauerbelastungen, durch die Debatten und Diskussionen, die sich immer wieder und – fast – ausschließlich um Strukturen und deren Veränderungen drehen.“ Sie erlebten den Spagat: Bewährtes bewahren zu wollen, Lebendiges am Leben zu erhalten und gleichzeitig neue Schritte zu wagen. „Behutsam und verantwortlich, vor allem unseren alten Gemeindemitgliedern gegenüber und auch denen, die sich mit Veränderungen – aus welchen Gründen auch immer – schwer tun.“
Welcher Geist beseelt sie denn zu ihrer Aufgabe? „Aus der Tatsache, dass wir seit Langem ohne wesentliche hauptamtliche Unterstützung in Aldenhoven Gemeindeleben gestalten, hat sich neben der Frustration und der Abnutzungserscheinung auch ein neuer Geist entwickelt: Es ist der Geist, der uns durch Taufe und Firmung darin bestärkt, das ,allgemeine Priestertum‘ nicht nur zu zitieren, sondern im Alltag zu leben – der Geist der Beteiligung, der Verantwortung, der Geist des Aufbruchs und Neuanfangs in kleinen und winzigen Schritten, ohne dabei den Respekt vor dem, was hinter uns liegt und andere geleistet haben, zu verlieren. Nicht zuletzt erinnert genau dieser Geist daran, dass das, woran wir uns beteiligen wollen, froh macht und Lebenssinn bietet“, beantwortet Thomas Uerlichs die Frage. Für Klaus Schmandt kommt ein anderer Aspekt hinzu: „Mich beseelt oder inspiriert der Glaube, dass unser Herr uns bei allem, was wir tun, liebt und uns behütet. In diesem Wissen möchte ich unsere Gemeinde weiter lebendig werden lassen beziehungsweise die vielen guten Dinge in der Gemeinde weiter am Leben halten. Mit eigenem Tun versuche ich, die anderen Verantwortlichen für die vielen Gruppen mitzunehmen, sie zu begeistern, ihre Energie und Freude in die Gemeinde einzubringen und positiv zu gestalten. Dieser Glaube hilft mir, auch manchmal unmöglich Scheinendes zu versuchen und an den Erfolg zu glauben. Und die Erfolge auch im Kleinen zu sehen, ist ein tolles Gefühl und eine schöne Bekräftigung.“ Bleibt für Hermann-Josef Meurer zu ergänzen: „Ich freue mich, mit Thomas Uerlichs und Klaus Schmandt gemeinsam für unsere Gemeinde Verantwortung zu übernehmen, und hoffe, dass uns die Balance gelingt, neue Wege zu wagen und alte Fundamente dabei zu nutzen.“ Das installierte Leitungsteam ist ein „Eigenmodell“, sozusagen eine Probezeit, und hat nichts mit den Leitungsteams zu tun, die nach Kirchenrecht 517 § 2 eingesetzt sind.