Die Zeit für klare Signale

Die katholischen Gemeinden und Institutionen unterstützen die Kundgebung gegen Rechts in Aachen

Die Kirchen in Aachen zeigten, wie hier das Bündnis „Kirche gegen Rechts“ sichtbar Flagge. (c) Andrea Thomas
Die Kirchen in Aachen zeigten, wie hier das Bündnis „Kirche gegen Rechts“ sichtbar Flagge.
Datum:
31. Jan. 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2024 | Andrea Thomas

„Das Wetter könnte ja nicht besser sein. Hoffentlich werden wir ganz viele“, sagt Hans-Georg Schornstein und lässt den Blick über den sich füllenden Katschhof schweifen. Eine Sorge, die unbegründet ist, am Ende werden 20000 Menschen in der Aachener Innenstadt ein Zeichen für Demokratie und gegen rechtes Gedankengut setzen. Ein Verdienst auch der vielen kirchlichen Institutionen und Akteure, die zur Beteiligung aufgerufen hatten.

Für Hans-Georg Schornstein war es keine Frage, an diesem Tag dabei zu sein. Der ehemalige Regionaldekan für Aachen-Stadt ist engagiert im Katholikenrat Aachen-Stadt und im Bündnis „Kirche gegen recht“, dessen Banner er mit hochhält. Jetzt sei die Zeit für ein klares Signal. Neben ihm steht Martin Pier, Referent im Büro der Regionen, der für die Aachener Katholiken am Runden Tisch gegen Rechts beteiligt war, der die Kundgebung „Wir sind Aachen. Nazis sind es nicht“ organisiert hat.

„Das ist vor allem eine Demo gegen etwas, nämlich gegen Nazis“, sagt er. Es gehe um die Geschlossenheit aller gesellschaftlichen Akteure, die auf dem Boden des Grundgesetzes stünden. „Das ist auch eine Demokratieübung.“ Als Kirche bedeute das, auf der Seite der Schwachen zu stehen. „Das ist unsere DNA.“ Rechtes Gedankengut ziele darauf ab, Schwache auszugrenzen, zu verdrängen und sie sogar zu vernichten. Dass die Kundgebung gerade am Holocaustgedenktag stattfindet, verleihe ihr besondere Tiefe.

Anita Zucketto-Debour, stellvertretende Vorsitzende des Katholikenrats Aachen-Stadt. (c) Andrea Thomas
Anita Zucketto-Debour, stellvertretende Vorsitzende des Katholikenrats Aachen-Stadt.

 „Als Kirche stehen wir an der Seite der Schwachen, die keine Stimme haben“, betont auch Anita Zucketto-Debour, stellvertretende Vorsitzende des Katholikenrats Aachen-Stadt, die als Ordnerin mithilft. Eine Lehre aus der Geschichte sei, „damals haben wir das zu spät getan“. Ausgrenzung oder gar Ausweisung sei nichts, das mit dem Christentum vereinbar sei. Deshalb sei es keine Frage, sich als Kirche und Christinnen und Christen an dem Protest gegen Rechts zu beteiligen.

Das tun erfreulich viele. Überall recken Menschen selbstgeschriebene Schilder in die Luft: „Menschenrechte statt rechte Menschen“, „Keine Streuselbrötchen für Nazis“, „Nazis auf den Mond, weil da keiner wohnt“ oder „Aachen ist bunt und das ist gut so.“ Unter den Teilnehmenden sind Menschen jeden Alters, Senioren, Jugendliche, Familien mit Kindern. Eine Teilnehmerin beschreibt es so: „Wir sind hier, weil es Zeit ist und bevor es zu spät ist.“

Martin Pier, Referent im Büro der Regionen. (c) Andrea Thomas
Martin Pier, Referent im Büro der Regionen.

Die Aachener Pfarreien (und auch einige in Aachen-Land) haben den Aufruf auf ihren Internetseiten geteilt, ebenso wie die Aachener Hilfswerke und die Verbände von BDKJ über KFD bis KAB und die Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen Aachen (ACK). Die ökumenische Arbeitsgemeinschaft offener Türen (AGOT) in Aachen ist unter anderem mit Jugendlichen aus dem „Space“ in Walheim und dem „D-Hof“ und ihren bunten Plakaten vertreten. Sie alle beziehen an diesem Samstag eindeutig Stellung. Ein christliches Menschenbild und Selbstverständnis ist für sie nicht vereinbar mit dem Menschenbild und den Ideologien rechter Parteien und Bewegungen.

Auch in Eschweiler sind die Menschen auf die Straße gegangen, haben geschätzt 3000 an einer Demo unter dem Motto „Mer stonn zesamme für Demokratie“ teilgenommen, die von der Dreieinigkeitskirche (in der Nähe hat die von den Nazis zerstörte Synagoge gestanden) zum Talbahnhof führte. Auch hier hatten sich die christlichenKirchen dem breiten Bündnis aus Politik und Zivilgesellschaft angeschlossen. „Christ zu sein geht einher mit einem grundlegenden Verständnis für die Würde aller Menschen und setzt einen Respekt gegenüber allen Menschen voraus“, schreibt die evangelische Kirchengemeinde auf ihrem Social-Media-Auftritt. Ein Statement, das die katholische Kirche in Esch­weiler teilte – nicht nur auf Facebook.