Die Zehn Gebote

Rainer Oberthür mit Buchhändlerin Uschi Lange bei der Vorstellung seines neuen Buches „Die Zehn Gebote“. (c) Andrea Thomas
Rainer Oberthür mit Buchhändlerin Uschi Lange bei der Vorstellung seines neuen Buches „Die Zehn Gebote“.
Datum:
28. Jan. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 05/2020 | Andrea Thomas

Gebote, die über 2500 Jahre alt sind, wie aktuell können die wohl noch sein? Hochaktuell, meint Rainer Oberthür, der sich in seinem neuen (Kinder-) Buch mit den Zehn Geboten beschäftigt. Die seien immer noch ein wichtiger und hilfreicher Wegweiser dafür, wie glückliches und friedliches Miteinander auf unserem Planeten für kleine und große Menschen funktioniert.

„Die Zehn Gebote sind keineswegs alt und verstaubt, sondern aktuell und notwendig wie wohl schon lange nicht mehr“, sagt der Religionspädagoge bei der Vorstellung seines neuesten Werkes, zu dem Barbara Nascimbeni ausdrucksstarke Bilder beigesteuert hat. Die Idee, sie Kindern nahe zu bringen, habe ihn trotz ihrer Komplexität daher sofort begeistert. Kinder sollten damit erwachsen werden können, meint er.

Am Anfang stand für ihn eine umfangreiche Recherche, um die Entstehung darzulegen und diese „Worte von Gott, aufgeschrieben in Worten von Menschen“, so wiederzugeben, dass deutlich wird, was sie uns heute sagen können. Das führte ihn zu der Frage, wie wir leben wollen und sollen, wie wir leben dürfen und werden, damit Leben auch in Zukunft für uns und andere lebenswert ist.

Die Zehn Gebote wollten keinen Druck ausüben, sondern Freiheit eröffnen, weshalb Rainer Oberthür dem „du sollst“ ein „du wirst“ an die Seite stellt. Sie schreiben uns nichts vor, sondern trauen uns etwas zu. Auch sonst legt er Wert darauf, den alten Text und seine Bedeutung in unsere Zeit zu holen. Schnell wird deutlich, wie sehr die Zehn Gebote in unsere Zeit passen und gehören.

 

Worte haben Macht

Zum Beispiel: „Gottes Namen nicht missbrauchen“ – in seinem Namen werden auch heute noch Kriege geführt, Morde begangen und Böses gut genannt. Dazu muss man nur aufmerksam Nachrichten verfolgen. Überall, wo Menschen Gott für ihre Zwecke und Macht benutzen, missbrauchen sie seinen Namen.

Oder „Vater und Mutter achten und ehren“ – das klingt nach der kindlichen Pflicht zum Gehorsam. Was aber nicht gemeint ist, richteten sich die Worte doch ursprünglich an erwachsene Kinder. Die Jungen sollten die Alten ehren und die Alten die Jungen lieben. Eltern sollten also so leben, dass ihre Kinder sie achten und Kinder ihren Eltern Fehler vergeben und ihnen die Liebe zurückgeben, die sie von ihnen erhalten.

Besonders aktuell ist dieser Tage „Du sollst nichts Falsches aussagen gegen deinen Nächsten“. Worte haben Macht, das gilt für Mobbing, Hass-Kommentare im Internet oder auch verdrehte Wahrheiten und Fake-News. Lügen mit böser Absicht zerstören Menschen und bedrohen die Freiheit. Ehrlichkeit und Wahrheit bieten die Basis für ein gutes Miteinander. Ebenso „Nicht begehren Hab und Gut deines Nächsten“ – das Streben nach Besitz, Reichtum, Macht, nur den eigenen Vorteil im Blick, egal was das andere kostet, in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Damit mahnt Gott uns, dass alle Menschen Anrecht auf Freiheit und Glück haben.

Die Zehn Gebote schützten besonders die Schwachen und begrenzten die Starken, fasst Rainer Oberthür zusammen. Es gehe um eine Gesamthaltung, einen Wegweiser für unser Leben, den Gott dem Volk Israel, aber auch uns heute mitgibt.