Die Welt fair-ändern

Neues Projekt zeigt, was der Einzelne tun kann, um die Schöpfung zu bewahren

Die Welt ein bisschen fairer machen: Wie das geht, wollen die Teamer ab kommendem Frühjahr an Schulen in den Regionen Düren und Eifel zeigen. (c) privat
Die Welt ein bisschen fairer machen: Wie das geht, wollen die Teamer ab kommendem Frühjahr an Schulen in den Regionen Düren und Eifel zeigen.
Datum:
28. Sept. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 39/2021 |Kathrin Albrecht

In keinem Jahr wie in diesem aktuellen haben wir zu spüren bekommen, wie wichtig es ist, die Schöpfung zu bewahren. Die Ressourcen, die unsere Erde bietet, sind nicht unerschöpflich, und ihr Abbau schädigt den Planeten. Doch wie funktioniert das: die Schöpfung bewahren? Hier setzt das Projekt „Welt-fair-Änderer“ an, das in diesem Jahr im Bistum Aachen an den Start geht.

Kurze Rast auf dem Nachhauseweg für ein Interview mit der KirchenZeitung (c) privat
Kurze Rast auf dem Nachhauseweg für ein Interview mit der KirchenZeitung

„Das Wenige, das du tun kannst, ist viel“ – das Zitat Albert Schweitzers machten die „Welt-fair-Änderer“ zu ihrem Leitgedanken. Das niedrigschwellige Bildungsangebot wendet sich bewusst an Schülerinnen und Schüler. Sie sollen dafür sensibilisiert werden, wie sie mit der
Umwelt, mit anderen Menschen und sich selbst umgehen.

Gegründet wurden die „Welt-fair-Änderer“ 2010 im Bistum Mainz aus einem Projekt der Jugendkirche heraus. Seitdem zieht das Projekt Kreise – im besten Wortsinn. Seit 2013 kooperiert das Bistum Mainz mit anderen Bistümern – ein „Welt-fair-Änderer“-Netzwerk ist so entstanden, an dem insgesamt acht Bistümer und eine Jugendeinrichtung mitarbeiten. Ziel dieses Netzwerkes ist es, im Sinne des Unesco-Weltaktionsprogramms „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE) in möglichst vielen Bistümern Bildungsangebote zu schaffen. Die Teilnehmer sollen durch Bildung zu einem zukunftsfähigen Handeln und Denken befähigt
werden, um die Auswirkungen des Einzelnen auf die Welt besser zu verstehen. 2019 wurde das Netzwerk von der Unesco ausgezeichnet.

„Genau vor einem Jahr, im September 2020, wurden wir eingeladen, an einem Informationswochenende des ,Werde Welt-fair-Änderer‘-Projektes teilzunehmen. Dabei trafen sich die Welt-fair-Änderer aus Mainz und Bamberg mit vielen Interessierten im Maternushaus in Köln“, erzählt Rebekka Narres, Jugendbeauftragte in der Region Eifel, über die Anfänge im Bistum Aachen. Gemeinsam mit ihrer Dürener Kollegin Sarah Dittrich und einer Kollegin aus dem Bischöflichen Generalvikariat hatte sie an dem Treffen teilgenommen. So bilden auch die Regionen Düren und Eifel den Handlungsschwerpunkt der
„Welt-fair-Änderer“ im Bistum Aachen.

Rebekka Narres gefällt der aufsuchende Charakter des Projektes und die Tatsache, dass es nicht nur informiert, sondern auch aktive Handlungswege aufzeigt: Worauf muss ich achten, wenn ich Kleidung oder Nahrung kaufe? Soll ich Plastik benutzen oder lieber darauf verzichten? „Durch dieses Angebot der BNE werden die Kinder und Jugendlichen selber zu
Multiplikatoren und Vorbildern für andere.“

Doch die Coronapandemie und nicht zuletzt im Sommer das Hochwasser, das im Bistum Aachen unter anderem mehrere Gemeinden in der Region Eifel schwer traf, bremsten die Planung von Bildungsangeboten an Schulen und in Jugendeinrichtungen aus. So ist nun voraussichtlich im Frühjahr 2022 eine erste Bildungswoche an einer Schule in der Eifel geplant. Ebenso sind Projektwochen an Dürener Schulen angedacht.

Die Bildungswochen an den Schulen setzen auf Interaktion

Schulungswochenenden bereiten die Welt-fair-Änderer auf ihre Bildungsarbeit vor. Referate gibt es dazu zum Beispiel zu den Themen Fast Fashion oder Klimagerechtigkeit. (c) privat
Schulungswochenenden bereiten die Welt-fair-Änderer auf ihre Bildungsarbeit vor. Referate gibt es dazu zum Beispiel zu den Themen Fast Fashion oder Klimagerechtigkeit.

Für die Umsetzung der Bildungswochen braucht es ein junges und engagiertes Team. Auch das hat sich in den vergangenen Monaten zusammengefunden. Insgesamt elf ehrenamtliche Teamer, überwiegend aus den Regionen Düren und Eifel, bereiten sich darauf vor, demnächst die Bildungswochen an Schulen durchzuführen. Alle haben bereits Erfahrungen in der ehrenamtlichen Kinderund Jugendarbeit gesammelt. Drei von ihnen, Luis, Daniel und Larissa, kennen sich bereits aus dem Projekt „Prima Klima“ des Fachbereichs Jugendarbeit in
Düren und Eifel. Mit Pia, Sina und Simon haben sie Anfang September ein „Welt-fair-Änderer“- Netzwerktreffen im bayerischen Miltenberg besucht und sich frische Eindrücke und Anregungen geholt.

Im inhaltlichen Teil des Schulungswochenendes ging es um Fast Fashion und Klimagerechtigkeit. Luis schildert seine Eindrücke: „Beim Thema Fast Fashion wurden uns die verschiedenen Siegel vorgestellt, die es in der Bekleidungsindustrie gibt. Wir haben
über die Situation der Angestellten in den Textilfabriken gesprochen. Das war superinteressant.“ Rüstzeug, das die jungen Frauen und Männer gut in ihre eigenen Bildungsangebote einbauen können.

Wie eine Bildungswoche an der Schule aussieht, schildert Pia: „Wir beginnen am Sonntag mit dem Aufbau. In Zelten gibt es Ausstellungen und Angebote zu verschiedenen Themen wie Nachhaltigkeit, Fairness und soziale Gerechtigkeit auf dem Schulhof. Vormittags werden Workshops angeboten. Je zwei Klassen arbeiten dabei parallel.“ Die Themenschwerpunkte werden dabei zuvor mit dem Lehrerkollegium abgestimmt. „Wichtig ist dabei die Interaktion. Wir machen keinen Frontalunterricht“, unterstreicht Pia.

Gemeinsam erarbeiten die Schülerinnen und Schüler das Problem und entsprechende
Handlungsoptionen. Das könne, erzählt Pia, zum Beispiel beim Thema Müllvermeidung sein, Brotdosen statt Papier oder Alufolie für das Pausenbrot zu benutzen. In den Pausen regen die Zelte zum Austausch an. „Wir sind die gesamte Bildungswoche über präsent“, sagt Pia. Am Nachmittag oder Abend gibt es ein freiwilliges außerschulisches Bildungs- und Veranstaltungsprogramm zur Vertiefung. In Kooperation mit den Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit werden auch Workshops in den Ferien angeboten.

Die Welt-fair-Änderer arbeiten bei der Planung der Bildungswoche auch eng mit den jeweiligen Gemeinden zusammen. „Wir möchen nicht nur die Schülerinnen und Schüler, sondern die Menschen vor Ort als Gesamtheit erreichen“, ergänzt Rebekka Narres.

Es geht auch um die Herausforderungen des Braunkohleausstiegs

Spiele erleichtern das Kennenlernen und dienen als Anregung dafür, was sich später in der Heimatregion umsetzen lässt. (c) privat
Spiele erleichtern das Kennenlernen und dienen als Anregung dafür, was sich später in der Heimatregion umsetzen lässt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt in der Arbeit der „Welt-fair-Änderer“ in der Region sind die Herausforderungen, die sich aus dem Braunkohletagebau ergeben. Der beschlossene Ausstieg aus dem Braunkohleabbau bedeutet für die Regionen große Veränderungen. Es gehe darum, dass Jugendliche die ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge des Kohleausstiegs verstehen. Sie sollen sich außerdem der sozialen Dimension bewusst werden
und ein Verständnis dafür erlangen, was die Ewigkeitskosten des Braunkohleausstiegs für die Regionen sind.

Rebekka Narres hofft, dass das Projekt in der Region und vielleicht auch darüber
hinaus im Bistum Aachen seine Kreise zieht.


Wer die Welt-fair-Änderer als Teamer unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter www.jugendarbeit-dueren-eifel.de. Ansprechpartnerinnen des Projektes sind Sarah
Dittrich, Jugendbeauftragte in der Region Düren, Tel. 0 24 21/28 02 28, E-Mail: sarah.dittrich@bistum-aachen.de  und Rebekka Narres, Jugendbeauftragte in der Region Eifel, Tel. 0 24 45/85 11 46, E-Mail: rebekka.narres@bistum-aachen.de