Drei Feststellungen, kurz und bündig, geboren aus der Weisheit, die mit wachsender Lebenserfahrung gewonnen wird. „Meine Eltern und unser Pfarrer haben mir Freude am Glauben und Heimat in der Kirche vermittelt“, sagt Gerta Gormanns aus Erkelenz-Venrath. Mit ein Grund für sie, vor 50 Jahren bei den ersten Pfarrgemeinderatswahlen (wie sie damals noch hießen) im Bistum Aachen zu kandidieren. Zu den ersten Themen, die mit Leidenschaft diskutiert wurden, gehörten das Feiern von Gottesdiensten am Samstagabend, die Kommunionausteilung durch Laien und der Dienst von Messdienerinnen am Altar, erinnert sich die heute 82-Jährige. Es gab gestandene Katholiken, die solche Neuerungen strikt ablehnten.
Der damalige Pastor jedoch war aufgeschlossener. Gerta Gormanns wurde später sogar zur Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats gewählt. In dieser Funktion trug die gebürtige Houveratherin auch Verantwortung während einer pfarrerlosen Zeit. Laienräte sind eine Frucht des II. Vatikanums. War es nicht gewöhnungsbedürftig für die Kirchengemeinde, dass eine Frau mit der Leitung eines solchen Gremiums beauftragt war? „Wir hatten hier in der Pfarrei keine großen Probleme“, blickt Gormanns zurück. „Da war die Missionsgruppe, die den Blick für die Welt geweitet hat.“ Und der Missionsarbeit widmete sich die Ehefrau und Mutter mit Leidenschaft – zusätzlich zu ihrer Arbeit auf dem Bauernhof, den sie mit ihrem Mann bewirtschaftete. Inzwischen hat der Sohn die Landwirtschaft übernommen.
Die erste Spende, die vom Strickkreis anno 1972 an die „Aktion Mission und Leprahilfe“ in Schiefbahn ging, betrug 89,– DM. Mit ihrem ansteckenden Temperament gelang es Gerta Gormanns immer wieder, andere zur Mitarbeit zu bewegen. Vorwiegend waren es Frauen, die sich engagierten. „Allein hätte ich das alles niemals schaffen können,“ betont sie. Ein Ordner voller Notizen, Zeitungsausschnitte und Fotos dokumentiert, wie der Radius der Missionsarbeit gewachsen ist. 40 Jahre lang wurde jeden Herbst ein großer Missionsbasar veranstaltet. Die treibende Kraft dahinter war stets Gerta Gormanns. „Das ist ja oft so: Es muss nur einer anfangen, dann machen die anderen mit,“ meint sie. Ein großes Anliegen war ihr und ihren Mitstreiterinnen, die Ausbildung von Priestern zu finanzieren. So lasen afrikanische Geistliche, die im nahen Puffendorf regelmäßig zu Gast waren, die heilige Messe in Venrath. Zu vielen von ihnen pflegte Gerta Gormanns noch Kontakt, wenn sie schon lange in ihre Heimatländer zurückgekehrt waren.
Bis heute zu haben die Venrather die Anliegen der Weltkirche nicht aus den Augen verloren, wenn sie immer wieder Gäste des Hilfswerkes Missio zu Vorträgen und Gottesdiensten einladen. Dem Pfarreirat ist die Ruheständlerin treu geblieben. Für die Arbeit in diesem Gremium hat sie einen Verhaltenskodex entwickelt: Jeder muss erst etwas Positives sagen; dann darf gemeckert werden. „Glauben Sie, dass jemand, der uns jetzt hört, zu uns dazugehören möchte?“, warf sie einmal in eine hitzige Diskussionsrunde ein. Die Begleitung der Sternsinger hat Gerta Gormanns nach knapp 30 Jahren in jüngere Hände gelegt. Stattdessen liest sie in Seniorenkreisen aus ihren Erinnerungen, die sie mit Hilfe ihrer Tochter als Buch herausgegeben hat. Oder rezitiert Selbstgedichtetes „aus dem wahren Leben“. Beides unter großem Anklang.