Die Trompeten erschallen

In St. Lambertus Erkelenz wurde eine der größten Orgeln im Bistum Aachen geweiht

Ein großer Moment: Pfarrer Werner Rombach weiht die neue Scholz-Orgel in Erkelenz.. (c) Garnet Manecke
Ein großer Moment: Pfarrer Werner Rombach weiht die neue Scholz-Orgel in Erkelenz..
Datum:
10. Aug. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 32/2022 | Garnet Manecke

In St. Lambertus Erkelenz wurde die neue Scholz-Orgel geweiht. Das Instrument, das extra für den Kirchenraum St. Lambertus gebaut wurde, ist eines der größten Instrumente seiner Art im Bistum Aachen. Mit den Festwochen soll es auch bei den Organisten der internationalen Orgelszene einen guten Ruf bekommen.

Pfarrer Werner Rombach und die beiden Messdiener sind noch nicht wieder die in Jahrhunderten schief gelaufenen Steinstufen von der Empore ganz hinunter gegangen, da erschallen zum ersten Mal die Trompeten der neuen Orgel in St. Lambertus Erkelenz. In den Kirchenchroniken wird später zu lesen sein, dass das erste Stück, das auf diesem Instrument mit seinen 55 Registern und 3200 Orgelpfeifen gespielt wurde, „Grand Chœur Dialogué“ von Eugène Gigout war. Der erste Organist, der dieses Instrument spielt, ist Stefan Emanuel Knauer, der es mit geplant und den Bau 14 Jahre lang begleitet hat.

Für ihn wie für die gesamte GdG Christkönig Erkelenz ist das ein großer, ein erhabener Moment. Wie jede gute Geschichte ist auch diese hier reich an frohen Momenten, aber auch an dramatischen Augenblicken. Als 2008 die Idee entstand und im Jahr darauf der Orgelbauverein gegründet wurde, um das Vorhaben voran zu bringen, glaubte fast nur der überschaubare Kreis der Vereinsmitglieder daran, dass dieses Projekt je realisiert würde. Der endgültige Entschluss wurde 2011 gefasst, als klar war, dass die Restauration der alten Oberlinger-Orgel langfristig keinen Erfolg für einen erfüllenden Klang in dem Gotteshaus bringen würde.

Wäre es ein Film, würden die Initiatoren von Haus zu Haus gehen, um die Gemeindemitglieder von ihrem Vorhaben zu überzeugen. Zuerst nur in Gesprächen, dann würde jemand ein Modell der neuen Orgel bauen, damit sich die potenziellen Spender besser vorstellen können, wie das Instrument einmal aussehen wird. Sie würden Benefiz-Konzerte veranstalten und Basare, um Geld für das Vorhaben zusammenzubekommen. Vielleicht würden sie sogar von einem Winzer einen Wein keltern und sauber in Flaschen abfüllen lassen. Er würde in einer kleinen Stadt, in der auf jedem Fest vor allem Bier ausgeschenkt wird, verkauft. 

Die Trompeten erschallten als erste im Festgottesdienst zur Orgelweihe. (c) Garnet Manecke
Die Trompeten erschallten als erste im Festgottesdienst zur Orgelweihe.

Aber natürlich liefe im Film alles sehr schleppend an. Es bräuchte ein Zeichen, dass der Traum Realität wird: zum Beispiel den Bau einer Empore, auf der eines Tages die Orgel steht. Damit wäre der Bann gebrochen und man würde sehen, wie die Menschen in der kleinen Stadt ihre Spenden in die Büchsen stecken würden. Am Ende des Films wären die fast 1,3 Millionen Euro für den Bau zusammengekommen und der Klang der Orgel würde im Kirchenraum erschallen.

Die Gemeinde St. Lambertus Erkelenz hat das genau so erlebt. Auch an Drama fehlt es in ihrer Geschichte nicht: Der erste Vorsitzende des Orgelbauvereins Lothar Salentin erlebt die Weihe der neuen Orgel nicht mehr. Als er im März 2014 stirbt, nimmt er seinem Kollegen im Vorstand, Markus Forg-Thelen, auf dem Sterbebett das Versprechen ab, dass der geplante Neubau der Orgel realisiert wird. „Wir haben unser Versprechen eingelöst“, sagt Forg-Thelen, der als Vorsitzender Salentins Nachfolger wurde. „Ich bin sicher, Lothar Salentin hört nun den Klang der neuen Orgel.“

Mit der Orgelweihe wird das Jahr 2022 als Festjahr in die Geschichte der GdG Christkönig Erkelenz eingehen. Erst im Juni wurde die neue Kapelle St. Petrus mit modernem Gemeindezentrum in Keyenberg geweiht. Nach vielen Jahren der Unruhe durch die Umsiedlungen mehrerer Dörfer und Gemeinden der GdG und die damit verbundenen Verletzungen und Schmerzen herrscht nun das Gefühl eines Neuanfangs auf vielen Ebenen vor. „Nach all dem Ussel, ist das doch auch mal was Schönes“, sagt ein Besucher nach dem Festgottesdienst zu Rombach.

In den kommenden Wochen wird die Scholz-Orgel, die aus der Mönchengladbacher Werkstatt von Martin Scholz stammt, im Mittelpunkt stehen. „Ich bekomme von überall her Anfragen von Organisten, die gerne auf dieser Orgel spielen würden“, freut sich Kantor Stefan Emanuel Knauer. „Sie wollen alle kommen.“ Am 14. August wird Jonathan Scott aus Manchester/GB spielen. Der frühere Kölner Domorganist Clemens Ganz gibt am 20. August ein Konzert. Einen Tag darauf spielen die Düsseldorfer Philharmoniker mit Kantor Stefan Emanuel Knauer. Zum Abschluss wird Wolfgang Seifen aus Kevelaer am 28. August „Die Kunst der Improvisationen“ präsentieren.

Informationen zum Programm und Kartenerwerb unter www.christkoenig-erkelenz.de

Die Einweihung der neuen Orgel in St. Lambertus

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