Die Straße der Könige

Der Arbeitskreis „Karolingisches Aachen“ wirbt dafür, die historische Via Regia sichtbar zu machen

Mittels einer Willenserklärung wirbt Bernhard Steinauer (vorne Mitte) für Unterstützung. (c) Kreis Düren
Mittels einer Willenserklärung wirbt Bernhard Steinauer (vorne Mitte) für Unterstützung.
Datum:
27. Nov. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 48/2018 | Arne Schenk

Die historische „Via Regia“, älteste und mit 4500 Kilometern längste Landverbindung zwischen Ost- und Westeuropa von Kiew bis Santiago de Compostela: Warum soll das 2000 Jahre alte Stück Straße in der Region wieder sichtbar gemacht werden? Diese Frage stellt der Arbeitskreis „Karolingisches Aachen“ in Gestalt von Bernhard Steinauer im Kreishaus Düren.

Der emeritierte Professor des Lehrstuhls für Straßenwesen an der RWTH Aachen liefert gleich die passende Antwort: Die Route besitzt ein Alleinstellungsmerkmal. Nach der Wahl eines Königs durch die Kurfürsten in Frankfurt am Main sei es für die Rechtssicherheit wichtig gewesen, den Herrschaftsanspruch durch Weihe und Thronsetzung in Aachen zu festigen. Mit der Goldenen Bulle formte Karl IV. daraus ein Gesetz. 30 Könige und 11 Königinnen seien so über einen Zeitraum von 600 Jahren nach Aachen geeilt. „Das kann keine andere Straße vorweisen. In ganz Europa nicht“, sagt Steinauer als Bauingenieur: „Es ist ein herausragendes Kulturgut der deutschen Geschichte.“

Erstmals beschreibt der fränkische Gelehrte Einhard, Autor der „Vita Karoli Magni“, Biografie Karls des Großen, die Route. Die Via Regia war Heerstraße, Poststraße, Handelsstraße, so für den Transport von Töpfereien aus Langerwehe, und Weg für täglich tausende Pilger zum Kleid Mariens oder den Windeln Jesu nach Aachen. Über 1000 Jahre wurde sie genutzt, bis Eisenbahnen und Kraftfahrzeuge neue Trassen benötigten. 

Was ist von der Via Regia noch vorhanden? Lässt sich ihre Trasse wieder herstellen? In vielen Orten erinnern Straßennamen sowie alte Städtepläne an den ursprünglichen Verlauf der Strecke. Außerhalb der Ortschaften existiert Luftbild-Archäologie mit Fotos von Trassenführungen, darunter von Andreas Schmickler. Sogar vom Boden aus sind Anzeichen erkennbar: beim Aufstieg am Kaninsberg bei Aachen, bei der St.-Nikolaus-Kapelle in Geich und der Dreifaltigkeitskapelle in Vettweiß. Als gutes Beispiel für eine Kenntlichmachung der Via Regia benennt Steinauer die beidseitige Baumbepflanzung bei St. Jöris. Das Wissen der Menschen vor Ort möchte der Arbeitskreis übernehmen. Kooperationen mit ansässigen Geschichtsvereinen sind erwünscht. Hinweistafeln sollen neben einem allgemeinen Text ergänzende Informationen zum jeweiligen Standort beinhalten. Denkbar sei auch ein Namenszusatz wie „Langerwehe an der Via Regia“. „Ich glaube, dass diese alte Straße mit der geschichtlichen Bedeutung ein Schatz ist, den man heben muss“, so Steinauer, „eine wunderbare Sache für die Geschichte, die dadurch wieder sichtbar wird.“