2023 ist das Jahr der Heiligtumsfahrten in Aachen, Mönchengladbach und Kornelimünster. Tausende Pilger machen sich dann auf den Weg zur Heiligtumsverehrung. Aber auch jenseits der großen Pilgerereignisse gibt es Orte für Menschen, die auf der Suche sind, spezielle Anliegen haben oder eine kleine Auszeit brauchen.
St. Marien Wassenberg. Seit 2015 gibt es den Pilgerweg Wassenberg, der seinen Ausgangspunkt in der Oberstadt des Ortes hat. Mehrere Optionen bietet der Weg: Eine kleine Auszeit beim Gang rund um die Kirche St. Mariä Himmelfahrt Wassenberg ermöglicht die kleine Version. Sie führt rund um die Kirche herum und ist auch für Menschen mit Rollatoren und in Rollstühlen geeignet. Die große Version des Pilgerwegs verbindet sieben Gemeinden über eine Länge von 29,3 Kilometer miteinander. Wer sich per Rad oder zu Fuß aufmacht, den führt sein Weg zur Kreuzigungsgruppe in Myhl, zur über 900 Jahre alten Stiftskirche St. Georg in der Unterstadt, zum Luchtenberger Kreuz aus dem 19. Jahrhundert und zur Wallfahrtskirche in Ophoven, die seit mehr als 500 Jahren Wallfahrtsziel ist. Durch die Konzeption als Rundweg ist es möglich, den Pilgerweg an jedem beliebigen Punkt zu verkleinern und an den Ausgangspunkt zurückzukehren. Den kann man ebenfalls frei wählen, wenn auch St. Marien Wassenberg als Start besonders empfehlenswert ist.
Blick. Weite Selfkant. Beim Meditationspfad „Blick. Weite“ machen die Pilger im wahrsten Sinne des Wortes eine Grenzerfahrung. Denn in seiner ganzen Länge führt der Weg nicht nur durch eine abwechslungsreiche Landschaft, sondern auch über die Grenze in die benachbarten Niederlande. Ausgangspunkt ist der Parkplatz an der Kirche St. Gertrud Havert. Ausgeschildert sind drei unterschiedlich lange Routen, die einzeln oder miteinander verbunden abgegangen werden können. Die längste Strecke ist 14,2 Kilometer lang, die kürzeste Teilroute geht über 5,5 Kilometer. Auch das Radpilgern ist auf der Strecke möglich. Beim Pilgern durch die wechselvolle Landschaft machen Körper und Geist gleichzeitig eine Reise durch eine wechselvolle Geschichte. So durchschreitet man eine Allee, deren Bäume noch sichtbare Vernarbungen von Kugeln im Krieg zeigen. An mehreren Stationen gibt es geistliche Impulse und einen Hinweis zum weiteren Weg, der auch zum westlichsten Punkt Deutschlands führt. Rund um den Westzipfel in Isenbruch besteht eine vierte Route. Zur Begleitung wird ein Podcast mit Impulsen und Wegbeschreibung angeboten.
Wallfahrtskirche Hehn. Die Tradition der Wallfahrt reicht in Hehn bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Damals fand der Bauer Herx ein Madonnenbild in einem Gebüsch, als er vor einem Holzkreuz betete. Er gab es in der nahe gelegenen Benediktinerabtei in Gladbach ab. Aber schon bald fand er es erneut in dem „heiligen“ Wäldchen (Heiligen-Pesch) rund um das Holzkreuz. An der Fundstelle wurde im Lauf der Zeit eine hölzerne Kapelle errichtet. Heute steht in Hehn eine Wallfahrtskirche, die erste wurde 1853 gebaut. Ende des 19. Jahrhunderts kam die Grottenanlage mit den Figuren der 14 Nothelfer dazu. Zehn Pilgerwege gibt es rund um den Wallfahrtsort; von vier bis 55 Kilometern, die zum Teil weit über die Region Mönchengladbach hinaus führen. Die kürzeste Tour rund um die Wallfahrtskirche ist als Geocaching-Tour angelegt.
Lourdesgrotte Nikolauskloster. Auch im Park des Nikolausklosters Jüchen gibt es seit 1914 eine Lourdesgrotte. Eingeweiht wurde sie am 30. August 1914. Die Marienstatue aus dem französischen Wallfahrtsort Lourdes wurde von Pilgern zum 100-jährigen Jubiläum gestiftet. Die Grotte liegt im hinteren Teil des Parks, an einem geschützten, aber tagsüber frei zugänglichen Ort. Mit Lourdes verbindet die Oblatenmissionare, die das Nikolauskloster führen, eine lange Geschichte. Der Orden kümmert sich in dem französischen Wallfahrtsort seit 1985 um die Pilger. Auch in Jüchen kümmern sich die Oblaten um Menschen, die auf der Durchreise sind, wie um jene, die in der Region wohnen. Das Kloster ist ein besonderer Anziehungspunkt für alle, die eine kleine Auszeit suchen – sei es für ein paar Stunden oder für ein paar Tage. Besonders Familien schätzen die vielen Angebote der Klostergemeinschaft.
Kapelle Klein Jerusalem Neersen. Gut, eigentlich gehört die Kapelle Klein Jerusalem nicht zur Region Mönchengladbach. Sie liegt knapp hinter der Grenze zwischen Mönchengladbacher und Neersener Stadtgebiet. Die Kapelle, die von 1654 bis 1661 erbaut wurde, ist auch für Gläubige aus Mönchengladbach über Jahrhunderte ein wichtiger Wallfahrtsort. In das Gotteshaus ließ der Bauherr Gerhard Vynhoven (1596–1674) die Geburtsgrotte Jesu in Betlehem sowie das Heilige Grab in Jerusalem nachbauen. Der Priester war selbst mehrmals ins Heilige Land gereist. Als Feldkaplan stand er während des Dreißigjährigen Krieges in Diensten des Jan von Werth. Mit der Kapelle wollte er den Menschen nach den Leiden des Kriegs „die ersten und letzten Tage des Herrn anschaulich vor ihre Seelen stellen“. Das machte sie zu einem beliebten Wallfahrtsort für Pilger vom ganzen Niederrhein. Auch heute zieht es Gläubige aus der Region in das kleine weiße Gotteshaus in Neersen. Jeden Freitag findet um 17.30 Uhr ein Gottesdienst statt.
Birgelener Pützchen. Mitten im Wald liegt das Birgelener Pützchen, eine kleine Kapelle, in die gefühlt maximal drei Personen passen. Aber dann wird es schon eng. Deshalb stehen die Bänke vor der Kapelle. Seit über 1300 Jahren kommen Menschen an diesen Ort zum Gebet, umgeben von Bäumen und dem Gezwitscher der Vögel. Oft kommen hier Menschen hin, die Sorgen haben und die Gottesmutter um Hilfe bitten. Wie es genau dazu kam, dass hier ein Wallfahrtsort entstand, liegt im Dunkel der Historie. Legenden geben Hinweise auf die Anfänge. Demnach soll der heilige Lambertus hier gepredigt und Gläubige getauft haben. Allerdings waren die noch rar in der Gegend, und ein Großteil der Bevölkerung betrachtete Lamberti Tun wohl mit großem Argwohn, der schließlich in seiner Vertreibung gemündet haben soll. Erst im Jahr 682 soll Lambertus wieder zurückgekehrt sein, und nun zeigten sich die Bewohner offener für die Botschaft des Evangeliums, die er verkündete. Wann genau der Ort zur Wallfahrtsstätte für die Marienverehrung wurde, ist nicht belegt. Ein von einem Bären schwer verletzter Jäger soll durch das Quellwasser hier gerettet worden sein. Noch heute wird dem Wasser am Pützchen Heilwirkung zugesprochen.
St. Marien Wassenberg. Am Stadtrain, 41849 Wassenberg; auf der Homepage www.stmarien-wassenberg.de gibt es eine ausführliche Beschreibung des Pilgerwegs, im Pfarrbüro ist ein Booklet erhältlich. Führungen sind möglich.
Blick. Weite Selfkant. Start für den Weg ab Havert: Parkplatz Hauptstraße an der Kirche St. Gertrud; Start für die Route um den Westzipfel: Parkplatz am Westzipfelpunkt bei 52538 Selfkant-Isenbruch; Auskunft zu Führungen und Routen unter www.blick.weite.eu.
Wallfahrtskirche Hehn. Heiligenpesch 75, 41069 Mönchengladbach; Kirche und Kapelle sind täglich von 9 Uhr bis zum Einbruch der Dunkelheit geöffnet, die Grottenanlage ist frei zugänglich; www.wallfahrt-hehn.de.
Kapelle Klein Jerusalem Neersen. Vinhovenplatz 12, 47877 Willich; die Interessengemeinschaft „Kapelle Klein Jerusalem“ kümmert sich um die Kapelle, die am zweiten Sonntag jeden Monats von 14 bis 16 Uhr für Besichtigungen geöffnet ist. Führungen auf Anfrage: www.ig-kapelle-klein-jerusalem.de.
Birgelener Pützchen. Das Pützchen liegt im Naturschutzgebiet Birgeler Bach und ist nur zu Fuß erreichbar. Man folgt dem Kreuzweg vom Pützchenweg aus (Parkplätze Friedhof Birgelen oder Kirche St. Lambertus Birgelen), www.birgelener-puetzchen.de.