Die Krippe verbindet

Nicht „trotz“ sondern „wegen“ Corona gibt es auch 2020 die Krippenausstellung bei „Weltweit am Dom“

Im Advent macht Waltraud Pyls die Arbeit im Laden wegen der Krippen besonders viel Freude, auch wenn das diesmal nur mit Mundschutz geht. (c) Andrea Thomas
Im Advent macht Waltraud Pyls die Arbeit im Laden wegen der Krippen besonders viel Freude, auch wenn das diesmal nur mit Mundschutz geht.
Datum:
25. Nov. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 48/2020 | Andrea Thomas

Ganz vieles, was uns andere Jahre durch den Advent und die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest begleitet hat, ist in diesem Jahr nicht möglich: Weihnachtsmärkte (kleine wie große), Adventssingen, Frühschichten/Andachten mit anschließendem Beisammensein. Auch die Krippenausstellung im Weltladen „Weltweit am Dom“ gehört für viele dazu. Weshalb das Ladenteam sich entschieden hat, im Rahmen der Möglichkeiten auch im Corona-Advent Krippen aus aller Welt zu präsentieren.

„Eine größere Präsentation, wie wir sie im vergangenen Jahr anlässlich des internationalen Krippenkongresses hatten, geht natürlich nicht, aber unsere normale Ausstellung ist Teil des Ladengeschehens“, erklärt Thomas Bürgerhausen, der für den Laden verantwortlich ist. Gerade weil in diesem Jahr so viel ausfallen muss, wollten er und die Ehrenamtlichen, die hier stundenweise tätig sind, damit ein positives und verbindendes Signal setzen. „Wir wollen nicht ,trotz‘, sondern ,wegen‘ Corona zeigen, dass wir da sind.“ Weshalb die diesjährige Krippenausstellung auch unter dem Thema „Krippe verbindet“ steht. 

Das Wunder von Jesu Geburt, dargestellt in der Krippenszene, verbindet Menschen, gerade jetzt in schwieriger und belastender Zeit. Es schafft Verbindung, wo persönliche Kontakte von Mensch zu Mensch auf ein Minimum reduziert werden sollen. Und könne, wie Thomas Bürgerhausen sagt, den Blick dafür schärfen, wie klein manches werde angesichts dieses Wunders, und dafür, was wirklich wichtig sei. Dazu zählten auch Frieden und Solidarität miteinander, mit den Menschen hier bei uns, die unter der Pandemie und ihren Folgen besonders leiden, aber auch mit den Menschen in den Ländern der einen Welt, die das Virus härter trifft als uns. Sie stellen die kunsthandwerklichen Waren her, die im Eine-Welt-Laden der Aachener Hilfswerke und des Bistums zum Verkauf angeboten werden, darunter auch die vielen verschiedenen Krippen, die es im Advent hier zu bewundern und zu kaufen gibt. So verbinden sie uns hier auch mit den Menschen dort, denen der Erlös hilft, vielleicht ein wenig besser durch diese Zeit zu kommen.


Im Ausdruck oft ganz verschieden

Das Besondere an den Krippen seien die Geschichten dahinter, sagt Waltraud Pyls. Sie ist eine der Ehrenamtlichen des Ladens und fasziniert von den unterschiedlichen Materialien und Darstellungen sowie der Entstehung der Krippen. Manche seien schlicht und reduziert, manche bunt und mit vielen Details, und sie hätten schon Krippen in allen Größen gehabt. „Ich bin immer wieder fasziniert, wie klein man so etwas machen kann, in einer Nussschale, einem Fläschchen oder einer kleinen Schachtel“, sagt sie. Auch die Materialien seien immer wieder spannend und erzählten viel über das Leben der Menschen in den Ländern, aus denen sie kommen. In diesem Jahr sind da zum Beispiel Krippen aus dem Papier des Maulbeerbaums, aus Bronze, Filz oder speziellen Hölzern, die es nur in einem bestimmten Teil Afrikas gibt.

Immer wieder kämen sie darüber auch mit Kunden ins Gespräch, die fragten, woher eine Krippe komme oder woraus sie gemacht sei. Gerade im vergangenen Jahr, als sie zusätzlich zur Ausstellung im Laden noch eine weitere in einer Halle ganz in der Nähe hatten, seien auch viele Sammler unter den Besuchern gewesen, die ihrerseits viel hätten erzählen können. „Mich interessiert auch, was die Leute in einer Krippe sehen. Die sind im Ausdruck ja oft ganz verschieden.“ Die bunten Krippen aus Papier oder solche mit Figuren aus Filz hätten etwas Kindliches und sprächen auch besonders Familien an. 

Wie das in diesem Advent werde, bleibe abzuwarten. Aktuell dürfen nur drei Kunden gleichzeitig im Laden sein. Die sollen nach Möglichkeit auf der Ladenvorderseite am Münsterplatz reinkommen und die Tür zum Domhof als Ausgang benutzen. „Zum Glück haben wir die Möglichkeit und können so auch immer ausreichend lüften“, sagt Thomas Bürgerhausen. Auch sonst versucht er „seine“ Damen zu schützen, so gut es geht. Die Verkaufstheke hat die obligatorische Plexiglasscheibe, und auch Hygiene wird großgeschrieben. Für ihn eine Selbstverständlichkeit, sind die 25 Ehrenamtlichen doch alle zwischen Mitte 60 und Mitte 80, gehören selbst zur sogenannten Risikogruppe oder haben Menschen in der Familie, die dazu zählen. Und, das Wichtigste, sie machten das in ihrer Freizeit und weil es ihnen Freude mache, dafür sollten sie sich nicht gefährden müssen.
Schon vor dem ersten Lockdown hatte Thomas Bürgerhausen den Laden aus Sorge um sein Team geschlossen. Als es im Mai weiterging („Wir wollten weitermachen, um nicht aus dem Blick zu geraten. Als Kirche haben wir da auch Verantwortung, Solidarität zu zeigen mit den Anliegern am Münsterplatz.“), hat er das zunächst selbst mit zwei Mitarbeiterinnen von Missio gemacht, drei Tage in der Woche für ein paar Stunden. Ab Juli haben die Ehrenamtlichen wieder ihren Dienst aufgenommen. „Wir in den ganzen Wochen den Kontakt miteinander gehalten, aber da konnten sie es dann doch kaum erwarten“, erzählt Thomas Bürgerhausen. 

Leute kennenlernen, mit ihnen ins Gespräch kommen, ist, was diese Tätigkeit so besonders macht, sagt Waltraud Pyls. „Im Moment ist es sehr ruhig, wenig Touristen. Die Kunden akzeptieren die Bedingungen. Viele fragen erst mal von der Tür aus, ob sie reinkommen dürfen.“ Auch der Advent werde sicher ruhiger, aber gerade die Krippen hätten für viele einen besonderen Stellenwert. „Man spürt, dass ihnen das etwas bedeutet. Wir haben immer wieder Kunden, die sparen für eine Krippe oder lassen sie sich zurücklegen.“ Das zeige, dass die Krippe für viele Menschen zum Weihnachtsfest dazugehöre. Auch und gerade in diesem Jahr.

Krippen aus der Einen-Welt

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