Die Kirche (neu) entdecken

St. Nikolaus in der GdG Brüggen/Niederkrüchten möchte sich als Kulturkirche etablieren

Aufwendig gestaltet war die Aktion „Bachlauf“ im Jahr 2018. Quer durch die Kirche wurde ein Bach rekonstruiert. (c) St. Nikolaus Brüggen
Aufwendig gestaltet war die Aktion „Bachlauf“ im Jahr 2018. Quer durch die Kirche wurde ein Bach rekonstruiert.
Datum:
18. Juli 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 29/2023 | Kathrin Albrecht

Sie ist buchstäblich das Herzstück des Ortes Brüggen: die ehemalige Klosterkirche St. Nikolaus mit dem ehemaligen Konventshaus des Kreuzherrenklosters, in dem heute die Stadtverwaltung untergebracht ist. 

Möchten einladen, die Brüggener Kirche neu zu entdecken: Katrin Hollmann (l.) und Ingrid Graw. (c) Kathrin Albrecht
Möchten einladen, die Brüggener Kirche neu zu entdecken: Katrin Hollmann (l.) und Ingrid Graw.

„Brüggen ist ein beliebtes Naherholungsziel. Viele werfen dann auch mal einen Blick in die Kirche“, erzählt Ingrid Graw vom Förderverein St. Nikolaus. Das möchte sich die Gemeinde zunutze machen und einen neuen Themenschwerpunkt in der Kirche setzen. „Wir möchten St. Nikolaus zur Kulturkirche machen“, bringt es Katrin Hollmann, Gemeindereferentin in der GdG Brüggen/Niederkrüchten, zu der die Gemeinde St. Nikolaus gehört, auf den Punkt.

Ziel ist es, den Menschen die Möglichkeit zu geben, den Raum Kirche wieder oder neu zu entdecken jenseits der Funktion als Pfarrkirche, die St. Nikolaus daneben immer noch erfüllt. Vor diesem Hintergrund bietet die Gemeinde seit einigen Jahren immer wieder unterschiedliche Veranstaltungen an: vom Konzert mit moderner Musik über Vorträge und Ausstellungen.

In den Sommermonaten ist die Kirche bis zum 31. Oktober dienstags bis sonntags von 15 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet. „Das wird sehr gut angenommen“, bestätigt Ingrid Graws, die auch selbst als „Kirchenwächterin“ in dieser Zeit Menschen mit Informationen zur Seite steht.

 

Zum Thema „Erntedank“ malten Kinder der Kita St. Nikolaus Bilder, die in der Kirche ausgestellt wurden. (c) St. Nikolaus Brüggen
Zum Thema „Erntedank“ malten Kinder der Kita St. Nikolaus Bilder, die in der Kirche ausgestellt wurden.

Auch Katrin Hollmann hat diese Erfahrungen gemacht, als sich bei Führungen durch Ausstellungen auch Fragen zur Kirche und zum Kirchenraum ergaben. „Es war interessant festzustellen, dass die Leute dann merken, dass das auch ein Raum für sie ist, wo sie bei sich ankommen können, wo auch Raum für Transzendenz ist.“ 

Auch wenn die Veranstaltungen nicht immer explizit kirchliche Anbindungen haben, lassen sich doch Verbindungen herstellen. Katrin Hollmann erinnert sich an die Ausstellung „Schubladen“ der Künstlerin Meike Hahnraths. Für ihr 2015 begonnenes Projekt hat die Künstlerin über 170 Menschen fotografiert. Sie schauen offen und direkt in die Kamera. Auf den ersten Blick ist an ihnen kein Makel zu erkennen. Doch kleine Texte laden das Publikum ein zu raten, welchen Hintergrund die Person auf dem Foto hat. Da lassen sich, findet Katrin Hollmann, auch viele Bezüge zur Bibel herstellen, zum Beispiel dazu, dass Jesus Menschen so angenommen habe, wie sie sind.

Generell seien Ausstellungen wie die „Erntedank“-Ausstellung der Kita-Kinder St. Nikolaus eine andere Möglichkeit von pädagogischer Vermittlung. Das galt auch für die Martinsausstellung der Initiative „Martinstradition“, die eine Anerkennung der Martinsumzüge als immaterielles Unesco-Weltkulturerbe anstrebt. „Viele jüngere Menschen waren beim Besuch dieser Ausstellungen das erste Mal in einer Kirche“, erzählt Katrin Hollmann.

 

Die Idee, besondere Schwerpunkte in den Kirchen zu setzen, stammt noch aus der Zeit, als die Gemeinden Brüggen, Bracht und Born zu einer Weggemeinschaft fusionierten, erzählt Ingrid Graw. Schon damals war für St. Nikolaus der Schwerpunkt Kultur ausersehen, St. Peter in Born hat sich als Trau(m)kirche etabliert, in Bracht lebt vor allem die Ökumene durch ein sehr aktives Team. In der Kirche St. Maria Helferin Lüttelbracht finden regelmäßig Andachten zu den Hochfesten statt, die gut besucht werden. 
Vor dem Hintergrund des anstehenden Reformprozesses und der Entstehung neuer Orte von Kirche sei das ein guter Gedanke, finden Hollmann und Graw. Die Kulturkirche St. Nikolaus könne definitiv ein Ort von Kirche sein.

Bis in das Jahr 2024 sind schon die  nächsten Veranstaltungen geplant

Am 6. August startet die musikalische Reihe „Mittagsmusik“, gestaltet vom Organisten Floris van Gils. (c) St. Nikolaus Brüggen
Am 6. August startet die musikalische Reihe „Mittagsmusik“, gestaltet vom Organisten Floris van Gils.

Doch dazu müsste sich auch räumlich etwas ändern. Das sei nicht ganz so einfach, denn es gebe doch Gemeindemitglieder, die sich mit Veränderungen schwertun. Zunächst sollen die hinteren Kirchenbänke durch Stühle ersetzt werden, um eine variablere Raumnutzung beispielsweise für Bibelkreise oder Andachten zu ermöglichen. „In der großen Kirche fühlt man sich bei Veranstaltungen im kleineren Rahmen schnell verloren“, findet Ingrid Graw. Leisten an den Wänden ermöglichen das Hängen von Bildern und wurden für die Schubladenausstellung schon genutzt. Auch eine neue Beleuchtung ist geplant. „Insgesamt müsste die Kirche saniert werden“, sagt Katrin Hollmann. Wann genau das sein wird, ist noch offen.

Im Kulturprogramm geht es indes Anfang August mit einer neuen kirchenmusikalischen Reihe weiter. Organist Floris van Gils gestaltet sonntags die Mittagsmusik. Zweimal ist auch eine begleitende Lesung dazu geplant. Das Auftaktkonzert ist am 6. August. Ein Ausflug in die jüngere Geschichte Brüggens folgt mit der Ausstellung „Als Brüggen noch ein Krankenhaus hatte“. Dazu gibt es auch einen Vortrag über die medizinische Versorgung in Brüggen. Daran schließt sich eine Ausstellung an, die Katrin Hollmann mit Schülerinnen und Schülern der Gesamtschule vorbereitet. „Meine Träume“ ist sie überschrieben. Den zum Thema gemalten Bildern und Gedanken möchte Hollmann Bezüge zur Bibel gegenüberstellen.

Auch für das Jahr 2024 sind schon Pläne geschmiedet. Mit der Stadt möchte man bei weiteren Veranstaltungen kooperieren.