Die Herzen bewegen

Aufbruchstimmung herrscht in der GdG Blankenheim/Dahlem mit Ankunft von Pfarrer Andreas Züll

Dicht gedrängt standen die Gläubigen in der Dollendorfer Kirche, um ihren neuen Pfarrer zu begrüßen. (c) Dorothée Schenk
Dicht gedrängt standen die Gläubigen in der Dollendorfer Kirche, um ihren neuen Pfarrer zu begrüßen.
Datum:
23. Okt. 2018
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 43/2018 | Dorothée Schenk
Pfarrer Andreas Züll, 42 Jahre alt, familiär in Froitzheim bei Mechernich verwurzelt, ist angekommen. Die Zeit der Interimslösung in der GdG Blankenheim/Dahlem ist damit vorbei.
Einem Ritual folgend ließ sich Andreas Züll von Regionalvikar Cuck die „Insignien“ des neuen Amtes übergeben: Die Schlüssel, Schale und Kelch und die Heilige Schrift. (c) Dorothée Schenk
Einem Ritual folgend ließ sich Andreas Züll von Regionalvikar Cuck die „Insignien“ des neuen Amtes übergeben: Die Schlüssel, Schale und Kelch und die Heilige Schrift.

In den vergangenen vier Jahren hatte Pfarrer Josef Berger trotz Ruhestands die Aufgabe als GdG-Leiter und Pfarrer übernommen. Jetzt wurde sie mit großer Festgemeinde im Beisein von Weihbischof Johannes Bündgens und General-vikar Andreas Frick in die Hände des „Eifler Jungen“ gelegt. Einige Stimmen aus dem Einführungsgottesdienst.

 

>>Regionalvikar Philipp Cuck

In deiner Einführungsmesse habe ich zwei Wünsche geäußert für deine künftigen Arbeit, die ich an dich weitergeben möchte: Ich habe dir nicht gewünscht, dass du es allen recht machst. Ich habe dir auch nicht gewünscht, dass du viel Sitzfleisch hast für die hunderte von Sitzungen, die du demnächst überall halten darfst. Ich habe zwei Dinge geäußert: Ich wünsche mir in der Region und auch hier eine gute Ökumene. Und zum zweiten wünsche ich uns, dass nicht Fake-News unser Wissen weiter bestimmen. Wieso? Eine gute Ökumene, das ist mir klar geworden, ist überlebensnotwendig für unser gemeinsames Christsein auch hier in der Eifel. Die Gesellschaft fragt sehr kritisch: Wie vertragen sich evangelische und katholische Kirche? Wenn wir uns nicht vertragen, ja nicht sogar versuchen, einander zu verstehen, aneinander zu lernen, können wir, glaube ich, unsere Botschaft ein Stück „in den Eimer kloppen“. […] Gott macht keine Fehler – auch nicht in der evangelischen Kirche und auch nicht in der katholischen Kirche. Wir machen Fehler! Und die müssen wir immer wieder versuchen, miteinander in Ordnung zu bringen. Deswegen: eine gute Ökumene. Pflege sie, und du wirst merken, die Frohe Botschaft weiterzugeben, wird viel einfacher werden.

Das Zweite: Fake-News. Darunter leiden wir derzeit sehr. […] Halbwahrheiten sind schlimmer als Lügen. Was ich wünsche – und ich merke, wie ich auch immer wieder selbst darauf hereinfalle – nie in ernsthaften Gesprächen zu sagen: „Haste gehört? Da soll das und da gewesen sein.“ Oder: „Ich habe das Gefühl…“ Ich weiß gar nicht, ob es stimmt und ob die Nachrichten richtig sind. Solche Nachrichten geistern bei uns im Bistum herum: „Ich vermute, ich denke, ich meine.“ Das lähmt unser Bistum im Miteinander zu sehr, anstatt nach vorne zu gucken. Und du bist für mich jetzt jemand in deiner jugendlichen Frische, der eins sicherlich kann: nach vorne gucken. Und es lohnt sich, lieber Andreas, hier mit den Gemeindemitgliedern der GdG nach vorne zu gucken. Und hinter dir sitzen Kollegen, die dir dabei helfen werden. […] Ich möchte jetzt einmal nach vorne gucken: Ich hoffe, dass dies nicht die letzte Urkunde ist, die du hier in der Eifel überreicht bekommst. Ich hoffe, dass du mich eines Tages beerbst.

 

>>Pfarrer Andreas Züll

Es ist wichtig, sich auf den Herrn der Kirche und des Glaubens zu berufen. Diesen Herrn sollen und müssen wir als Christen verkünden, missionarisch verkünden unter allen Völkern. Es hat keinen Sinn, mit dem Finger auf andere zu zeigen und zu sagen: Die müssen doch endlich mal was tun! Diese Priester, die Diakone und alle, die dazu gehören. Es ist nicht nur die Sache der pastoralen Mitarbeiter und der Priester und Diakone, Jesus Christus zu verkünden, sondern es ist die Sache jedes Getauften und Gefirmten. […] Sich angstvoll aus der Verantwortung stehlen, damit ich nur ja nicht als Christ erkannt werde oder Angst habe, angegriffen zu werden, setzt uns der Frage Jesu aus: „Habt ihr noch keinen Glauben?“ Wir können klagen, aber das wird der Kirche und vor allem unserem Glauben nicht gerecht. Das wird auch der Entwicklung und Veränderung unserer Kirche in den Gemeinden unserer GdG nicht weiterhelfen. Ohne diese Bereitschaft, sich vom Evangelium missionarisch verändern zu lassen, wird es auch für die Kirche in unserer Eifel keine Zukunft geben. […]

Wenn wir passive Christen bleiben und uns in unserer „Stille-Welt-Komfortzone“ bewegen, dann bedeutet das in unserer derzeitigen Situation den Suizid des christlichen Glaubens. Zudem müssen wir uns aus der Bedienung unserer volkskirchlichen Erwartungshaltung lösen und gemeinsam auf Pilgerschaft gehen, lebendige Zellen des Glaubens gründen und Formen der Anbetung Gottes errichten. Solche Gemeinden wirken anziehend, weil sie den Geist haben, der die Herzen bewegt. Und ich bin überzeugt, dass mehr Glut unter der Decke unserer Pfarrgemeinde ist, als wir es für möglich halten. […] Lernen wir doch einmal neu, unseren Glauben zu entdecken, und werden wir zu geisterfüllten Menschen, zu missionarischen Menschen, damit wir dieses Profil neu in uns entdecken und dieses Profil in unserer GdG neu entwickeln. Der ersehnte Aufbruch, der wird zwar nicht immer Erfolg haben, aber früher oder später wird er sicher fruchtbar sein. Denn nur wer die Herzen bewegt, bewegt die Welt.

 

>>Birgit Wolf, GdG-Ratsvorsitzende

Schon ein paarmal habe ich mit Priestern vorne gestanden, um sie zu empfangen oder zu verabschieden. Eines hatten diese Anlässe alle gemeinsam: Die Pfarrer waren meist älter als ich. Pfarrer Züll ist einiges jünger als ich. […] Auf den Bildern sah ich einen jungen Mann, der etwas schüchtern aussah. […] Ich dachte, den muss man ein bisschen an die Hand nehmen, den muss man ein bisschen beschützen, wenn er eine so große GdG leiten wird, […] den muss man behutsam anfassen, damit er auch durchhält und an seiner Aufgabe wachsen kann. Dann hatten wir unsere erste Sitzung. Da stand ein junger Mann, der wirkte nun wirklich gar nicht mehr schüchtern. Ein Mann, der signalisierte: „Ich freue mich auf die neue Herausforderung. Ich freue mich auf die GdG Blankenheim/Dahlem.“ Und er signalisierte auch: „Ich habe Vorstellungen. Ich habe Pläne.“ Und: „Ich weiß, was ich will.“ Nix mehr mit mütterlichen Gefühlen. Da stand jemand, der Selbstbewusstsein und Kraft ausstrahlte. Und ich dachte: Hier muss niemand mehr in seine Aufgabe hineinwachsen. Vielmehr denke ich nun, dass wir durch ihn und mit ihm gemeinsam als GdG wachsen und zusammenwachsen werden.

 

>>Erich Dederich, 2. Vors. KGV

Zur GdG Blankenheim/Dahlem gehören 8608 Katholiken. 78 Mitarbeiter sind im nichtpastoralen Dienst wie Küster und Sekretärin beschäftigt. Dazu kommen 15 Mitarbeiterinnen der Kindertagesstätten. Das ist fast ein mittelständisches Unternehmen. Eine Begabung ist mir bei unserer Begegnung gleich aufgefallen: Sie kennen das: Wenn bei dem Eifeler die Wogen etwas höher schlagen, dann wird er lauter oder verfällt in Dialekt. Bislang hat der Vorsitzende des KGV verständnislos geguckt. Andreas Züll versteht uns aber nicht nur, sondern wir verstehen ihn auch, weil er ein „Eifeler Jung“ ist. In den 17 Ortschaften der Gemeinde Blankenheim/Dalheim arbeiten seit vielen Jahren Kirchen, Ortsvertreter und Vereine eng zusammen. Sie als gebürtiger Eifeler kennen das und werden das in der Leitung des KGV zu nutzen wissen. Ich wünsche ihnen für diese Aufgabe Gottes Segen.