Die Braut, die sich nicht traut

Oder vielleicht doch? Welche Überraschungen, Pannen und skurrile Situationen bei einer kirchlichen Trauung passieren können

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Datum:
22. Mai 2024
Von:
Kathrin Albrecht

Es soll der romantischste Tag im Leben sein. Ein unvergesslicher – in vielerlei Hinsicht. Und manchmal bleibt der Tag der kirchlichen Trauung vielleicht auch ewig in Erinnerung, weil eben nicht alles nach Plan gelaufen ist.

Es gibt wohl viele dieser unvorhersehbaren Geschichten, Pannen und Anekdoten. Die KirchenZeitung für das Bistum Aachen hat bei Priestern im Bistum Aachen mal nachgefragt, was sie Kurioses erlebt haben. Wir erzählen die Geschichten anonym. Aber wir versichern: In allen Fällen gibt es ein Happy End. 

 

Tiere – ein ganz besonderes Thema bei einer Hochzeit. Sie kennen das sicherlich: Weiße Tauben steigen auf in den Himmel oder aber der geliebte Vierbeiner bringt die Ringe zum Altar. So weit so schön, aber eben nicht immer ganz berechenbar: Ein Paar, das sehr vernarrt in seine Hunde war, wollte unbedingt, dass die beiden mit Schleife um den Hals die darin enthaltenen Ringe bei der Trauung zum Altar bringen sollten. Ob denn die Tiere nicht nervös werden, fragte der Priester. Ein eindeutiges „Nein“ war die Antwort. Doch es kam, wie es kommen musste. Das Paar hatte auch den befreundeten Hundeverein eingeladen. Obwohl die Besonderheit der Ringübergabe im Vorfeld durchgesickert war, erschien zusätzlich eine Reihe weiterer Hundebesitzer mit Tieren. Diese positionierten sich zwar alle in der letzten Bank, die beiden „Ringträger“ waren aber so irritiert, dass sie mit großer Mühe am Halsband an den Altar geführt werden mussten. Aber glückliches Ende: Das Paar ließ drei Jahre später sein Kind taufen, und dieses Mal waren die Hunde wieder mit dabei – ganz ohne Aufregung. 

 

Ohne Hose vor den Traualtar? Das wäre wirklich fast passiert. Dass die Hose fehlte, fiel nämlich erst 20 Minuten vor der Trauung auf. So mussten kurz vorher noch einige Kilometer zurückgelegt werden, um eine Hose zu organisieren. Die Hochzeit begann mit Verspätung, dafür aber mit Hose. Damit hatte der Chor viel Zeit zum Einüben der im Gottesdienst zu singenden Lieder.

Diese Hochzeit hat nicht stattgefunden – und trotzdem gibt es ein glückliches Ende. Einen Tag vor der kirchlichen Trauung gestand der Ehemann in spe seiner zukünftigen Frau und dem Priester, dass er nicht heiraten könne. Denn eigentlich liebe er einen Mann. So wurde die Hochzeit abgesagt. „Eine richtige Entscheidung“, wie der Pfarrer erzählt. Denn beide sind jetzt glücklich: Der Mann mit seinem Partner, die Frau mittlerweile mit einem anderen Ehemann. Und das Schönste: Die „ursprünglichen Brautleute“ sind immer noch die besten Freunde!

 

Das folgende Brautpaar hätte sich vermutlich ein wenig weniger Blaulicht und Martinshorn als „Begleitmusik“ gewünscht. Die Hochzeitsgesellschaft samt Pfarrer stand bereits in freudiger Erwartung vor der Kirche und wartete auf das Brautpaar. Dieses kam auch bis knapp an die Kirche heran, wurde jedoch von der Polizei aufgehalten, die wegen einer handfesten Auseinandersetzung von

Anwohnern die Straße kurzerhand abgesperrt hatte. Somit waren die Hochzeitsgesellschaft wie die Brautleute gezwungen, die Szenerie aus ihrer jeweiligen Perspektive zu verfolgen, bis die Polizei die Sperrung wieder aufhob und man nun endlich mit Verspätung und einer Aufregung mehr feierlich in die Kirche einziehen konnte.

 

Beim nächsten Paar war kein Blaulicht im Spiel. Jedoch kam unfreiwillig andere Farbe zum Einsatz. Die Braut hatte sich im Vorfeld den Fuß gebrochen und konnte nun keine feinen Schuhe mehr tragen. Somit trug sie unter dem Brautkleid gut sichtbar für sie bequeme grüne Turnschuhe. Für den Bräutigam kein Grund zur Verzweiflung in Stilfragen. Kurzerhand trat auch er passend in grünen Turnschuhen vor den Altar. Auch deshalb passend, da man ja beim Tag der Trauung selbst von der „grünen Hochzeit“ spricht.

 

Apropos Brautschuhe: Die nächste Braut hätte den Umgang damit oder den Weg in die Kirche vielleicht einmal üben sollen. Beim Schreiten in Richtung Altar blieb die Unglückliche mit dem Absatz im Gitter eines Heizungsschachts hängen und konnte sich ohne Hilfe nicht mehr befreien. Schließlich blieb tatsächlich nur, den Absatz abzusägen, um wenigstens nicht halbseitig unbeschuht vor den Priester zu treten. 

 

Dass man sich am Jubeltag vielleicht besser nicht selbst ans Steuer setzt, erlebte der Bräutigam des nächsten Paares. Er hatte es vermutlich besonders eilig, zu seiner Liebsten zur Kirche zu kommen. Dabei war er jedoch offenbar ein wenig ungestüm in seiner Fahrweise, durch die sein Wagen unliebsame Bekanntschaft mit dem Straßengraben machte. In der Überlieferung ist nicht bekannt, ob der Jüngling dann per Bus, per Anhalter oder sonst wie weiter seinen Weg nahm. Nur so viel: Er ist vor dem Pfarrer erschienen, und die Trauung konnte mit einiger Verspätung dann stattfinden.

 

Eine ganz besondere Aufregung erfasste auch die Braut in unserer letzten Geschichte. Alle waren hier pünktlich in der Kirche. Der Bräutigam stand gebannt vor dem Altar; die Braut sollte knapp hinter dem Pfarrer den Weg durch die Kirche zum Altar schreiten. Der Pfarrer staunte nicht schlecht, als er nach halbem Weg hinter sich die aufgeregten Schritte der Braut in die Gegenrichtung vernahm. Kurz vor dem Kirchenportal hatte er die hyperventilierende junge Frau eingeholt, die vor lauter Aufregung fast keine Luft bekam. Nach einer Weile der Beruhigung ging es offenbar wieder. Pfarrer und Braut schritten erneut in Richtung Altar und wartendem Bräutigam. Nach wiederum halbem Weg rannte die Braut wieder mit „Schnappatmung“ zurück zum Ausgangspunkt. Wir wissen nicht, mit welchen Worten der Pfarrer es schließlich schaffte, die Braut erneut zu beruhigen. Überliefert ist nur: „Wir schaffen das.“ Und schließlich war dann der dritte Versuch, das Kirchenschiff zu durchqueren, erfolgreich, und die Trauung konnte wie ursprünglich geplant stattfinden. 
     (ak/jp)

SO HEIRATEN DEUTSCHLAND UND DAS BISTUM AACHEN

1428 Paare gaben sich im Bistum Aachen 2022 das Ja-Wort. Und wie sieht es in Deutschland aus? Für die Hochzeitsstudie 2023 hat Weddyplace vom 16. Februar bis 9. März 2023 genau 3185 Paare zu ihrer Hochzeit befragt. Demnach haben rund 64 Prozent der Paare den gleichen religiösen Hintergrund. 29,2 Prozent der Befragten heiraten kirchlich. Katholische Zeremonien haben mit einem Plus von 2,6 Prozent einen signifikanten Zuwachs. Die Anzahl der Paare, die ausschließlich standesamtlich heiraten, liegt bei 34,2 Prozent, der Anteil der freien Trauungen bei 36,3 Prozent. Die Bräute in Deutschland sind zum Zeitpunkt der Hochzeit im Durchschnitt 31,7 Jahre jung. Die Bräutigame zählen im Mittel 34,4 Jahre. Die meisten Hochzeiten 2023 finden mit 38,7 Prozent in kleineren und mittleren Gemeinden (zwischen 5000 und 10 0000 Einwohnern) statt. Die gesamte Studie ist unter https://www.weddyplace.com/de/hochzeitsstudie/2023 nachlesbar.