Einige Denkmäler in der Region erinnern an die Bockreiter – weil die Mitglieder ihre Beute oft an die Armen weitergaben, galten sie als eine Art Robin-Hood-Bande der Niederlande. Zwei Bockreiterperioden soll es gegeben haben. Vor allem die zweite, um 1770, verlief blutig. 328 Frauen und Männer in der Region wurden nach durch Folter erzwungenen Geständnissen hingerichtet, auch der Bandenführer „Broer Kerkhoffs“, bei dem es sich angeblich um den Herzogenrather Chirurgen Joseph Kirchhoffs gehandelt haben soll. Der in Raeren geborene Aachener Schriftsteller Josef Ponten verarbeitete die Bockreiter-Legende in einer Novelle, die erstmals 1919 veröffentlicht wurde. Ponten erzählt darin die Geschichte des Arztes Josef Kirchhoff, der immer tiefer mit dem Treiben der Bockreiter verwoben wird. Anfangs gehen auf ihr Konto nur derbe streiche, doch bald kommt es zum Entsetzen des Bockreiter-Hauptmanns zu Raub, Mord und Totschlag. Josef Ponten verfasste bis zu seinem Tod 1940 zehn Romane und mehr als 20 Novellen und Erzählungen. Seine Werke waren bis in die frühen 1930er Jahre oft Bestseller, bis der Autor in Vergessenheit geriet. Günter Krieger, Verfasser historischer Romane, haucht Pontens Novelle neues Leben ein und ergänzt die Erzählung um biografische Informationen zum Autor und Hintergründe um die Bockreiter-Legende und den vermeintlichen Bandenführer Joseph Kirchhoffs. Außerdem führt Krieger an die wichtigsten Schauplätze der Novelle. Eine lohnende Wiederentdeckung eines fast vergessenen Autors.
Josef Ponten: „Die Bockreiter. Eine Novelle – zeitgemäß bearbeitet und kommentiert von Günter Krieger. Grenz Echo Buchverlag, Eupen, 2016