„D’r Papyrus op Platt“ ist der dritte Asterix-Comic, den der Aachener Markus Krings auf Öcher Platt übersetzt und veröffentlicht hat. Das Heft beruht auf dem 36. Band der Reihe „Der Papyrus des Cäsar“. In der Öcher Mundart-Version verfasst Cäsar sein Werk „Der gallische Krieg“ auch auf Öcher Platt, doch es soll nur die hochdeutsche Version veröffentlicht werden. Im Gespräch mit der Kirchenzeitung erklärt Krings, im Hauptberuf Lehrer am St.-Ursula-Gymnasium in Aachen, was ihn an der Mundart begeistert.
Herr Krings, woher rührt Ihre Begeisterung für Öcher Platt und für die Asterix-Comics?
Markus Krings: Die Begeisterung für Öcher Platt habe ich von zuhause mitbekommen. Meine Oma und meine Mutter haben untereinander nur Öcher Platt gesprochen. Mit der Begeisterung für Asterix ist es ähnlich. Viele der Comics hatten meine Eltern schon, dann kamen immer wieder neue, die habe ich geschenkt bekommen und mit Begeisterung gelesen. Zusammengefügt hat sich das bei einem Kleinkunstabend in der Franzstraße. Da trat Hennes Bender auf, ein Ruhrpott- Comedian, und stellte seine Ruhrpott-Version von Asterix vor. Da habe ich mich gefragt, warum wir so etwas nicht auch für Aachen haben.
Wie kam der Kontakt zum Verlag zustande?
Krings: Der normale Weg ist, dass der Verlag Übersetzer anfragt, wie in Köln die Hella von Sinnen. Das ist bei uns anders verlaufen, da habe ich nachgefragt. Ich bin, glaube ich, einige Male weiterverbunden worden. Irgendwann hatte ich dann Wolf Stegmaier, das ist der Verlagschef für die Comics im deutschsprachigen Raum, am Telefon, habe ihm meine Idee vorgestellt und er hat zugestimmt. Allerdings mit einer Mindestauflage von 5.000 Stück. Wir haben uns dann dazu durchgerungen, das mit 5.000 Stück zu machen und die waren in einem Monat verkauft.
Sie haben beim aktuellen Band auch inhaltliche Veränderungen vorgenommen?
Krings: Beim zweiten Band, „Der Avernerschild“, habe ich auch schon inhaltliche Veränderungen gemacht, allerdings nicht in der Hauptstoryline. Der Band ist episodisch erzählt, da ist es etwas leichter, die Story zu beugen. Bei uns laufen die dann nicht durchs Avernerland sondern durch die Aachener Stadtteile. Jetzt beim dritten Band habe ich tatsächlich diese Hauptstoryline verändert. Das ist eine große Herausforderung, denn das muss man über 48 Seiten durchhalten. Sonst fällt einem das nachher auf die Füße. Ich glaube, es ist geglückt.
Wie lange dauert die Übersetzung eines Comics?
Krings: Insgesamt dauert dieser ganze Prozess ein Jahr. Das längste ist, das Konzept zu erstellen. Welche Bilder geben etwas her für tolle Worte auf Öcher Platt? Wenn alle Ideen stehen, dauert es zwei Wochen, dann steht eine erste niedergetippte Version. Dann kommt das Lektoring. Ganz zum Schluss kommen die Sprechblasen. Dann kommt der Druck, anderthalb Monate später kommt ein Lkw nach Haaren, stellt vier Paletten bei meinen Eltern in die Garage. Wir machen den Vertrieb aufgrund der geringen Auflagenzahl komplett selbst.
Wählen Sie die Comics, die Sie übersetzen wollen, aus oder macht der Verlag Vorgaben?
Krings: Bei der Auswahl bin ich völlig frei. Beim ersten Band habe ich gesagt, es sollte Band 1 sein, wir haben viele Leser, die nicht so im Öcher Platt drin sind. Und die Geschichte kennt jeder. Generell habe ich mehrere Comics zur Auswahl. Irgendwann kristallisiert sich heraus, welcher es wird.
Hilft der Comic, das Öcher Platt auch zu lernen?
Krings: Es gibt nichts Besseres, um eine Sprache zu transportieren als einen Comic. Denn man kann sich viel über die Bilder erschließen. Dann haben wir hinten ein großes Glossar, wo die Begriffe erklärt sind. Auch, wenn man nicht ganz familiär im Öcher Platt ist – das kriegt man hin. Meine Empfehlung: Laut lesen, denn Öcher Platt kennt man vor allem als gesprochene Sprache.
Sie bieten auch eine Öcher-Platt-AG an Ihrer Schule an. Was fasziniert junge Menschen an der Mundart?
Krings: Ich finde erstaunlich, dass es junge Menschen fasziniert. Es ist nicht das fehlende Interesse der jungen Generation, sondern eher, dass Menschen fehlen, die es ihnen beibringen können. Öcher Platt wurde einer ganzen Generation quasi ab-erzogen, weil es als ungebildet galt, Mundart zu sprechen. Junge Menschen verbinden mit Mundart das an Wörtern, die die Zeiten überdauert haben: „Klenkes“, „Amerölche“, „och Härm“ – von da aus fragen sie weiter.
Und was hören Sie von älteren Lesern?
Krings: Ältere spiegeln, dass wir ein neues Format gefunden haben, vor allem in der Schriftsprache. Es gibt viele Gedichte auf Öcher Platt, auch Lieder, zum Beispiel von Hein Engelhardt. Es gibt aachenbezogene Comics aber nicht auf Öcher Platt. Asterix ist in den 1960ern entstanden, das spricht viele aus der Generation an.
Entdecken Mundart-Sprecher bei Ihnen auch noch etwas Neues oder kennen die alles?
Krings: Ein kleiner Teil der Leser ist wirklich so firm, dass sie alles kennen. Ansonsten versuche ich immer, ein Wort unterzubringen, das wirklich kaum einer kennt. Ich blättere oft den Aachener Sprachschatz durch und schreibe mir Wörter auf, die ich toll finde. Diesmal kommt das Wort „Auerjüenche“, das Erdmännchen, vor. Wer hätte gedacht, dass es dafür ein Wort auf Öcher Platt gibt?
Was bedeutet Öcher Platt für Sie?
Krings: Heimatgefühl. Wir Aachener lassen oft kein gutes Haar an den Kölnern, aber die Art, wie sie ihre Mundart pflegen und es schaffen, das in die nächste Generation hinein zu tragen, ist schon toll. Mir geht es aber nicht darum, Öcher Platt als Alltagssprache zu etablieren, sondern darum, dass man es kennt, weiß, was Wörter bedeuten; und dass man damit etwas verbindet.
Gibt es Aussicht auf einen vierten Band?
Krings: Die gibt es, wenn ich eine zündende Idee habe zu einem neuen Band. Denn nur dann macht es auch Spaß. Und ich habe ja noch einen Beruf. (lacht)
Wer sein Mundart-Wissen testen möchte, kann eine von Markus Krings signierte Ausgabe gewinnen, wir verlosen drei Comics. Per E-Mail an: kirchenzeitung@einhardverlag.de oder per Postkarte: Einhard-Verlag, Stichwort Asterix-Comic, Klosterplatz 7, 52062 Aachen.