Die Ästhetik des Lichts

Der Aachener Dom bekommt ein neues Beleuchtungskonzept. Der erste Praxistest ist bestanden

Licht kann vielseitig eingesetzt werden: Je nachdem, ob eine warme Farbtemperatur… (c) Volker Goebel
Licht kann vielseitig eingesetzt werden: Je nachdem, ob eine warme Farbtemperatur…
Datum:
16. Nov. 2021
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 46/2021 | Mira Otto

Jeder Winkel des Aachener Doms erlaubt neue Entdeckungen. Mit einem neuen 
Lichtkonzept sollen die vielschichtige Architektur sowie die Kunstgegenstände im Innenraum beleuchtet werden. Es gilt, ein Unesco-Welterbe mit all seinen Facetten ins rechte Licht zu setzen. Über 500 Leuchtkörper kommen zum Einsatz.

…oder kühleres Licht gewählt wird, ändert sich die Stimmung des Raums. (c) Volker Goebels
…oder kühleres Licht gewählt wird, ändert sich die Stimmung des Raums.

Bis Ende 2022 soll der Aachener Dom in neuem Glanz erscheinen. Dabei kann das Licht jeder LED-Leuchte durch eine Fernsteuerung verändert werden. Über ein Touchpad können so verschiedene Szenarien abgerufen werden: Ob für Weihnachten, Gottesdienste, Licht für touristische Führungen oder auch Putzlicht kann mit einem Fingertippen eingestellt werden. Dabei sind alle Lampen Sonderanfertigungen. Teilweise kann auch die Farbtemperatur verändert werden, damit die Kunstwerke im Dom möglichst naturgetreu in Szene gesetzt werden. Mit der Installation der Leuchten werden auch die Kabel erneuert. 35 Jahre lang sind diese bereits im Einsatz. Hinzu kommt im selben Zug eine neue Brandschutz- und Alarmanlage.

Verfolgt wird eine besondere Ästhetik: Die Quelle des Lichts soll sich selbst nicht zeigen und gleichzeitig den Dom erstrahlen lassen. Hierzu werden die Leuchtkörper hinter „getarnten“ Abdeckungen auf den Gesimsen oder in Lücken versteckt. Dabei wird nicht in die bauliche Substanz eingegriffen. Außerdem muss das Licht seine Funktion des Sichtbarmachens erfüllen, darf aber durch seine Helligkeit den Betrachter nicht blenden und so den Blick auf Dahinterliegendes stoppen. Besonders die Tonnengewölbe mit einer Vielzahl an Mosaiken sollen mit diesem Konzept für Besucher sichtbarer werden.

Ein Beispiel, bei dem das Licht aktuell den Blick blockiert, ist der Chor. Hält sich dort jemand auf und blickt nach oben, sei die Decke durch das Licht der Pendelleuchten nicht mehr erkennbar, erklärt Antonius Quodt, der Geschäftsführer von Light-Life. Auch hier soll neues Licht mit Leuchten verschiedener Art installiert werden. Einige beispielsweise, um die beiden dortigen Schreine zu betonen. Andere sollen als Leselicht dienen.

Zu erwähnen ist auch, dass bereits vorhandene Leuchten mit einem historischen Wert erhalten bleiben. Hierzu zählen beispielsweise die Alabasterleuchten oder die sogenannten Ampeln. Allerdings werden diese nicht mehr in erster Linie als funktionsorientierte Lampen genutzt, sondern sollen mit glimmenden Birnen ausgestattet werden, um mehr zum Schmuck des Doms zu werden.

Ein weiteres Beispiel ist die neue Ausleuchtung in der Karlskapelle. Sie ist ein bisschen wie eine Symphonie zwischen Lumen, Schatten und Stein. Gerade befinden sich die Planer in einer Praxisphase, bei der die Leuchten bezüglich Farbtemperatur und Platzierung getestet werden, denn es gilt, durch Tests den richtigen Ton zu treffen.

Umgesetzt wird das Großprojekt von Hermanns Architekten und Light-Life. Das Konzept des erfahrenen Architekturbüros und Dienstleistungsunternehmens für mediale Sonderlösungen konnte sich in einem zuvor ausgeschriebenen Wettbewerb gegen zwölf Mitbewerber durchsetzen. 

Eindrücke des neuen Lichtkonzepts im Aachener Dom

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