Grabeskirchen sind Orte der Trauer. Aber wer in eine der umgestalteten Kirchen in Mönchengladbach geht, stellt fest, dass sie deswegen keineswegs Orte der Traurigkeit sein müssen. Was macht den guten Geist der Grabeskirchen aus? Die KirchenZeitung hat bei den Verantwortlichen in den vier Grabeskirchen in Mönchengladbach danach gefragt.
Die Bäume blühen, an den Hortensien zeigen sich die ersten Knospen, bald werden sie weiß blühen. Dann sieht es so aus, als würde die Grabeskirche St. Josef auf einer weißen Wolke schweben. Ein Effekt, den der Architekt bei der Planung durchaus so gewollt hat und der nun schon von Weitem dafür sorgt, dass die Besucher etwas von dem Trost spüren, den sie in der Kirche bekommen sollen. „Der Raum ist von Lebensbejahung durchdrungen“, sagt Pfarrer Klaus Hurtz, Leiter der Pfarrei St. Marien Rheydt, zu der St. Josef gehört. „Die Kirche atmet Licht, atmet Farben, atmet Leben.“ Das liegt zum einen an der Gestaltung mit den farbigen Glasflächen, dem Olivenbaum und dem Lettner aus Edelstahlrohren im Chorraum, in denen die Sonnenstrahlen reflektieren. Aber auch das Kinderlachen vom benachbarten Spielplatz dringt hin und wieder in den Trostraum, wie die Grabeskirche genannt wird. „Man kommt in keinen leeren Raum, sondern hat Ansprechpartner, die sehen, was man gerade braucht“, benennt Gemeindereferentin Ute Errens den besonderen Geist. Auch, dass das Gotteshaus ein durchbeteter Raum sei, in dem Gottesdienste gefeiert werden, sieht Errens als einen Faktor, der die besondere Atmosphäre dieses Ortes ausmacht.
Die hohe Identifikation der Besucher und der hier arbeitenden Menschen sieht auch Thomas Arndt, Geschäftsführer von St. Matthias Günhoven, als Grundlage für die positive Atmosphäre. „Ich denke, es ist nicht der gute Geist sondern es sind die guten Geister“, sagt Arndt. „Putzfrau, Küster oder Aufsicht: alle stammen aus Günhoven, so wie ich. Die Leute machen nicht nur einen Job, sondern machen ihren Dienst aus Überzeugung.“ Mit der baulichen Erweiterung im vergangenen Jahr habe man es geschafft, die Bänke und damit den Platz für die Gemeinde zu behalten. Die Glasarchitektur der Marienkapelle öffne die Kirche nach außen. „Man hat dort fast das Gefühl, dass man draußen ist“, meint Arndt. Wie bei St. Josef kann es passieren, dass in einer Trauerfeier das Juchzen der Kinder aus dem benachbarten Kindergarten klingt. „Es wird einem vor Augen geführt, dass Leben und Tod zusammengehören“, sagt Arndt.
Es klingt paradox, aber wer sich bei den Verantwortlichen der Grabeskirchen in Mönchengladbach umhört, erfährt, dass mit der Umwidmung das Leben in die Kirchen neu eingezogen ist. „Wir haben jetzt mehr Besucher als vorher“, sagt Arndt. „Im Prinzip ist hier den ganzen Tag ein Kommen und Gehen.“ Der Kontakt mit anderen Trauernden und die Möglichkeiten der seelsorgerischen Begleitung, Mut und Offenheit, um Trauernde anzusprechen und unterschiedliche Angebote, um den individuellen Bedürfnissen der Trauernden zu begegnen, nennt Ulrike Gresse, Trauerseelsorgerin an St. Elisabeth Eicken. „Wir wissen, dass Trauernde sehr unterschiedlich mit ihrem Schmerz umgehen und ihn verarbeiten“, sagt sie. „Jeder trauernde Mensch kann in seiner eigenen Not wahrgenommen werden und eine Auswahl treffen, die dem persönlichen Trauerweg entspricht: vom offenen Elisabeth-Café über die offene Sprechzeit bis zur Einzelbegleitung. Wir trauen und muten den Menschen ihren eigenen Trauerweg zu “
Wie in den anderen Grabeskirchen auch, wurde die Architektur vom St.-Kamillus-Kolumbarium beim Umbau nicht verändert. „Im Prinzip wurden hier nur die Ebenen für die Grabfächer eingezogen“, sagt Heinz-Josef Claßen von St. Kamillus. „Die einmalige Architektur von Dominikus Böhm ist unverändert.“ Das gibt Besuchern der ehemaligen Klosterkirche Vertrautheit. „Es ist ein Trauerort, aber kein trauriger Ort“, sagt Claßen. „Unser Bestreben ist es, den Friedhof mit Leben zu erfüllen.“ Diskussionen zur Bestattungskultur, Konzertabende und sogar Mundartabende finden hier statt. Auch die 1000 Porträts des Fotografen Carsten Sander symbolisieren die Verbindung zwischen Leben und Tod. Einige der Porträtierten sind inzwischen verstorben.