Es ist schon einige Zeit her, als ein aufgebrachtes Mädchen an der hölzernen Pforte der Dominikanerinnen von Bethanien im Bethanien-Kinderdorf in Schwalmtal klopfte. „Wer ist unsere Betschwester?“, fragte es fast trotzig, als sich die Türe öffnete. „Die muss wirklich
mal dafür beten, dass wir uns weniger in der Gruppe streiten. Kannst du ihr das sagen?“
Für die Kinder und Jugendlichen in den Bethanien-Kinderdörfern gehören die Betschwestern seit vielen Jahren dazu. Auch wenn nicht jede Kinderdorffamilie oder Wohngruppe der großen Jugendhilfeeinrichtung den Kontakt zu den Dominikanerinnen gleich intensiv pflegt, gibt es den Kindern doch Stabilität, zu wissen, dass die Schwestern für sie da sind und an sie denken. „Ich habe meine Mädels, die im Teeniealter sind und keinen aktiven Draht mehr zu Kirche haben, mal gefragt, ob sie die Tradition mit den Betschwestern albern finden“, erklärt Kinderdorfmutter Nicole Kommer lachend. „,Auf gar keinen Fall‘, war die Antwort. Das, was für Gläubige die Hoffnung und das Vertrauen auf oder in Gott ausmacht, wird quasi stellvertretend durch die Betschwester personifiziert. Sie macht Glaube spürbar.“
Dabei reicht die Tradition der Betschwester in Bethanien mehr als 40 Jahre zurück. Als Schwester Simone vor acht Jahren in den Konvent nach Schwalmtal kam, wurde an jedem Silvesterabend die Lostrommel gerührt und so entschieden, welche Schwester für welche Kinderdorffamilie oder Gruppe im kommenden Jahr beten soll. Heute entscheidet nicht mehr das Los, sondern die Betschwestern beten über Jahre für das gleiche Haus. „Wir möchten so eine engere Bindung zu den Kindern und Mitarbeitern aufbauen“, schildert Schwester Simone. „Auch für uns ist es schön, die Anliegen und Wünsche noch besser kennenzulernen.“
Schwester Simone sucht dafür ganz bewusst den Kontakt zu „ihren“ Häusern.
Sie besucht die Kinder und Jugendlichen zu Geburtstagen, ist immer wieder zum Mittagessen in den Gruppen und Familien oder trifft die Kinder nach der Sonntagsmesse. Steht eine Klassenarbeit oder eine schwierige Entscheidung an oder merkt sie, dass die Gruppen und Kinderdorffamilien gerade mit Sorgen zu kämpfen haben, nimmt sie diese besonders in ihr Gebet auf. „Meine Bitte ist vor allem die, dass Gott die jeweiligen Geschicke und Wege gut im Blick hat“, betont die Dominikanerin. „Dass die Kinder sich geliebt und geschützt wissen.“