Der Preis ist hoch

Projekt „Schwein haben“ beschäftigt sich mit der Lage der Landwirte

Wie diese Zuchtsau wirft auch das Schwein Frieda nun zwei bis drei Mal im Jahr Ferkel. (c) Garnet Manecke
Wie diese Zuchtsau wirft auch das Schwein Frieda nun zwei bis drei Mal im Jahr Ferkel.
Datum:
14. Dez. 2022
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 50/2022 | Garnet Manecke

In Umfragen sind die Befürworter für eine artgerechte Tierhaltung, regionale Produkte und bessere Qualität regelmäßig in der Mehrzahl. Auch höhere Preise sind demnach kein Problem, wenn die Produktion nachhaltig ist. Die Realität an den Fleischtheken sieht anders aus. Hier greifen die Verbraucher mit überwiegender Mehrheit zum billigeren Produkt. Das hat Auswirkungen. 

Frieda lebt jetzt auf dem Stautenhof und zieht ihre Ferkel groß. Eigentlich sollte die Sau im Juni dieses Jahres geschlachtet werden, aber Tierschützer hatten protestiert – nun ist sie Zuchtsau. Ihr Leben von der Geburt bis heute wurde vom Projekt „Schwein haben“ der Katholikenräte Heinsberg und Mönchengladbach sowie des KAB-Diözesanverbands Aachen begleitet. Im Zentrum des Projekts steht die Frage, wie Fleisch produziert wird und wie der Mensch mit der ihm anvertrauten Schöpfung umgeht. Aber auch: Wie ist der Umgang mit den Produzenten? Die Antwort, die sich bei der letzten Veranstaltung des Projekts herauskristallisiert, ist in einem Wort zusammengefasst: schlecht.

„Nachhaltigkeit spielt keine Rolle mehr“, ist die Erfahrung von Christoph Leiders, Biolandwirt vom Stautenhof in Willich-Anrath. Die Biovermarktung stecke in ihrer größten Krise, seit es Bio gebe. Die Inflation hinterlässt ihre Spuren. Für Landwirte hat das dramatische Folgen. Die Nachfrage bricht ein und damit die Preise. „Der Schweinepreis fiel im Jahr 2020/21 auf den niedrigsten Stand seit 15 Jahren“, sagt Schweinezüchter Thomas Genfeld aus Nettetal. Dazu komme, dass der Verbrauch an Schweinefleisch rückläufig sei. Als Landwirt wird für ihn der Spielraum immer kleiner, wenn er wirtschaftlich arbeiten will. „Früher oder später muss ich entscheiden, ob es nur ein kostspieliges Hobby ist“, sagt er.

Mehr Tierwohl kostet mehr Geld: Das sollte bei entsprechenden Forderungen klar sein

Für die Verbraucher hat es direkte Auswirkungen, wenn ein Landwirt nach dem anderen aufgibt: Lebensmittel müssen dann vermehrt importiert werden. Das schafft neue Abhängigkeiten – zumal eine Kontrolle der Produktionsbedingungen in der Landwirtschaft damit schwerer wird. „Die Gesellschaft bekommt die Landwirtschaft und Tierhaltung, die sie verdient. Sie muss sich fragen, was ihr eine extensive Landwirtschaft wert ist“, sagt Genfeld denn auch bei der Podiumsdiskussion in der Jugendkirche in Mönchengladbach (Jim).

Allein kommen die Landwirte aus dem Dilemma nicht heraus. „Ohne eine staatliche Förderung können sie die Kostensteigerungen nicht stemmen“, sagt Friedhelm Jaeger, Ministerialrat für Tierschutz, Tiergesundheit und Tierarzneimittel im NRW-Ministerium für Umweltschutz und Landwirtschaft. Zur Gegenfinanzierung sei eine Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Lebensmitteln von sieben auf 19 Prozent nötig. „Mehr Tierwohl kostet nun einmal auch mehr Geld“, stellt Jaeger klar. Die Landwirte stehen, wie andere Branchen auch, im internationalen Wettbewerb.