Eins bleibt festzuhalten: Die Stimmung in Erfurt war gut. Anders als beim Katholikentag vor zwei Jahren in Stuttgart schaffte es die Veranstaltung, in der thüringischen Landeshauptstadt deutlich sichtbar zu werden. Rund um den Erfurter Dom, der zentraler Punkt für die Open-air-Veranstaltungen und Gottesdienste war, entspannte sich auch direkt die Kirchenmeile. „Eine echte Premiumlage“, wie vielfach an den Ständen zu hören war.
Trubelig ging es zu – trotz Regen am ersten Tag und Gewitter, das dem Abschlussabend am Samstag einem Strich durch die Rechnung machte. Kirche ist in Bewegung – so kann man die Kirchenmeile beschreiben, auf der sich über 250 Stände präsentierten, um die Vielfalt des kirchlichen und zivilgesellschaftlichen Lebens und Engagements in Verbänden, diözesanen Laiengremien, geistlichen Gemeinschaften, Orden, kirchlichen Institutionen und Initiativen vorzustellen.
Vielfach Thema: Veränderung. Viele der 27 deutschen (Erz-)Bistümer stehen vor tiefgreifenden Veränderungen. Das betrifft oft nicht nur die Strukturen – aus Pfarreien und Kirchengemeinden werden Pastorale Räume oder Orte von Kirche – sondern das bringt auch einen Kultur- und Haltungswandel mit sich. So zeigten viele Bistümer an ihren bunt und modern gestalteten Ständen, wie vielfältig das Gesicht von Kirche sein kann, das eigene Bistum ist und dass sich eben doch ein zweiter Blick lohnt. Und dieser geht bei vielen in die Zukunft: auf neue Angebote und neue Herausforderungen, die es anzunehmen heißt. Auch der Diözesanrat der Katholikinnen und Katholiken und das Bistum Aachen waren mit einem gemeinsamen Stand zu finden. Dieser widmete sich dem Strukturwandel im Rheinischen Revier.
Die Veranstalter in Erfurt ziehen ein positives Fazit. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Irme Stetter-Karp, sagte, der Katholikentag habe mit seinen Themen in jene der Gegenwart hineingeführt. Aus Erfurt komme die Botschaft, miteinander, nicht gegeneinander zu leben, Frieden zu suchen, die Demokratie mit Leben zu füllen. Vor allem aber habe der Katholikentag eine ökumenische Weite gezeigt, die einer Revolution gleichkomme. „Wir haben eine Ahnung davon bekommen, wie wir heute und morgen Kirche für andere sein können, weil uns andere gesagt haben, warum aus ihnen Gott in eine neue Zeit hineinspricht.“
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, „wir haben hier auf dem Katholikentag Lebendigkeit erfahren“. Es habe eine Ortsbestimmung zu innerkirchlichen und gesellschaftlichen Debatten gegeben. Das Leitwort sei „hervorragend“ ausgewählt worden. Es habe ihn sehr berührt, dass so viele Politiker dabei gewesen seien. Sie hätten offenbar wahrgenommen, „was wir als Katholiken zu sagen haben“. Oft sei auch das Friedenswort, aber auch das Wort zum völkischen Nationalismus zitiert worden.
Der 103. Katholikentag ist vorbei. Würzburg wirft bereits seine Schatten voraus. Dort findet vom 13. bis 17. Mai 2026 der nächste Katholikentag statt. (ak)
Dass der Katholikentag in Erfurt ein Erfolg war, dafür sorgten unter anderem auch die rund 900 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer.
Rund 20 000 Menschen kauften ein Dauerticket, weitere 3000 ein Tagesticket. Hinzu kommt eine ähnlich hohe Zahl, die die öffentlichen Veranstaltungen besuchten. Laut Veranstalter besuchten rund 40 000 Personen den Katholikentag.