Den Sommer verlängern

Wie in den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach die Urlaubserholung in den Alltag gerettet werden kann

Eine Grenzerfahrung ist der Besuch des westlichsten Punkts Deutschlands. Jenseits des Holzgeländers ist niederländisches Gebiet. (c) Garnet Manecke
Eine Grenzerfahrung ist der Besuch des westlichsten Punkts Deutschlands. Jenseits des Holzgeländers ist niederländisches Gebiet.
Datum:
1. Aug. 2023
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 31/2023 | Garnet Manecke

Die Sommerferien sind vorbei, der Urlaub ist zu Ende, aber der Sommer dauert noch einige Wochen an. In den Regionen Heinsberg und Mönchengladbach gibt es viele Ziele, die sich eignen, die Erholung zu behalten und dabei Kirche und Glauben auf andere Art und Weise zu entdecken. Einige Vorschläge.

Die große Kunst nach dem Urlaub ist es, die Erholung in den Alltag zu retten. In den Regionen Mönchengladbach und Heinsberg gibt es dazu mehrere Möglichkeiten. Auf geht’s:

Der westlichste Punkt Deutschlands liegt bei Isenbruch an der niederländischen Grenze. Jenseits des Holzgeländers leben die Menschen anders, gelten andere Gesetze, ist der Deutsche Ausländer. Einfach so. Ein Perspektivwechsel, den auch der Meditationspfad Blick.Weite des Pfarrverbands St. Servatius Selfkant an mehreren Stellen bietet. Er führt durch Isenbruch und verläuft ganz in der Nähe des westlichsten Punkts Deutschlands. Die Gesamtroute ist 14,2 Kilometer lang und führt ebenfalls über die Grenze. Der Weg ist gut zu Fuß oder per Fahrrad zu bewältigen. An einigen Stationen geben Tafeln den Pilgern geistliche Impulse. Wer möchte, kann den Weg auch in kleinere Routen aufteilen. (www.blick.weite.eu

Seelen-Sommer   Unter dem Leitwort „Bildung für Körper, Geist und Seele“ bietet das Katholische Forum für Erwachsenen- und Familienbildung noch bis Ende August die Reihe „Seelen-Sommer“ an. Von „Coffee to go mit Gott“, einem literarisch-spirituellen Kaffeeklatsch am 6. August bis zum Mitsingkonzert zum Abschluss am 27. August reicht das bunte Potpourri der Angebote: Acrylmalerei-Workshop im Nikolauskloster Jüchen (12. August), Waldtheater für Familien an der Vogelvoliere im Bunten Garten (12. August), Yoga in der Citykirche Mönchengladbach (13. August), Soulboard, eine Kombination aus kreativem Tagebuch und Visualisierung der eigenen Ziele (19. August), japanisches Taiko Trommeln (19. August), ein spirituell-musikalischer Sundowner oder eine kreative Happy Hour mit Trockenblumen, Makramee und Kerzenfärben. Die Teilnahme ist kostenfrei, teilweise fallen kleinere Materialkostenbeiträge an. Anmeldung und Infos unter https://forum-mg-hs.de, per Telefon 0 21 61/98 06 53 oder per E-Mail an 
forum.mg.hs@bistum-aachen.de.

In eine der Klostermauern von Haus Hohenbusch ist ein Insektenhotel gebaut worden. (c) Garnet Manecke
In eine der Klostermauern von Haus Hohenbusch ist ein Insektenhotel gebaut worden.

Feldkapelle Heinsberg-Waldfeucht   Seit 250 Jahren kommen Menschen zu der kleinen Kapelle am Feldweg, um für ein kurzes Gebet innezuhalten. Sie bitten Maria um ihren Beistand. Oft hat es wohl geholfen, wie die vielen Votivtafeln im Vorraum der Kapelle und am Eingang zeigen. Auch heute noch suchen viele Menschen die Kapelle unter den Linden auf, um Unterstützung von oben zu erbitten. Kinder und Jugendliche zünden vor Klassenarbeiten eine Kerze an. Menschen aus den Nachbarorten, auch aus den Niederlanden, erbitten den Beistand bei wichtigen Lebensentscheidungen und Ereignissen wie Operationen oder Krankheit. Auch Ausflügler halten hier auf ihren Fahrradtouren für einen kurzen Moment der Einkehr oder, um sich den eleganten Rokoko-Altar anzusehen. Die Feldkapelle steht in Waldfeucht am Ende der Kapellenstraße in der Nähe der Mühle.

Haus Hohenbusch   Die Kreuzherren haben die Klosteranlage schon lange verlassen. Die Kirche gibt es nicht mehr, sie ist nur noch angedeutet: ein Platz umsäumt von Bäumen, eine Glocke, ein Kreuz. Ein Teil der Wirtschaftsgebäude steht noch, von einem Teil gibt es nur noch Reste. Der Förderverein „Haus Hohenbusch“ pflegt die Anlage in Erkelenz und hat sie zu einem beliebten Anziehungspunkt gemacht. Eine Blumenwiese wurde angelegt, direkt daneben stehen die Bienenstöcke. Mit den Jahren hat sich die Blumenwiese verändert, wie es die Natur so vorsieht. Man trifft hier immer jemanden. An diesem Nachmittag haben sich zwei Männer auf die Bank gesetzt. Ihre Fahrräder stehen im Schatten der Bäume. Zwischen ihnen steht das Picknick: Käsewürfel und Bier. In den Sommerferien sei die große Wiese voll mit Zelten gewesen. „120 Kinder waren hier“, berichtet einer der Männer.

Auch der Kräutergarten, in dem man die Kräuter probieren kann, und das Insektenhotel ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Das frühere Klostergelände wird heute vielfältig genutzt: In der „Kirche“ unter den Bäumen werden hin und wieder Gottesdienste gefeiert, es gibt viele Ausstellungen und Konzerte. Klassik ist hier genauso zu Hause wie das dreitägige Festival „Electrisize“. Und doch hat das ehemalige Kloster nichts von seiner besonderen Faszination als geistlicher Ort verloren.

Auf den Blühwiesen kann man Bienen und anderen Insekten bei der Arbeit zusehen. (c) Garnet Manecke
Auf den Blühwiesen kann man Bienen und anderen Insekten bei der Arbeit zusehen.

Heimat blüht auf   Die Bewahrung der Schöpfung ist eine der Kernaufgaben der Christen. Die ökumenische Initiative „Heimat blüht auf“ setzt sich dafür ein, insektenfreundliche Blühwiesen anzulegen, um die Artenvielfalt zu fördern. Dazu legen die Mitglieder nicht nur Blühstreifen und Wiesen an Äckern an, die ihnen von Landwirten im Kreis Heinsberg zur Verfügung gestellt werden. Die Blüh-Truppe bietet auch Bildung in Sachen Insekten. Ein Anliegen ist es, das Image von Mücken, Würmern und Käfern aufzupolieren. Denn während für Bienen und Hummeln die Herzen schlagen, rangieren Würmer, Fliegen und Krabbeltiere wesentlich weiter unten in der Beliebtheitsskala. Dabei sind sie wichtig für das Funktionieren des Ökosystems. Warum das so ist, kann man an den Feldern der Initiative beobachten. In den Wiesen ist das Leben spürbar. Auch spezielle Kinderwiesen gibt es, bei denen Kinder bestimmen, was hier geschehen soll. Der Besuch dieser Blühflächen ist ein Kontrastprogramm zum nahe gelegenen Tagebau.
www.heimatblühtauf.de