Den Kern des Glaubens erspüren

Ein Besuch im Ostergarten Kempen, der in der Propsteikirche die letzten Tage Jesu nachzeichnet

Wie fühlt es sich an, angeklagt zu werden? Diese Frage haben Schüler der Gesamtschule Kempen an der Station Verurteilung aufgegriffen. (c) Kathrin Albrecht
Wie fühlt es sich an, angeklagt zu werden? Diese Frage haben Schüler der Gesamtschule Kempen an der Station Verurteilung aufgegriffen.
Datum:
12. März 2024
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 11/2024 |Kathrin Albrecht

In diesen Wochen bereiten wir uns auf das Osterfest vor, begleitet von den Texten der Passionsgeschichte Jesu, in denen die Evangelien seine letzten Tage auf Erden beschreiben – vom Einzug in Jerusalem bis zur Kreuzigung und Wiederauferstehung. 

Doch was bedeutet das? Können wir nachempfinden, wie er sich gefühlt haben muss? Und können wir in dieser Geschichte Bezüge zu unserem heutigen Leben, zu uns persönlich finden? Eine Möglichkeit dafür eröffnet der Ostergarten in der Propsteikirche St. Mariae Geburt in Kempen. Nach zwei Veranstaltungen 2013/14 griffen Gemeindereferent Andreas Bodenbenner (GdG Kempen/Tönisvorst) und Pastoralferent Harald Hüller (GdG Viersen-Dülken) das Konzept im vergangenen Jahr wieder auf und präsentierten 2023 den Ostergarten in der Kirche St. Notburga in Viersen-Rahser.

Der Ostergarten kam so gut bei Besucherinnen und Besuchern an, dass die beiden mit einem großen Team an engagierten ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern die Neuauflage in Kempen angehen konnten. Neun Stationen wurden in der Kirche aufgebaut. Den Beginn des Stationenweges bildet ein vielen Kempenern vertrauter Straßenzug, die Schulstraße. Von dort aus geht es aber gleich mitten hinein, 2000 Jahre zurück, durch das Stadttor Jerusalems hindurch, in Erwartung Jesu, der auf einem Esel reitend in die Stadt einzieht. Die neun Lehrerinnen aus verschiedenen Schulen der Umgebung, die Bodenbenner und Hüller, gekleidet in weißen Tuniken, an diesem Abend durch die Stationen führen, nehmen die Rolle der Menschen ein, die damals Jesu als den vermeintlichen Messisas, auf den sie so lange gewartet haben, in Empfang nahmen. 

Stationen stellen einen Bezug zur heutigen Zeit her

Die nächsten Stationen führen zum Abendmahl und zur Fußwaschung. Die Lagerstätte ist verlassen, Jesus und die Jünger sind bereits aufgebrochen in den Garten Getsemani. Die Teilnehmerinnen können hier innehalten, den Worten nachspüren, die Jesus hier seinen Jüngern mit auf den Weg gegeben hat. Haben sie verstanden, was er gemeint hat? Zur Szenerie gehört die Fußwaschung. Und auch die Teilnehmerinnen merken – dafür braucht es Überwindung, sich von einem anderen die Füße waschen zu lassen. 
Eindrucksvoll auch die Stationen im Garten Getsemani, in denen das Wachen und der Verrat dargestellt werden. Unterschiedlich schwere Koffer und Taschen smbolisieren Situationen, in denen Menschen Verrat erlebt haben. Blumen symbolisieren die Dinge, die wir in einer solchen Situation tun oder sagen können. Düster wird der folgende Weg. Die Anklage spiegelt wider, womit wir uns heute konfrontiert sehen: Mobbing, Ausgrenzung und Hass. Beim Kreuzweg können die Teilnehmenden selbst ein Kreuz tragen und sehen sich auch hier konfrontiert mit dem, was wir heute ertragen müssen. In der Grabkammer herrscht Stille. Sie wird gebrochen im nächsten Raum, der die Auferstehung darstellt. Vom Dunkel geht es zurück ins Licht. Doch wie lässt sich das Unvorstellbare fassen? 
Verschiedene Gruppen, darunter Teilnehmende der Firmvorbereitung aus Kempen und St. Tönis, Schüler der Klassen 6 und 7 der Liebfrauenschule Mühlhausen sowie Frauengruppen aus Kempen, die KFD St. Mariae Geburt und Gruppen aus Vorst, haben die Stationen vorbereitet. Sichtlich beeindruckt sind die Teilnehmerinnen beim anschließenden Austausch im Ostergarten-Café. Sie sind sich einig, es ist schön, (wieder) zu erfahren, was der Kern des Glaubens ist. 

Führungen können unter https://ostergartenkempen.de gebucht werden. Dort gibt es auch Infos zum Begleitprogramm. Dienstags und sonntags ist der Besuch von 14.30 bis 16.30 Uhr ohne Führung möglich.