Den Heiligen nahe

Zur Restaurierung der Glasfenster der Üdinger Marien-Kapelle

Die Restauratorin und ihr Auftraggeber an der Statue, an der es um einen fehlenden Finger ging. (c) Stephan Johnen
Die Restauratorin und ihr Auftraggeber an der Statue, an der es um einen fehlenden Finger ging.
Datum:
14. Jan. 2020
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 03/2020

Einmal in der Woche feiern Gläubige in der kleinen Kapelle „Maria, Hilfe der Christen“ im Kreuzauer Ortsteil Üdingen Gottesdienst. Das Gotteshaus wurde 1876 errichtet und später erweitert. Die Ausstattung ist in die Jahre gekommen: Die Glasfenster haben an Konturen verloren. Restauratorin Agnieszka Krieger hat sich der Aufgabe angenommen, sie wieder instandzusetzen. 

Wie kamen Sie zum Auftrag in Üdingen?

Während des Tages der offenen Tür in meinem Atelier beim Europäischen Restaurierungstag im vergangenen Jahr  wurde ich vom Vorsitzenden des Kirchen- vorstandes angesprochen, ob ich Retuschierungsarbeiten an den Fenstern der Kapelle durchführen könnte. 

 

Ist die Arbeit für Sie eine besondere Herausforderung?

Ich bin Gemälderestauratorin und arbeite auf verschiedenen Bildträgern. Dazu zählen neben Leinwand und Holztafeln auch Elfenbein, Metall oder eben Glas. Deshalb war diese Art von Arbeit nichts Neues für mich. Neu war nur das große Ausmaß der Glasmalereien. 

 

Welche Bedeutung hat der Auftrag für Sie persönlich?

Ich war berührt, in der Kapelle, die der Muttergottes geweiht ist, arbeiten zu dürfen. Ich habe dann viele Stunden hier alleine arbeitend verbracht. Das war wie eine andauernde Kontemplation, weil die Gesichter und Gestalten von Maria, Jesus und der Heiligen mir so ganz nahe waren. 

 

Welche Rolle spielte das Denkmalamt?

Die Kapelle steht unter dem Schutz des Denkmalamtes, deshalb mussten Art und Weise der Restaurierungsarbeiten abgesprochen werden. Es folgten drei Treffen vor Ort und zahlreiche E-Mail-Wechsel. Verschiedene Erwartungen mussten zusammengebracht werden. Das Denkmalamt legte Wert auf Reversibilität der Retuschierungen – was übrigens die goldene Regel von Restaurierung ist. Der Kapellenverein wünschte sich eine dauerhafte und stabile Lösung. Ich habe mehrere Proben durchgeführt, und letztlich konnte ein passendes Farbsystem gefunden werden. Die Ausführung war somit zwar aufwendiger, aber so konnten alle Beteiligten zufriedengestellt werden. Es ist daher gelungen, ideale und praktische Erwartungen zu erfüllen.

 

Welches Fenster hat Ihnen besonders gefallen? 

Das Pfingstfenster, womit ich die Arbeiten auch begonnen habe. Da fühlte ich mich beinahe in das Geschehen mit hineingezogen.

 

Das Interview führte Stephan Johnen.

Die Restaurationen in der Marien-Kapelle

2 Bilder