Escape-Rooms werden immer beliebter. Eingeschlossen in einem Raum, suchen die Teilnehmenden durch Lösen verschiedener Rätsel den Schlüssel, der die Tür nach außen wieder öffnet. Warum das Prinzip dieses Spiels nicht mit der Heiligtumsfahrt verbinden? Das Katholische Forum für Erwachsenen- und Familienbildung Mönchengladbach und Heinsberg bietet das nun in Mönchengladbach an. Die KirchenZeitung war bei der Generalprobe.
Daniel Huthmacher hat heute schon einige Möbel geschleppt. In der Ecke des Konferenzraums steht die altertümliche Vitrine, zwischen den Fenstern hat er einen Sekretär mit mehreren Schubladen aufgestellt, an dem ein Spazierstock lehnt. Schlüsselbretter, Schatzkisten, Schlösser, eine Vitrine mit einer Waffe und sogar ein Skelett sind im Raum arrangiert. Gleich werden die Testpersonen kommen, um die ersten Rätsel zu lösen. Danach wird geschaut, wo es bei den Rätseln noch haken könnte. Schließlich soll bei der Heiligtumsfahrt keine Panne passieren.
Während der Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach wird das Lesecafé gegenüber der Citykirche Mönchengladbach für eine Woche zum Escape-Room. Dafür wird es neu eingerichtet. „Wir haben zwei Tage für den Umbau eingeplant“, sagt Lucia Traut, Leiterin des Katholischen Forums für Erwachsenen- und Familienbildung Mönchengladbach und Heinsberg. Dann werden neben den Testrequisiten auch Schränke aufgebaut, die eine entscheidende Rolle spielen.
Schon länger bietet das Forum den mobilen Escape-Room „Der Schatz von König Salomon“ als Pop-Up-Variante an. „Das hier ist natürlich aufwendiger. Der mobile Raum muss ja immer in einer Stunde aufgebaut sein“, sagt Lucia Traut. Während der Coronabeschränkungen ist es still um die mobile Variante geworden. Mit dem neuen Escape-Room „Das falsche Heiligtum“ hoffen die Macher auch, das mobile Spielset wieder zu beleben.
Huthmacher und Traut kennen sich schon aus Studienzeiten. In seiner Freizeit denkt sich Huthmacher gerne Rollen und Rätselspiele aus, die er dann mit Gruppen durchführt. Für Traut war er daher die Idealbesetzung, um den Heiligtumsfahrtsrätselspaß zu konzipieren. Die Requisiten für seine Spielideen findet Huthmacher meist auf Flohmärkten und bei Haushaltsauflösungen. Für den Escape-Room konnte er aus einem reichen Fundus schöpfen.
Der birgt auch ungewöhnliche Schlösser wie das Richtungsschloss. Dabei muss eine Halbkugel nach einem bestimmten Schema in vier Richtungen bewegt werden, um es zu öffnen. „Das Schloss habe ich über Ebay in Amerika gefunden“, sagt Huthmacher. „So etwas wird heute gar nicht mehr hergestellt. Die sind sehr rar.“
Auch die Testerinnen Jojo Schmitz, Manuela Vogler, Lea Loogen und Patea Delhofen kennen diese Art Schloss nicht. Wie sie auch so manch anderes Requisit nicht wirklich kennen. Denn alles hier kann eine unbekannte Seite haben. Geheimfächer, falsche Schlösser oder Schlüssel, geheime Codes und Türen, die ins Nirgendwo führen: Wer hier weiterkommen will, muss um die Ecke denken. Das zeigt sich schnell. Überall könnte ein weiterer Hinweis versteckt sein.
Nach anfänglichem Zögern überwinden die Testerinnen die Scheu, einfach fremde Türen und Schubladen zu öffnen. Neugierig schauen sie nach, was sich dahinter verbirgt. Während sie knobeln und ausprobieren, stoppt Huthmacher die Zeit, die sie für die verschiedenen Stationen benötigen. „Wir müssen im Live-Betrieb ja mit einer Stunde hinkommen“, sagt Lucia Traut.
Für Gruppen bis maximal zehn Personen ist das Spiel gedacht. Dabei ist es egal, ob es sich um eine Familie mit Kindern, eine Gruppe Jugendlicher oder Senioren handelt: Für jede Altersgruppe sind Rätsel dabei, die sie lösen können. „Wir können das auch anpassen“, sagt Traut. Für den Fall, dass sich eine Gruppe zu sehr in eine falsche Rätselrichtung verrennt, wird immer jemand vom Team anwesend sein, der dann nochmals kleine Tipps geben kann. Schließlich sollen alle am Ende mit einem Erfolgserlebnis nach Hause gehen.
Die Ausgangslage ist für alle gleich: Eine Fälscherbande wollte die Heiligtümer aus dem Schrein stehlen und gegen billige Kopien tauschen. Die Polizei konnte das Komplott zwar aufdecken und die Verbrecher dingfest machen, aber der Schlüssel zum Abendmahlsschrein ist verschwunden. Ihn gilt es zu finden und sich dabei in die Werkstatt der Fälscher vorzuarbeiten. Eine Stunde bleibt dafür.
Die Testerinnen schlagen sich in ihrer Rolle als Polizeihelferinnen wacker. Sie lüften die Rätsel zusammen, knacken die Schlösser und dechiffrieren die Codes. Mit jedem kleinen Erfolg wächst die Lust auf das nächste Rätsel. So haben sich die Macher das vorgestellt. Nach einer Stunde ist klar: Die Generalprobe ist sehr gut gelaufen. Jetzt wird noch der Escape-Room im Lesecafé aufgebaut, dann kann die Heiligtumsfahrt in Mönchengladbach beginnen.
Der Rätselraum ist bis Sonntag, 4. Juni, geöffnet. Gruppen können ihn vorab buchen. Erwachsene zahlen 8 Euro, Studierende, Schüler, Kinder, Geringverdienende und Senioren ab 65 zahlen 5 Euro. Die Buchung ist unter www.forum-mg-hs.de/raetselraum möglich.