Orte von Kirche sind so vielfältig und unterschiedlich wie die Menschen, die rund um die Kirchtürme leben. Der Kleiderladen „Joachims Anziehpunkt“ im Dürener Norden ist seit zwölf Jahren ein solcher Ort von Kirche, der von Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft besucht wird, um gespendete Kleidung zu einem geringen Preis erstehen zu können.
Seit zwei Wochen nun steht den Stadtteilbewohnern mit „Joachims Nähcafé“ ein weiterer Treffpunkt im Pfarrheim von St. Joachim offen. Jeden Dienstag kann hier von 16 bis 18 Uhr zusammen genäht und geschneidert, aber auch gequatscht und gelernt, kurzum Nachbarschaft gelebt werden.
„Joachims Familie wächst. Neben der Kleiderkammer und Lebensmittelausgabe ist das Nähcafé das dritte Kind“, freut sich Gemeindereferentin Dorothee Wakefield über den neuen Ort von Kirche mitten in einem Viertel, in dem Katholiken zunehmend zu einer Minderheit gehören. Doch weder Herkunft, Status oder Religion spielen für die Angebote der GdG St. Franziskus im sogenannten „Stadtteil mit besonderem Erneuerungsbedarf“ eine Rolle.
„Befragungen unter den Besuchern des Kleiderladens haben ergeben, dass sich die Menschen in St. Joachim einen Platz wünschen, an dem sie miteinander in Kontakt kommen können, Geselligkeit erleben und auch im Falle von Menschen mit Migrationsgeschichte mehr über die deutsche Kultur lernen, die deutsche Sprache lernen können“, fasst Dorothee Wakefield die Idee hinter dem „Nähcafé“ zusammen.
Selbstverständlich können mit den zur Verfügung stehenden Nähmaschinen und Werkzeugen auch Änderungsarbeiten an Kleidungsstücken vorgenommen werden – und was wäre ein Café ohne einen Kaffeevollautomaten, der so ziemlich alle Wünsche erfüllt!?
Mit dem Café als ein Ort von Kirche möchten die Verantwortlichen ein positives Zeichen für Nord-Düren setzen und einen Teil zur Stadtteilerneuerung beitragen – als Kooperationspartner mit den anderen lokalen Akteuren vor Ort wie der Stadtteilvertretung, dem Haus für Alle und der Stadt Düren. „Düren-Nord ist ein sehr bunter, lebendiger Stadtteil mit viel Potenzial. Da gehören wir als katholische Kirche vor Ort mit dazu. Es gibt viele Menschen, die sich hier engagieren. Vereine wie Kirchen machen viel und bewegen einiges. Nichtsdestotrotz kann das nur gemeinsam gelingen“, ist Dorothee Wakefield überzeugt.
Neben einem Ort der Begegnung und des Austauschs soll „Joachims Nähcafé“ auch Hilfe zur Selbsthilfe für die Menschen im Stadtteil leisten. Männer, Frauen und Kinder – jeder Besucher ist willkommen, und für Kinder gibt es sogar eine Spielecke. „Unsere Türen stehen offen – und wir haben einen langen Atem“, ist die Gemeindereferentin überzeugt, dass auch das Nähcafé einen festen Platz im Leben vieler Menschen einnehmen wird.
Nach der Startphase könne das niederschwellige Angebot beispielsweise um zusätzliche Beratungen ergänzt werden. Dorothee Wakefield: „Wir sind mit dem Gedanken eines nachhaltigen, langfristigen Handelns angetreten, haben offene Ohren und feine Antennen.“
Zum Start wurden Nähmaschinen und Zubehör sowie Material angeschafft, Möbel und Dekoration für die Räume zusammengestellt. Finanzielle Unterstützung gab es von der Pfarrei und der Bischof-Klaus-Hemmerle-Stiftung zur Förderung pastoraler Dienste im Bistum Aachen. Das dreiköpfige Café-Team arbeitet ehrenamtlich, tauscht sich auch mit den Ehrenamtlern des Kleiderladens aus. „Hier wird nichts abgegrenzt. Wir sind alle eins“, sagt Waltraud Kuschel, die „gute Fee“ des Nähcafés.
„Ich wollte so etwas schon immer gemacht haben: ehrenamtlich arbeiten, Kontakte knüpfen, andere Menschen kennenlernen und ihnen helfen können“, erklärt sie ihre Motivation zur Mitarbeit. Bereits in der ersten Woche habe es viele positive Rückmeldungen aus dem Stadtteil gegeben.
Auch ein Nähkurs, für den eine professionelle Schneiderin engagiert wurde, ist gut angelaufen. Die erste Einheit mit sechs Terminen jeweils an einem Donnerstagabend ist bereits ausgebucht. Aktuell wird geprüft, ob weitere Kurse angeboten werden.
Interessenten können nähere Details zu den Angeboten bei Dorothee Wakefield (E-Mail: dorothee-wakefield@gdg-st-franziskus.de) erhalten und sich auf eine Warteliste setzen lassen.