14 Kirchen, 32 Kilometer und eine Nettofahrzeit von zwei Stunden und 53 Minuten: Dieses Programm hatten sich rund 30 Radfahrerinnen und Radfahrer vorgenommen, um ihren neuen Pastoralen Raum zwischen Rheydt, Holt, Giesenkirchen und Odenkirchen kennenzulernen.
Die Idee einer möglichst nachhaltigen und umweltbewussten Möglichkeit, Menschen miteinander zu verbinden, die sich bislang noch nicht kannten, hatte das Umweltteam der katholischen Pfarrei Herz Jesu in der GdG Rheydt-West um Marco Köhler bereits im Frühjahr. „Und der Weg von der ersten Eingebung bis zur Umsetzung war dann auch recht kurz“, freute sich Gemeindereferent Daniel Scherer, ebenfalls Teil des Umweltteams, über den Verlauf des Projekts.
So wurde im Laufe der Planungsphase aus einer normalen Radtour eine Fahrt auf zwei Rädern durch ein Gebilde, das sich im wahrsten Sinne des Wortes noch zusammenfinden muss, bevor im Januar 2025 alle 44 Pastoralen Räume im Bistum Aachen gemeinsam an den Start gehen. Auch der noch ungeliebte Arbeitstitel „Rheydter Gürtel“ soll bald verschwinden und durch eine neue Bezeichnung ersetzt werden. „Bis Anfang Oktober wollen wir einen Namen finden“, sagte Gemeindereferent Markus Heib, der als Promotor für Mönchengladbach und Rheydt eingesetzt worden ist und ebenfalls an diesem Tag in die Pedale trat.
Dass die Tour keine lockere Spazierfahrt sein würde, war allen Mitfahrenden bereits am Beginn der insgesamt 14 Stationen klar. Der Grund: Das Besuchspaket war mit einer Verweildauer von acht bis zehn Minuten pro Kirche eng geschnürt. Bereits beim zweiten Stopp an der Kirche St. Konrad in Mönchengladbach-Ohler zeigte die Uhr ein Plus von vier Minuten an. Um den Zeitplan halten zu können, stellte sich daher schon früh bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Routine ein: Auf den Kirchplatz einbiegen, Fahrrad abstellen, eine kurze Besichtigung des Gotteshauses, ein schneller Kaffee, und weiter ging die abwechslungsreiche Fahrt über stark befahrene Innenstadt-Kreuzungen bis hin zu sandigen Böden auf den Spuren einer alten Römerstraße. Absteigen und schieben inklusive.
Noch wichtiger als das Fahren an sich sollten an diesem Tag allerdings die Menschen aus den unterschiedlichen Gemeinden sein, die miteinander ins Gespräch kamen und sich über ihre Heimatpfarreien austauschten. Hierzu gehörte auch Otto Koopmann aus Giesenkirchen-Meerkamp, der seit vielen Jahren im Kirchenchor singt. Der 85-Jährige freute sich vor allem darüber, Kirchen besuchen zu können, in die er bislang noch keinen Fuß gesetzt hatte.
Auch Elisabeth Laumanns, Mitglied im Regionalteam Mönchengladbach, zeigte sich von der Radtour beeindruckt: „Sich einfach mal bewusst zu machen, von wo bis wo der neue Pastorale Raum reicht, finde ich sehr bereichernd.“ Ihr sei auf diese Weise bewusst geworden, wie viele Gemeinden und kirchliche Angebote es in diesem Pastoralen Raum gebe. Hierzu gehörten unter anderem die Heilig-Geist-Bücherkirche, die Zelt-Zeit auf der Höhe oder aber die St.-Josef- Grabeskirche. Elisabeth Laumanns weiter: „Gleichzeitig weiß ich aber auch, dass die Anzahl der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Zukunft zurückgehen wird, ebenso die Anzahl der Kirchbesucherinnen und -besucher. Daher werden wir auf Dauer nicht alle Angebote aufrechterhalten können. Aber dort, wo Menschen sich weiterhin aktiv einbringen und die Botschaft des Evangeliums leben, werden vielfältige, lebendige Orte von Kirche entstehen. Diese miteinander zu vernetzen und einladend für alle Menschen zu öffnen, wird unser aller Aufgabe für die nächsten Jahre sein.“
Und für Michael Franken, Küster der Pfarrei Herz Jesu, war es besonders wichtig, die neuen Strukturen nun auch mit Leben zu füllen: „Die Kirche braucht sowohl Orte als auch Gesichter.“ Auch Pfarrer Michael Schicks stieß im Laufe des Tages dazu und freute sich, „dass ich durch die Radtour ein gutes Gefühl für den Pastoralen Raum bekommen habe“.
Nach rund sieben Stunden war die (fast) unfallfreie Tour am Ausgangspunkt an Herz Jesu Pongs mit kühlen Geträn-ken beendet, so dass Pfarrer Schicks um 18 Uhr noch pünktlich die Vorabendmesse feiern konnte.
Der neue Pastorale Raum „Rheydter Gürtel“ wird aus der Pfarrei St. Benedikt von Nursia in der GdG Mönchengladbach-Südwest, der Pfarrei St. Laurentius in der GdG Mönchengladbach-Süd, der GdG Mönchengladbach-Giesenkirchen, der GdG Mönchengladbach-Rheydt-Mitte und der GdG Mönchengladbach-Rheydt-West gebildet. In ihm leben 46125 Katholikinnen und Katholiken. Insgesamt gibt es 14 Kirchengebäude, darunter die Heilig-Geist-Bücherkirche oder die St.-Josef-Grabeskirche.