Demokratie üben

„Es beginnt damit, dass Mädchen und Jungen lernen, sich zwischen Gummibärchen und Chips zu entscheiden“

In Kooperation mit den Schulen führen einige Einrichtungen U-16-Wahlen durch. Von der Stadt gibt es dazu passende Materialien. (c) Dirk Jochmann
In Kooperation mit den Schulen führen einige Einrichtungen U-16-Wahlen durch. Von der Stadt gibt es dazu passende Materialien.
Datum:
11. Sept. 2025
Von:
Aus der KirchenZeitung, Ausgabe 26/2025 | Chrismie Fehrmann

Das Verständnis für Demokratie kommt nicht von ungefähr. Die Regierungsform muss gelernt und gelebt werden. Junge Menschen müssen an gesellschaftliche Prozesse und Entscheidungen herangeführt werden. In den sieben Einrichtungen des Trägerwerkes für kirchliche Jugendarbeit in Krefeld und Meerbusch lernen die Kleinen früh und spielerisch, damit umzugehen.

„Es beginnt damit, dass die Mädchen und Jungen lernen, sich zwischen Gummibärchen und Chips zu entscheiden, und vor allem die Wahl auch zu begründen“, erklärt Simon Schild, der Geschäftsführer des Trägerwerkes. So einfach bleibt es nicht. „Grundsätzlich gibt es bei uns drei Ebenen, auf denen wir politisches Grundwissen an die Kinder und Jugendlichen vermitteln.“ Hildegard Rother-Hauser, Trägerwerk-Vorständin, ergänzt: „Wir machen ganz viel in demokratischer Erziehung.“ 

Simon Schild, Geschäftsführer des Trägerwerkes für kirchliche Jugendarbeit in Krefeld. (c) Andreas Bischof
Simon Schild, Geschäftsführer des Trägerwerkes für kirchliche Jugendarbeit in Krefeld.

Da finden Aktionen wie zu den anstehenden Kommunalwahlen statt. „Anfang September wurde eine Podiumsdiskussion unseres mobilen spielpädagogischen Angebotes Mobifant gemeinsam mit dem Jugendbeirat der Stadt durchgeführt.“ Es ging um Themen, die junge Leute angehen, wie „Schule und Bildung“, „Angebote für Jugendliche“ aber auch „Rechtsruck“. 

Einige Einrichtungen führen in Kooperation mit den Schulen U-16-Wahlen durch. Es gibt passende Materialien der Stadt aus dem Referat für politische Bildung zu Themen wie dem Parteiensystem oder wer wählen darf. Die Jugendeinrichtung Casablanca hat ein Demokratieprojekt für Sechs- bis Achtjährige gestartet.

Auf der zweiten Ebene machen die Mitarbeiter von Mobifant Demokratie erlebbar. Mit einem Kinderparlament und dem Projekt, bei dem die Kinder lernen, demokratisch zu entscheiden, wie real gespendetes Geld einer Stiftung eingesetzt werden soll.  
Drittens geht es um die Kernaufgabe der offenen Kinder- und Jugendarbeit, die selbstbestimmte Partizipation. Die Mädchen und Jungen müssten wissen: „Was ich sage und tue, ist nicht egal. Ich habe eine Stimme und immer eine Chance, bin nicht abgehängt und ohne Einfluss.“ 

Vor einer Wahl kommen viele Fragen zum Verfahren von alleine. „Wenn wir eine Wahlurne für die Kabine bauen, beispielsweise. Wenn die Kinder Plakate sehen oder Wahlzettel“, sagt Schild. „Die meisten Kinder – vor allem in der Innenstadt – kennen das alles nicht, wissen nicht, wofür die Parteien stehen. Grundkenntnisse sind meist nicht vorhanden.“
Oder sie haben viel „Wissen“ aus den sozialen Medien, die es früher so nicht gab. Rother-Hauser: „Wir müssen den Gegenpol herstellen, müssen helfen, die Informationsflut zu sortieren, dass die Verunsicherung nicht noch größer wird und dabei in die Tiefe gehen.“